Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 186-187. (Budapest, 2004)
KÖZLEMÉNYEK — COMMUNICATIONS - DINGES, Martin: Beitine von Amim (1785-1859), eine für die Homöopathie-engagierte Patientin. Handlungsräume in Familie, Landgut und öffentlichem Raum/Politik. - Bettine von Arnim (1785-1859), egy, a homeopátia iránt elkötelezett páciens. Tevékenységi körök a családban, a gazdaságban és a közéletben/politikában
gen. Eine Idee für das Mittel der Wahl hatte Bettine schon: Sie behalf sich mit der Auskunft einer Bekannten Stoltzenhain(-), daß Safran bei „Schwamm" helfen könnte. Bettine überprüfte selbst den Mittelvorschlag in einem medizinischen Hausbuch, befragte noch einige „Bauernweiber", die ihr den Tip aus eigener Erfahrung bestätigen, und schritt dann zur Anwendung: Beim zweiten Versuch klappte es tatsächlich, Friedmund saugte wieder und überlebte. 12 In dieser medikaién Kultur auf dem Land spielen Selbsthilfe und die Kenntnis von Hausmitteln also eine wichtige Rolle, Laienempfehlungen müssen manchmal den abwesenden Arzt ersetzen; dieser wird aber in Anspruch genommen - und sei es nur zur Bestätigung der eigenen Einschätzung. Derart selbstbewußte Kranke beobachteten auch hellhörig einen medizinischen Markt, auf dem prima facie keine Richtung als überlegen gelten konnte. So konnte Bettine die Gebetsheilung des katholischen Philosophen und Mediziners Karl Joseph Windischmann (1775-1859), seit 1818 immerhin Professor in Bonn, durch den katholischen Geistlichen und Laienheiler Fürst Alexander Leopold von Hohenlohe (1794-1849) 1821 einfach nicht glauben. 13 Es soll sich um einen „Fall über dem Auge" gehandelt haben. Mag es Skepsis gegenüber aller religiösen Übersteigerung, besonders im Katholizismus, gewesen sein oder gesunder Menschenverstand, der Vorgang zeigt jedenfalls, daß Bettine eher auf rational nachvollziehbare Verfahren setzte. Auch Achim erwähnte einen Wunderdoktor in Torgau wohl nur deshalb, weil sich dort die Ärzte seine Behandlungserlaubnis gut versilbern lassen. 14 Umso skeptischer betrachteten kritische Konsumenten wie Achim und Bettine einen Markt, der von Geldgier und Geschrei widerhallte. So taucht die Homöopathie erstmals explizit am 29.6.1824 in dem Briefwechsel mit dem Hinweis auf die „Verfolgung von Hahnemann und seinen Schülern" auf Dies erinnerte Achim an die lautstarken Auseinandersetzungen um einen Berliner Schäfer Grabe, bei denen „ähnliches Lob und gleiche Verfolgung" obwalteten. In dieser Zeit hat Achim in Leipzig einen begeisterten Anhänger von Samuel Hahnemann (1755-1843) getroffen, den ihm seit langem bekannten Staatwissenschaftler Adam von Müller (1779-1829), der seit 1819 österreichischer Gesandter in Leipzig war. 15 Dieser berichtete ihm von der erfolgreichen Heilung des Herzogs Ferdinand von Anhalt-Kothen (1769-1830), wo sich Hahnemann mittlerweile niedergelassen hatte. 16 Von Müller hatte durch seine Intervention bei dem Herzog entscheidend dazu beigetragen, Hahnemann das Recht zur eigenen Herstellung und Verabreichung von Medikamenten an die Patienten 2 Vordtriede, 22 (1815). Vordtriede, 312 (2.9.1821); Stephan Baron von Koskull: Wunderglaube und Medizin. Die religiösen Heilungsversuche des Fürsten Alexander von Hohenlohe in Franken 1821-1822. Bamberg, 1988. 4 Vordtriede, 444 (Mai 1824). 5 Vordtriede, 456 (1824). Müller ist als Patient bei Hahnemann weder in den Krankenjournalen im Archiv des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung, Stuttgart (=IGM), Dl 9 ff. noch in der Patientenkorrespondenz der Köthener Zeit (1GM, Bestand B) nachweisbar. Er hatte u.a. den Publizisten Friedrich von Gentz (1764-1832) 1821 beschworen, sich bei Hahnemann behandeln zu lassen; s. Haehl, R.: Samuel Hahnemann. Sein Leben und Schaffen. Leipzig, 1922. 2 Bände, Bd. 2, 132 f. Als österreichischer Diplomat dürfte ihm die Behandlung Schwarzenbergs durch Hahnemann bekannt gewesen sein. 6 Zum Hintergrund s. Schreiber, K.: Samuel Hahnemann in Leipzig. Stuttgart, 2002. 175 f.