Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 145-146. (Budapest, 1994)

TANULMÁNYOK - ESSAYS - Vollmuth, Ralf: „Von den geschosszenen wunden". Die Behandlung von Schußwunden in deutschsprachigen chirurgischen Werken des 15. Jahrhunderts

fei sowie aus Holzkohle in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen. 13 Hinsichtlich der Schuß­verletzungen entwickelten sich nun in der Folgezeit zwei Haupttheorien: die Vergiftungstheorie, die da­von ausging, daß die Wunde (vor allem durch Pulver bzw. Pulverrückstände) vergiftet sei, und die Ver­brennungstheorie, die eine Verbrennung durch das Geschoß oder das Pulver zugrundelegte und die Schußwunde als Brandwunde betrachtete. 14 Zur Behandlung der eigentlichen Geschoßwirkung, also des rein mechanischen Traumas, mußten nun noch die Reinigung der Wunde vom schädlichen Pulver, bzw. entsprechende Maßnahmen, um eine „Vergiftung" der Wunde bzw. des Körpers durch das Schießpulver zu vermeiden, oder aber die Behandlung der „Verbrennung" hinzutreten. Daß das Pulver als schädlich erachtet wurde, entsprechende Auffassungen also Gemeingut waren — dies als Anmerkung am Rande —. zeigen auch zwei Textstellen aus der militärischen Fachprosa des 16. Jahrhunderts. So schreibt Reinhart von Solms im Kapitel ,,Von Feurwerck" seiner „Kriegsregie­rung": ,,Jtem ein jeder der mit dem Puluer / Feurwerck vnd dergleichen handelt I soll sich husten daß er nit nuechtern damit vmbgehe / dann der rauch vnd dampffvon dem Puluer vnd Feurwerck schlecht sich eim in den kopffvnd hirn / legt sich auch an das hertz vnd feult die Leber macht schwach I hitzig vnd docrref 5 / auch soll er sich kosten vor hitzigem getrdtnck vnclessen das stopfft I halt sich an linde es­sen was weicht vnd kuclt ist gxxot / Nim des ein exempel wann einer geschossen wirf / wie jm das puluer die wunden anzindt vnnd erhitzt / Also thuot es auch besonder so ein Mensch wundt vnnd geschwoerig im leib ist I darumh welcher mit Feurwerck wil oder muß vmbgehn I das soll er im lujft vnd windt thxxon / das er den dampjf von jm treibe.'" 16 Und in einer Büchsenmeisterei aus dem Jahre 1534 lesen wir: , Wie sich der I so mit Puluer vmbgeht / halten sol I damit es jm nit schade. DEr dunst vnnd der dampjf ist ein recht vergijft dem menschen I vnd ist doch vnder drei stucken I Salpeter I Schwefel vnnd kol I keyns sunderbar dem menschen schedlich ztmiessen / Vnd wenn sie vnder einander kommend gemischt vnd temperiert werden I so schaden sie dem haubt vnd dem hertzen I vnd besunder so füllt es die leber I wann der aller groest schad der daran ist I ist der dunst I vnnd der dampjf/ der von dem verbrunnen puluer geht. Wiltu dich daruor hueten I so sihe das du nit nüchterling darmit vmbgangst I vnd huett dich vor wein / das du des nit zuuil trinckest. Du solt linde kost niessen / dann wann du zuuil mit dem zeug vmbgast I so gewinnest du gern die laeme / Du solt die weil zimlich niessen abents vnd morgens I Vor essig vnd eyern huett du dich I Was aber feucht vnd kalt ist / das magstu wol niessen I vnd was hart vnd trucken ist I vor dem hwztt dich."' 7 Als einer der ersten Wundärzte erwähnte Heinrich von Pfalzpaint in seiner „Wündärznei" Schußverletzungen und löste — nach der Entdeckung des Werkes im Jahre 1858 — Hieronymus B Ortenburg (1984), S. 49—51, gibt einen guten Überblick über Zusammensetzung und Herstellung des Pulvers, wobei er nach heutiger Erkenntnis als ideales Mischungsverhältnis 73,9% Salpeter, 14,6% reinen Kohlenstoff und 11,5% Schwefel angibt (S. 50); er geht dabei anscheinend von reinen Substanzen aus. Aus verschiedenen alten Re­zepten (z. T. für verschiedene Zwecke) gibt er beispielhaft Verhältnisse von 4 (Salpeter) : 2 (Schwefel) : 1 (Kohle), 100:25:25, 100:15:20 und 100:12:15 an — dies nur als Beispiel für die Bandbreite der Mischungsverhält­nisse, abhängig auch vom Verwendungszweck (das erste Rezept aus dem Feuerwerksbuch von 1420, die weiteren aus einem Buch des Jahres 1676). 14 Sieh zur Verbrennungs- und zur Vergiftungstheorie, die hier nur grob angerissen werden konnten. Croes (1940), S. 22—64, der diesen Themenkreis ausführlich und differenziert abhandelt. Croes (1940), S. 122, stellt zwar fest, daß die Deutschen (d. h. vor allem H. v. Gersdorff und Brunschwig) im Gegensatz zu den Franzosen und Itali­nern sich weniger mit Theorien beschäftigten, sondern vielmehr der Praxis verpflichtet waren, daß sie aber dieser „Instinkt" vor Irrwegen wie dem Ausbrennen der Wunde bewahrt habe; auch stellt Croes hinsichtlich der man­gelnden theoretischen Fundierung in Rechnung, daß die deutschen Werke viel früher entstanden sind. 15 „doerret" = „dörrecht", 'dürr', ausgezehrt'. 16 Solms (1559), III, Bl. 33 v . Auch wiedergegeben bei Vollmuth (1991), S. 199, Anm. 206. 17 Büchsenmeysterei (1534). Bl. 3 V

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