Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 147-148. (Budapest, 1994)
TANULMÁNYOK - ESSAYS - Kaiser, Wolfram: Das ungarische Medizinstudium des 18. Jh. an der Universität Halle
Tabelle 3 mit 24 Titulaturvergaben an ungarische Absolventen weist diese hallesche Vorzugsstellung mehr noch als zuvor aus. 62 Auch jetzt hat Michael Alberti wiederum bei vielen Disputationen ungarischer Doktoranden präsidiert; bis 1743 führte er insgesamt 25 ungarische Absolventen an das Doktorat heran. Besonders bemerkenswert mag dabei sein, daß 15 dieser Ungarn die Inauguraldissertation anhand eines eigenerarbeiteten Manuskripts durchführten. Das kann mehrere Gründe gehabt haben. Ließ sich der Doktorand von seinem Lehrer oder von einem so bezeichneten „Doktoratsfabrikanten" eine dann zu verteidigende Dissertation anfertigen — das war vielfach die Regel — dann kostete das bei den ohnehin hohen Graduierungskosten zusätzlich viel Geld; dem einen oder anderen Ungarn mag es daran gemangelt haben. Es könnte aber auch so gewesen sein, daß eine Reihe der ungarischen Absolventen ehrgeizig genug war, eine Eigenleistung zu bieten. Das traf in den genannten Fällen zu (1719 A. Hermann, 1721 St. A. Kochlatsch, 1722 A. Wachsmann, 1724 J. J. Torkos, 1725 M. Knogler, 1726 J. G. Schüller, 1730 M. Institoris und G. Moller, 1733 J. Mährl, J. Chr. Hüberund M. N. Hierschel, 1734 M. Foit, 1739 J. Chr. Peck und J. Lissoviny und 1742 S. Czernanszky). Eine derartige Differenzierung zwischen Fremd- und Eigenerstellung ist möglich, weil die von den zuständigen Ordinarien zusammengestellten Dissertationslisten mit Anmerkungen versehen sind, welche auf die jeweilige Autorschaft hinweisen. Es würde an dieser Stelle zu weit führen, wollte man auf Leben und Werk aller derjenigen Doktoranden eingehen, die in Tabelle 3 verzeichnet sind. Einige seien herausgegriffen. Johannes Schanckebank (1707 oder 1708—1783) aus Brassó wurde Physikus in Bistritz; er soll sich dort auch der ortsansässigen Rumänen angenommen haben. 63 Michael Nathan Hierschel aus Pozsony, Doktorand von 1733, ist der erste aus dieser Gegend stammende Absolvent gente Judaeus; er hat langjährig in seiner Heimatgemeinde gewirkt. Der 1734 über den Wurmbefall disputierende Samuel de Drauth aus Brassó starb bereits 5 Jahre später; kurz vor seinem Ableben war er noch in die leopoldinische Akademie der Naturforscher berufen worden. Mehr noch als zuvor wurde in diesen Jahren Halle zum zentralen Anlaufpunkt der Ungarn. Am Beispiel der Doktoranden und Lizentiaten Raymann und Hambach (1738 und 1742) aus Eperjes läßt sich der Orientierungswechsel von Leiden nach Halle bzw. von Wittenberg nach Halle eindrücklich objektivieren. Raymann sen. hatte sich in erster Linie noch als Boerhaave-Schüler gefühlt, seine Söhne schickte er aber nun nach Halle. 64 Johannes Hambach (1681 oder 1682—1758) war Wittenberger Promotus von 1710 gewesen; sein Sohn Samuel Hambach (1719—1795) wurde 1742 hallescher Lizentiat und erhielt 1745 das Doktordiplom. 65 Die Vorzugsstellung der Medizinischen Fakultät wurde alsbald strittig, als die Georgia Augusta in Göttingen ihre Pforten geöffnet hatte. Die Situation komplizierte sich zusätzlich, weil 1742 Hoffmann, 1744 Schulze und 1747 der Ungarn-Mäzen Schmeizel zu Grabe getragen wurden. Es war ein Glücksumstand, daß mit Andreas Elias Büchner (1701—1769) ein Erfurter Ordinarius für Halle gewonnen werden konnte, der Seite an Seite mit Alberti und vor allem mit Juncker das Niveau der Vorperiode halten konnte und als Präses der Academia Naturae Curiosorum internationale Kontakte auch nach Ungarn hinein pflegte. 66 Die Büchnersche Amtsperiode — die vierte Phase in dieser Aufstellung — wurde zum Ausklang der halleschen Glanzepoche; sie war ohnehin in Frage gestellt, weil sich im Gefolge des Siebenjährigen Krieges der wirtschaftliche Niedergang Halles abzeichnete. Wie groß aber dieser Nachklang war, verdeutlicht sich aus der Tatsache, daß unter Büchnerscher Regie noch einmal (bis 1769) insgesamt 15 Ungarn das Disputationskatheder bestiegen (Tabelle 4), d. h. wesentlich mehr als im auf62 Kaiser, W.: „Ungarische Mediziner in Halle während der Gründungsphase der Academia Fridericiana" Comm. Hist. Art. Med. 105—106 (1984), S. 9-31 63 Sotropa, V.: ,, Revoira districtului nasaudean 1755—1762" Archiva Somesana (1937) S. 1—177 64 Kaiser, W„ u. Piechocki, W. : „Die Arzt-Familie Raymann aus Eperjes und ihre Beziehungen nach Halle" Comm. Hist. Art. Med. 60—61 (1971), S. 207—225 65 Lazar, E.: „Die Arzt-Familie Hambach" Wiss. B. Univ. Halle 1987/23 (T 63), S. 107—110 66 Kaiser, W„ u. Abe, H. R.: „Beiträge zum Leben und Werk von Andreas Elias Büchner (1701—1769)" Beitr. Gesch. Univ. Erfurt 18 (1975), S. 91-138