Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 188-189. (Budapest, 2004)

TANULMÁNYOK - ARTICLES - Lammel, Hans-Uwe: Zum Verhältnis von kulturellem Gedächtnis und Geschichtsschreibung im 18. Jahrhundert. Medizinhistoriographie bei Johann Carl Wilhelm Moehsen (1722-1795). - A kulturális emlékezet és a történetírás viszonya a 18. században. Johann Carl Wilhelm Moehsen (1722-1795) orvostörténeti munkái

vielmehr ist es die Gliederung der politischen Geschichte Brandenburgs, die den Text konfiguriert oder zumindest vorstrukturiert. 38 Um eine „wirkliche Geschichte der Wissenschaften des Landes" schreiben zu können, entwirft Moehsen als historiographische Textur ein Bedingungsgefüge, das von dem für ein Territorium charakteristischen „Flor der Wissenschaften und Künste", der seiner Meinung nach in erster Linie von der „Denkungsart, und den Einsichten, oder dem mehr oder weniger aufgeklärten Verstände der Völkerdie es bewohnen", in Abhängigkeit zu sehen ist, ausgeht. Dieser Verstand des Volkes hinwiederum werde durch die „herrschende Religion des Landes, durch die allgemein angenommene[n] Vorurtheile, durch die eingeführten Sitten, durch die Regierungsmaximen der Fürsten, durch den Wachsthum oder Verfall" des Handels und der Nahrungsmittelproduktion „aufgeklärt und verbessert, oder vernachläßiget und auf Abwege geführet'. Geschichte ist für Moehsen keine durch Progress charakterisierte Aufwärtsbewegung, sondern das Oszillieren um eine Mittellage gesellschaftlicher Verfasstheit, die sowohl die Möglichkeit der Verbesserung als auch der Verschlechterung zulässt. Was er vorführen will, ist nämlich nicht der Sieg der Aufklärung über die dunklen und dumpfen Vorurteile als vielmehr das Phänomen, dass es Vorurteile immer geben werde, solange Menschen in Gemeinschaft lebten, und Aufklärung nur eines zu bewirken imstande sei, den Wandel der Formen von Vorurteilen. 40 Gesellschaftlicher Stillstand wäre diesem explizit gelehrsamkeitshistorischen Standpunkt zufolge das Stehenbleiben bei den immer gleichen Vorurteilen. Moehsen kritisiert die bisherige História literaria, die diese „zufälligen Umstände" nicht mit in Erwägung gezogen habe, deshalb dem denkenden Leser „ungemein trocken und unvollkommen vorkommen" müsse, und meist lediglich die Gelehrten, die in einem Lande oder in großen Städten gewohnt haben, inklusive einiger Nachrichten von deren Leben und Schriften alphabetisch verzeichnete. 41 Ein solches Vorgehen reiche indessen nicht mehr hin. Die Kenntnis der „Wissenschaftsgeographie" . die Beantwortung der heuristischen Frage nämlich, wo finde ich zu welchen Themen Informationen, trug zwar die Funktion einer Art „Aufenthaltsgenehmigung''" im gelehrten Bereich und diente „maßgeblich zur 38 Zu den Alternativkonzepten nach der anthropologischen Wende siehe Jörn Garber: Selbstreferenz und Objektivität: Organisationsmodelle von Menschheits- und Weltgeschichte in der deutschen Spätaufklärung, in: Hans Erich Bödeker, Peter Hanns Reill und Jürgen Schlumbohm (Hrsg.): Wissenschaft als kulturelle Praxis, 1750-1900 (= Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, Bd. 154).Göttingen, 1999. 137-185. 39 Moehsen: Beschreibung einer Berlinischen Medaillen-Sammlung, die vorzüglich aus Gedächtnismünzen berühmter Aerzte bestehet, nebst einer Geschichte der Wissenschaften in der Mark Brandenburg, besonders der Arvieiwissenschqft, von den ältesten Zeiten an bis zu Ende des 16. Jahrhunderts. T. 2: Geschichte der Wissenschaften in der Mark Brandenburg, besonders der Arzneiwissenschaft; von den ältesten Zeiten an bis zu Ende des 16. Jahrhunderts; in welcher zugleich die Gedächtnismünzen berühmter Aerzte, welche in diesem Zeiträume in der Mark gelebt haben, beschrieben werden. Berlin/Leipzig, 1781.3 (ND: Hildesheim/New York, 1976). 40 Vgl. dazu Jonathan B. Knudsen: Friedrich Nicolai's >wirkliche Welt<: On Common Sense in the German Enlightenment, in: Mentalitäten und Lebensverlialtnis.se. Beispiele aus der Sozialge schichte der Neuzeit. Rudolf Vieriiaus zum 60. Geburtstag. Göttingen, 1982. 77-91. 41 Moehsen: Beschreibung. T. 2., 3f.

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