Magyar László szerk.: Orvostörténeti Közlemények 170-173. (Budapest, 2000)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - Schulteisz, Emil: Zur Geschichte der Pestinokulation im 18. Jahrhundert — zugleich ein Beitrag zur Geschichte der ungarisch—deutschen medizinischen Beziehungen. —A 18. századi pestisoltás történetéhez, adalékokkal a magyar— német orvosi kapcsolatok történetéhez

also eine These vor, dass die Medizin des Aufklärungszeitalters in ihrer Substanz nichts anderes sei als eine, in den Zielen zwar progressive, in der Wirklichkeit nur graduell von der Medizin der Renaissancehumanisten unterschiedene Medizin. Nach Vincenso Cappel­letti könnte dies in Formeln zusammenzogen werden: einteiligere cupias " könnte das hu­manistische Sprichwort sein, 11 „sapere aude" ist die Formel für die Aufklärung. „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen", so formuliert Kant den Wahlspruch der Aufklärung. 12 Erna Lesky hebt die entscheidenden Fortschritte des 18. Jh-s hervor. 13 Ob diese allein dem 18. Jh. zugeschrieben werden können, möchte ich bezweifeln. Eher möchte ich mich der Auffassung von G. Mann mit seiner Sicht der Medizin des 18. Jahrhunderts als „Hilfswissenschaft für Ideen der Zeit" anschliessen, mit welcher er die philosophiege­schichtliche Erklärung der Aufklärungsmedizin weiterfuhrt. 14 Alle diese Periodisierungs­versuche geben nur bedingt Antwort auf die Frage nach der Geschichte der Medizin, als eirïe Form des Denkens und Handelns. Es kommt bei der Einordnung ganz darauf an wie man den Einbruch der neuzeitlichen Wissenschaft in die Medizin bewertet. Es waren nicht in erster Linie neue wissenschaftli­che Kenntnisse, die die Aufklärungsmedizin zum Handeln aufriefen, sondern eine neue Weltschau. Das Ideal war der „Medicus rationalis" der im Gegensatz zum blossen Empiri­ker auch innere Zusammenhänge sich erklären und deshalb eingreifen konnte. In der Praxis hielten die grossartigen Systeme nicht was sie versprachen. Man schaffte Sicherheit durch Weglassen aller Kontroversen durch Eklektizismus. 15 Die Forschung spricht entweder global von der Medizin der Aufklärung oder befasst sich, zumeist unter wissenschaftsgeschichtlicher Perspektive, mit einzelnen Vertreter des Faches. Auch wenn jene Ärzte, die in dieser Periode als „Aufklärungsmediziner" aktiv wurden, keine homoge­ne medizinische Schule bildeten, so verband sie doch die tiefe Überzeugung, dass Men­schen Krankheit nicht mehr quasi fatalistisch hinnehmen dürften. Man sollte die Krankheit abwehren. Ärzte im 18. Jh. stehen am Anfang des Evolutions- und Entwicklungsgedankens, wie Richard Toellner entwickelt hat. 16 Dasselbe möchte ich anhand eigener Untersuchungen — bezüglich des Immunitätsgedankens vorzeigen. Der Rationalismus der entscheidenden Philosophischen Impulse der Frühaufklärung bzw., Aufklärung des 17.—18. Jahrhunderts erreichte auch Ungarn. Seine Entwicklungen 11 Cappelletti, V.: Humanistische und aufgeklärte Wissenschaft. In: Toellner, R. (Hrsg.): Aufklärung und Humanismus. Heidelberg 1983, 257. 12 Kant, I.: Beantwortung der Frage, was ist Aufklärung? In: Kants Gesammelte Schriften. Berlin 1912, Bd. 8. 35., Vgl. auch Model, Anselm: Kant und die Medizin der Aufklärung. Sudhoffs Arch. 74 (1990) 65—95. Kant hat sich selbst zu Lieblingsthemen der medizinischen Aufklärung schriftlich geäussert. Cf. „Von der Macht des Gemüths", 1798= „Versuch über die Krankheiten des Kopfes", 1764. 13 Lesky, E.: Medizin im Zeitalter der Aufklärung. In: Veröff. der Joachim-Jungius-Gesellschaft der Wissen­schaften. Hamburg-Göttingen, 1968. 14 Mann, G.: Wissenschaftsgeschichte und das achtzehnte Jahrhundert; Probleme der Periodisierung und Historiographie. In: Studien zum achtzehnten Jahrhundert. Nenden 1978, Band I. 321—332 und Ders.: Medizin der Aufklärung. Begriff und Abgrenzung. Med. Hist. J. 1 (1966) 63—74. 15 Böschung, U.: Medizinstudium im Zeitalter der Aufklärung. Schweiz. Rundschau Med. 72 (1983) 1607—1615. 16 Toellner, R. (op. cit.) (Medizin in der Mitte des 18. Jh-s) 200 f. und Ders.: Der Arzt als Gelehrter. Anmerkungen zu einem späthumanistischen Bildungsideal. Acta historica Leopoldina. 31 (2000) 39—59.

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