Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 147-148. (Budapest, 1994)

TANULMÁNYOK - ESSAYS - Kaiser, Wolfram: Das ungarische Medizinstudium des 18. Jh. an der Universität Halle

während des Nationalaufstandes unter Ferenc Rákóczi II. (1676—1735) dringend der Hilfe bedurften 15 Die preußische Regierung konnte aus Gründen der Staatsraison keine Unterstützung bieten. Möglich war das aber für August Hermann Francke als Privatier: er schickte seinen Emissär Adlung ins Räköczi-Feldlager nach Terebes, der über den Militär- und Leibarzt Jacob Ambrosius Lange von Lan­genthal (1666—1731) in Direktkontakt zu Rákóczi gelangte. Am 26. August 1707. schrieb Adlung an Francke nach Halle: , ,Als der H D. v. Langenthal dem Fürsten den Statum der hallischen Universität als der vornehmsten anjetzo referirte und zugleich berichtete, daß viele von seinen Landskindern da studirten, hat er sich alles sehr Wohlgefallen laßen und ist endl. in diese Worte herausgebrochen: es studiren ihrer zu meinen Vergnügen zwar viele draußen, allein wenn bekomme ich von meinen Unterthanen ein recht capables Subjection? Sons ten gehet der H D. v. Langenthal unter andern auch damit um, wie man eine neue Co­lonie von solchen Leuten und Handwerkern möchte hereinbringen, die hier nicht zu finden sind." 16 Der hallesche Pietismus spielte demzufolge für die zu diesem Zeitpunkt bereits hart bedrängte unga­rische Aufstandsbewegung nicht nur im Hinblick auf Hilfslieferungen eine besondere Rolle. Habsburg sah in ihm eine zusätzliche Gefahr und verfolgte ihn intensiv; innerungarisch wurde der Pietismus aber selbst für einen Nicht-Konfidenten zum antihabsburgischen Fanal. So heißt es in einer zusammenfas­senden Darstellung: , .Gerade der Pietismus war nicht nur durch seine Oppositionsstellung gegen die lutherische Orthodo­xie, sondern auch durch seinen scharfen Gegensatz zur ungarisch —habsburgischen Regierung beson­ders geeignet, Ausdruck des Widerstandes zu der herrschenden Macht zu sein. Der Pietismus wurde deswegen von der Regierung auf das schärfste verfolgt. Ein Bekenntnis für den Pietismus war ein revo­lutionäres Bekenntnis gegen Habsburg. Ein solches Bekenntnis war für die soziale und nationale Unterdrückung eine willkommene Möglichkeit, ihrer Unzufriedenheit irgendwie Ausdruck geben zu können." 11 Größere Hilfe hat man der Insurgentenbewegung von Halle aus allerdings nicht leisten können. Es blieb bei Hilfslieferungen vorwiegend medikamentöser Natur, die über den in Neusohl [Besztercebá­nyai niedergelassenen Arzt Karl Otto Moller (1670—1747), einen Altdorfer Promotus von 1697, zur Ver­teilung gelangten. In der Regel waren es hallesche Medikamente, hergestellt in einer August Hermann Francke unterstehenden Medikamenten-Expedition. Begehrt auch in Ungarn war die als wahre Wun­derdroge geltende Essentia dulcis, ein Aurum-potabile-Präparat. Mitten im Kriege lieferte Moller hier­über einen Erfolgsbericht nach Halle, den einer der Ärzte des Francke-Kreises unter dem Titel Mollers Observationes soiulerbahrer durch die Essentiam dulcem zu Neusohl in Ungarn geschehener Curen 1706 publizierte und 1708 durch einen ähnlichen Beitrag ergänzte. Der Pietismus als Bindeglied Halle —Ungarn war und blieb auch aus einer ganz anderen Kompo­nente heraus bedeutsam für angehende Hochschulabsolventen. Etwa zeitgleich zur Universität entstand unmittelbar vor den Toren der Stadt ein von August Hermann Francke begründeter Komplex von Bil­dungsanstalten ,,auf dem Waisenhause"; er garantierte eine subtile präakademische Ausbildung für denjenigen Kreis, der in dieser Beziehung einen dem eigentlichen Studium vorzuschaltenden Nachhilf­bedarf verspürte. Mancher Externus auch aus Ungarn kam als auszubildender Gymnasiast und wurde hier gezielt auf die Universität vorbereitet. 18 Das kostete wenig und für Unbemittelte nichts. Die allge­15 Kaiser, W. : „Medizinhistorische Reminiszenzen zum Rakoczi-Gedächtnisjahr 1976" Wiss. B. Univ. Halle 1976/26 (T 12) (Halle 1976) 16 Berliner Francke-Nachlaß; Kapsel 6 (Univ.-Bibliothek Tübingen) 17 Winter, E.: Die Pflege der west- und südslavischen Sprachen in Halle im 18. Jahrhundert S. 137 (Berlin 1954) 18 Völker, A.: „Zum präakademischen Ausbildungsgang ungarischer Absolventen an der Universität Halle" Comm. Hist. Art. Med. 115—116 (1986) S. 67—81; Kaiser, W. : „Dokumente zum Werdegang ungarischer Medizine in halleschen Archiven (18. Jahrhundert)" Comm. Hist. Art. Med. 115—116 (1986) S. 163—169.

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