Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 147-148. (Budapest, 1994)
TANULMÁNYOK - ESSAYS - Kaiser, Wolfram: Das ungarische Medizinstudium des 18. Jh. an der Universität Halle
danken gewesen. Diese Phase, in der insgesamt 11 Ungarn unter den halleschen Doktoranden zu finden sind (Tabelle 1), endete mit der Abberufung Stahls, der als Leibarzt nach Berlin beordert wurde; 30 an seine Stelle trat Michael Alberti (1682—1757), ein die Konzeptionen seines Lehrers mit Vehemenz vertretender Stahl-Interpret. 31 Die Auflistung der ungarischen Promoti dieser frühen halleschen Aufbauphase weist aus, daß dieser Kreis sich mehr an die Stahl-Schule als an Friedrich Hoffmann mit seiner „Mechanischen Arzneigelehrtheit" hielt, der nur dreimal als Präses der Inauguralhandlung vertreten ist. Unter den Hoffmannschen Doktoranden ist der Ungar Stephan Huszti-Szabó (1671—1710) besonders errwähnenswert. In der Medizinerliste steht er an vorderster Stelle, doch hatte er zuvor bereits mit einer Dissertatio physico-experimentalis De corporibus illorumque principiis et affectibus den philosophischen Doktorgrad erworben. Der zuvor in den Niederlanden am Cartesianismus geschulte HusztiSzabó muß sich in Halle den pietistischen Lehren zugewandt haben; dafür spricht jedenfalls, daß er später in Debrecen pietistische Schriften — darunter das vom Francke-Kreis sehr geschätze „Paradiesgärtlein" von Johann Arndt (1555—1621) — ins Ungarische übersetzte. 32 Ebenfalls der Herausstellung bedarf aus der frühen Ungarn-Liste der Name von Georg Sigismund Liebezeit (1690—1739) aus Sopron, 33 der genau wie Huszti-Szabó zweimal — 1711 und 1713, beide Male aber in der Medizinischen Fakultät — in den halleschen Disputationslisten vertreten ist. Eine 1711 von Liebezeit vorgetragene gerichtsmedizinische Disputation über den Abort hat Michael Alberti allerdings als sein geistiges Eigentum betrachtet und nach Jahren eine Neuauflage veranlaßt. In der Presse offerierte er: „ist allhier wieder aufgelegt des Herrn Hof- und ConsistoriaTRaths D. Alberti disp. de abortus noxio et nefanda promotione welche An. 1711 Mense Januario gehalten, bey mehreren Jahren aber gäntzlich abgegangen; da nun dieshero vielfältige Nachfage münd- und schrifftlich darnach geschehen, immassen diese Tractation ad Medicinám forensem gehöret. 1 ' 34 Liebezeit hielt sich nach 1711 zeitweilig in Leiden auf, kehrte aber zur Promotion 1713 nach Halle zurück und wurde von Stahl graduiert (nicht von Hoffmann, wie C. V. Kölesy irrtümlich in seinem Plutarch vermerkte). 35 Als Stadtphysikus von Sopron wurde Liebezeit zum Mitglied der Kaiserlichleopoldinischen Akademie der Naturforscher ernannt 36 ; damit war er der erste in Halle graduierte ungarische Mediziner, dem diese Auszeichnung zuteil wurde. Der Studiengang von Liebezeit ist im übrigen bezeichnend : weil es in Halle an praxisorientierten Unterweisungen mangelt, geht man zeitweüig — manchmal auch postgradual — zu Hermann Boerhaave nach Leiden. Andere Ungarn kehrten von einer derartigen Peregrinatio medica gar nicht wieder zurück. Nicht unüblich war auch ein Fakultätswechsel . Bekanntlich zählte Matthias Bél zu den Hörern von Georg Ernst Stahl; 37 er verschrieb sich aber auf Dauer der Theologie, wo er 1704 seine Inauguralschrift vorlegte. Umgekehrt kam der Arztsohn Georg Grunde! (1688—1713) aus Besztercebánya als Theologiestudent nach Halle, wechselte aber zur Medizin über; vor Abschluß des Zweitstudiums ist er 1713 in Halle verstorben. 30 Stürzbecher, M.: „Friedrich Hoff mann und Georg Ernst Stahl als Leibärzte in Berlin" FPF (Med.) H. 15 (1966), S. 335-338 31 Kaiser, W., u. Völker, A.: „Michael Alberti (1682-1757)" Wiss. B. Univ. Halle 1982/4 (T 44) (Halle 1982) 32 Spielmann, J.: „Der Cartesianismus und sein Einfluß auf die Medizin Siebenbürgens im 17. Jahrhundert" Acta Congr. Internat. XXIV Hist. Art. Med. (Budapest 1976) S. 743—747 33 Völker, A.: „Georg Sigismund Liebezeit (1690—1739) und Georg Christian Maternus de Cilano (1696—1773), zwei hallesche Absolventen der frühen Schulze-Ära" Wiss. B. Univ. Halle 1988/40 (T 68), S. 47-54 34 Wöchentliche Hallische Frage- und Anzeigungs-Nachrichten vom 31. Oktober 1729. 35 Kölesy, C. V. : Der ungrische Plutarch (Pest 1817) 36 Kaiser, W., u. Völker, A.: „Zur Mitgliedschaft ungarländischer Wissenschaftler in der Academia Naturae Curiosorum (17. und 18. Jahrhundert)" Comm. Hist, Art. Med. 93—96 (1981), S. 93—111; Duka Zólyomi, N.: „Die Leopoldinische Akademie und die ungarländische Medizin und Naturwissenschaft bis zum Ende des 18. Jahrhunderts" Acta hist. Leopoldina Nr. 13 (1980), S. 51—101 37 Szállási, A.: „Matthias Bél (1684—1749) und sein wissenschaftlichtes Werk" Wiss. B. Univ. Halle 1988/40 (T 68), S. 45-47