Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 149-157. (Budapest, 1996)
Goerke, Heinz: Begegnungen mit dem Medizinhistoriker József Antall
resse der Fachkollegen in aller Welt nicht weniger gefunden wie die , ,Communicationes de História Artis Medicináé", von denen inzwischen 144 Hefte erschienen sind. Nicht vergessen sei Antalls immer wieder auch in Besprechungen und in unserer Korrespondenz bestätigte Bereitschaft, in Not geratenen Menschen zu helfen und sich für Kollegen und Freunde einzusetzen, die sein Land als politische Flüchtlinge verlassen mußten. Dies betraf auch ungarische Kollegen, die von Rumänien in den Westen gekommen waren. Wenn sich Antall für jemanden verbürgte, so konnte man sich auch selbst für den Betroffenen einsetzen. Bei allen Gesprächen in vertrautem Kreise kam immer wieder zum Ausdruck, wie sehr József Antall mit dem politischen Schicksal seines Landes verbunden war und ihm die Erhaltung der Kulturgüter seines Volkes am Herzen lag. Tief beeindruckt haben meine Frau und mich seine Berichte über die Versuche der rumänischen Staatsführung in den von Ungarn bewohnten Teilen ihres Landes die Zeugnisse der Geschichte seines Volkes zu vernichten. Wir saßen in unserer Münchener Wohnung zusammen und József Antall zeigte uns die Fotos ungarischer Kirchen und Häuser — aufgenommen von seinem Sohn und dessen Freunden — denen die Vernichtung durch die Absicht drohte, diese Dörfer niederzureißen und die Bevölkerung umzusiedeln, wie es die kommunistische Regierung Rumäniens plante. Wie sehr ihn dieses Schicksal seiner ungarischen Landsleute innerlich berührte, wurde ebenso deutlich wie die Entschlossenheit, seinen Teil dazu beizutragen, etwas dagegen zu unternehmen. Gerade deshalb blieben uns diese Gespräche am 16. Juli 1988 im Gedächtnis. Im nächsten Jahr, am 19. August 1989, waren wir in Dar-es Salaam zu Besuch bei unserer Tochter und ihrer Familie, die mit ihrem Mann als Entwicklungshelfer an der dortigen Universität tätig war. Wie an jedem Abend hörte ich die Nachrichten der Deutschen Welle und erfuhr von dem Treffen der ,,Paneuropa-Union" bei Sopron und der dabei ermöglichten Massenflucht von DDR-Urlaubern von Ungarn nach Österreich. Daß József Antall und seine Freunde daran beteiligt waren, wußte ich noch nicht, doch gab es keinen Zweifel daran, daß dies ein Ereignis mit Signalwirkung war. Am 21. November 1989 war József Antall in München zur Teilnahme am Parteitag der CSU und einem Symposium über Sicherheitsfragen. Er rief mich in Eile vom Hotel aus an. Inzwischen war er Vorsitzender des Demokratischen Forums, gehörte seit Juni zum „runden Tisch" und war nun auf Gedeih und Verderb der Politik verschrieben. Daß seine Gruppe aktiv an dem Treffen in Sopron beteiligt gewesen war, bestätigte er mir. Die Medizingeschichte müsse nun für ihn zurücktreten, doch fühle er sich seinen alten Freunden immer verbunden und daran hat er sich gehalten. Mit Spannung haben wir Antalls weiteren politischen Weg verfolgt. Die Ernennung zum Ministerpräsidenten seines Landes bedeutete dann nicht nur die Übernahme des wichtigsten politischen Amtes, sondern bot ihm auch die Möglichkeit, Einfluß auf die Umgestaltung der Machtverhältnisse in Osteuropa zu gewinnen. Bei seinem ersten Besuch als Regierungschef Ungarns in der Bundesrepublik Deutschland gab er in der Botschaft seines Landes in Bonn am 21. Juni 1990 einen Empfang für die Spitzenpolitiker und das diplomatische Korps. Professor Schadewaldt und ich waren unter den Gästen, nicht ahnend, daß wir in Antalls Ansprache besonders erwähnt werden sollten. Wir hatten, wie er öffentlich bekundete, für seinen politischen Weg durch unsere wissenschaftlichen Kontakte eine wichtige Rolle gespielt und ihm Reisen nach Westeuropa eröffnet. Auch unser Treffen in der Türkei hat Antall als denkwürdiges Ereignis erwähnt. Bald erreichten uns Meldungen über seine Krankheit. Jedoch hat er immer wieder, auch