Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 186-187. (Budapest, 2004)
TANULMÁNYOK — ARTICLES - OFFNER, Robert: Die Rolle der Universität Erfurt in der Ausbildung ungarländischer Mediziner (1521-1816). — Az erfurti egyetem jelentősége a magyarországi orvosok képzésében (1521-1816)
„Kurfürstliche Akademie nützlicher Wissenschaften" ins Leben gerufen wurde, deren treibende Kraft und Herausgeber der „Erfurter Gelehrten Nachrichten" Baumer selbst war. 41 Er wirkte in Erfurt als wahrer Modernisierer der medizinischen Fakultät, gründete 1756 das „Collegium sanitatis", eine Art Gesundheitsbehörde und ein „Clinicum" zur unentgeltlichen Behandlung unbemittelter Mitbürger. Wegen der Wirren des Siebenjährigen Krieges wechselte er 1765 nach Gießen. 42 Das gewachsene Interesse an naturwissenschaftlichen, möglichst empirischen Studien und Experimenten zeigte sich auch im Antrag dieser Akademie (1756) an den Kurfürsten zur Errichtung eines botanischen Gartens, eines chemischen Laboratoriums und eines anatomischen Theaters. Diese wurden 1768 im Augustzwinger realisiert. 43 Unter den weiteren Lehrern der Arzneikunde finden wir die Namen: Hieronymus Ludol/f, Christoph Andreas Mangold, Andreas Nunn, Johann Paul Baumer, Johann Christoph Riedel, Bernhard Marianus Luther, Johann Philipp Nonne und Johann Melchior Luther. 44 Die medizinische Fakultät galt zu dieser Zeit als uneinheitlich und unausgewogen, es mangelte an führenden Persönlichkeiten. Die letzten Jahrzehnte der Universität (1780-1816) waren zwar von einem allgemeinen Niedergang geprägt, doch gab es einzelne Lichtpunkte. 45 Ein solcher war der letzte Aufschwung der medizinischen Fakultät, der einigen namhaften Naturwissenschaftlern zu verdanken war. Zu ihnen gehörten der Arzt und Medizinhistoriker August Friedrich Hekker, Johann Friedrich Weißborn, der 1787 eine Hebammen Lehr- und Entbindungsanstalt gründete und der Botaniker Johannes Bernhard Trommsdorff. 46 Den Schluß der medizinischen Fakultät bildet vielleicht ihre berühmteste Persönlichkeit: Johannes Bartholomäus Trommsdorff (1770-1837), ein begabter und hoch angesehener Apotheker, der ohne Universitätsausbildung zum Doktor der Philosophie und später der Medizin promoviert wurde und 1795 als Professor der Chemie die erste chemisch-pharmazeutische Lehranstalt zur pharmazeutischen Berufsausbildung errichtete 47 Er gilt bis heute noch als „Vater der wissenschaftlichen Pharmazie" und war damals ein in ganz Europa bekannter und geschätzter Gelehrter, Mitglied vieler Akademien und wissenschaftlicher Gesellscharten, sowie Herausgeber der ersten deutschen Zeitschrift für Pharmazie. 48 Ein relevantes und erwähnenswertes Kapitel der Fakultätsgeschichte stellt die Promotionspraxis in Erfurt dar. Kleineidam stellt nämlich diesbezüglich eine bemerkenswerte Besonderheit fest: 49 „Erfolgten in den 242 Jahren von 1392 bis 1634 in Erfurt nur neun Promotionen zum Dr. med., so waren es in den 115 Jahren von 1634 bis 1710 nicht weniger als 712 und in den 55 Jahren von 1761 bis 1816 nochmals 408 Promotionen." 41 Klcineidam (1988) 100-101. Vgl. Abe (1964) 31-60, Loth (1907). 42 Kleineidam (1988) 133-136. 43 Märker (1993) 71. 44 Kleineidam (1988) 136, weitere Dozentennamen 284. 45 Märker (1993) 74. 46 Kieineidam (1988) 244-246. 47 Märker (1993) 74. 48 Kieineidam (1988) 245-246. 49 Kieineidam ( 1988) 338-339.