Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 186-187. (Budapest, 2004)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - BLUM, Paul Richard: Natürliche Theologie und Religionsphilosophie im 17. und 18. Jahrhundert. Théophile Raynaud, Luis de Molina, Joseph Falck, Sigismund von Storchenau. - Természetteológia és vallásfilozófia a 17. és 18. században. Théophile Raynaud, Luis de Molina, Joseph Flack, Sigismund von Storchenau

aber im Zentrum steht. Andererseits verläßt das Programm sich vollständig auf die objekti­ve metaphysische Ordnung, der es nur auf die Spur kommen möchte, und die ohne Zweifel in Gott gipfelt. Bedingung für beide Aspekte des Programms ist die methodisch beabsich­tigte Ausblendung der biblischen Offenbarung. Denn eine schriftliche Offenbarung braucht sich bekanntlich nicht um Metaphysik und Physik zu kümmern, wie wir aus der Methode der Vier Schriftsinne wissen, und ihre Perspektive kann keine andere als die göttliche sein. Diese Ausblendung hat den Effekt, daß die Hermeneutik vom Buch der Bücher auf das Buch der Natur übertragen werden muß, aber auch den, daß der praktische Teil der Theo­logie, den die schriftliche Offenbarung enthält (das 'Du sollst'), durch die Praxis der theo­logischen Philosophie erfüllt werden muß: Die intellektuelle Ausfüllung der scala naturae kommt der Erkenntnis der Pflichten gegen Gott und die Menschen gleich: "Per inlelligere enim comprehenduntur discernere et velle libère." (S. 52) Theophile Raynaud Daß die Offenbarungstheologie der abstrahierenden Stufen-Ontologie nicht bedarf, hatte schon Thomas von Aquin bemerkt, als er sagte: "In doctrina quae (...) ex [creaturis] ad Dei cognitionem perducit, prima consideratio est de Creaturis, et ultima de Deo: in doctrina vero fidei (...) prima est consideratio Dei, et postmodum Creaturarum, quae proinde est perfectior, utpote similior cognitioni Dei, qui seipsum cognoscens, alia intuetur." 2 Was den Naturtheologen die scala naturae, das ist bei Gott allenfalls Geistmetaphysik. Genau dieses Thomaszitat stellt der Jesuit Theophil Raynaud seiner Theologia naturalis voran. Es ist meines Wissens das erste Werk seiner Art innerhalb der katholischen Schulphilosophie, erschienen ist es 1622 in Lyon, und es trägt den Titel. Theologia naturalis. Sive entis in­creati et er eat i intra supremam abstractionem ex naturae lumine investigatio . Frei über­setzt also: Naturtheologie innerhalb der Grenzen der reinen Vernunft. In der Tat folgt Raynaud dem Aufstiegsmodell, indem er zuerst über die Schöpfung spricht, jedoch so, daß er nur die Ontologie des "esse ab alio" untersucht. Was in der Na­turphilosophie die Vier Ursachen sind, stellt sich hier als "dependentia ab alio" dar. In den folgenden Abschnitten nähert er sich seinem Thema durch Untersuchung der Intelligenzen, die mit einer Kritik der Magie endet. Der zweite Hauptteil befaßt sich dann mit dem ens a se, also mit Gott. Hier gilt die Argumentation den Fragen der Erkenntbarkeit Gottes und der Beweisbarkeit seiner Existenz, wobei natürlich auch das Modell der "Scala a visibili crea­tura adDeum" (dist. 5, q. 1, art. 6) sich bewähren muß. Nachdem die konjekturale Erkenn­barkeit Gottes und seine transzendentalen Attribute (Einheit, Wahrheit, Güte) geklärt sind, schließt das Werk mit der Distinctio VIII: "Deproprietatibus vitam Dei consequentibus" . An dieser Stelle kann ich mich nicht auf literarhistorische Beobachtungen einlassen; nur soviel sei bemerkt, daß Raynaud systematische Überlegungen zumeist von Verweisen auf Autoritäten trennt, obwohl diese doch die Masse des Textes ausmachen. Hier finden wir nicht nur die Standard-Scholastiker bis in die Gegenwart des Autors, sondern auch Autoren der Antike und der Renaissance, von denen ich nur die folgenden nennen möchte: Nicolaus - Raynaudus, Th.: Theologia naturalis: siue entis increati et creati intra supremam abstractionem ex naturae lumine inuestigatio. Lugduni, Landri, 1622. (Mikrofiche-Ausgabe: Zug: IDC 1987, The Catholic Reformation, CA-43), S. 37, zitiert Thomas von Aquin, Summa contra gentiles, 2, 4.

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