Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 145-146. (Budapest, 1994)
TANULMÁNYOK - ESSAYS - Vollmuth, Ralf: „Von den geschosszenen wunden". Die Behandlung von Schußwunden in deutschsprachigen chirurgischen Werken des 15. Jahrhunderts
TANULMÁNYOK „VON DEN GESCHOSSZENEN WUNDEN" DIE BEHANDLUNG VON SCHUßWUNDEN IN DEUTSCHSPRACHIGEN CHIRURGISCHEN WERKEN DES 15. JAHRHUNDERTS RALF VOLLMUTH Meinem akademischen Lehrer Prof. Dr. Dr. Gundolf Keil zum 60. Geburtstag gewidmet Eine besondere Rolle in der Chirurgie am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit spielen die durch das Aufkommen der Feuerwaffen und der Artillerie bedingten Schußverletzungen. Zum Polytrauma, das es auch schon zuvor durch Nahkampfverletzungen oder durch die Einwirkung herkömmlicher Fernwaffen wie etwa Pfeilen oder Armbrustbolzen gegeben hatte, trat nun zusätzlich die Frage, welche Wirkung das Pulver hatte und wie diese neue Form der Schußwunden zu versorgen sei. Das Spektrum der chirurgischen Behandlungsformen war naturgemäß zu erweitern, und folgerichtig war dieser Aspekt auch für den Medizinhistoriker von Interesse, jedoch sind deren einschlägige Ausführungen in aller Regel auf einige wenige zeitgenössische Chirurgen bzw. Wundärzte beschränkt. So werden für das 15. und frühe 16. Jahrhundert vor allem Giovanni da Vigo (1460—1525) und dessen Kauterisierung der Schußwunde mit kochendem Öl zur Bekämpfung von Vergiftungen sowie Ambroise Pare' (1510—1590) genannt, welch letzterer aufgrund eigener Beobachtung diese Methode verwarf. An deutschsprachigen Autoren sind es neben Heinrich von Pfalzpaint in erster Linie Hans von Gersdorff sowie Hieronymus Brunschwig, die für diese frühe Zeit Erwähnung finden. Lange galt das ,,Buch der Cirurgia" des Straßburger Wundarztes Brunschwig als die erste chirurgische Schrift, die sich mit Schußwunden (hier und in den folgenden Ausführungen sind damit immer durch Feuerwaffen bedingte Schußwunden gemeint) beschäftigt habe; es wurde jedoch in dieser Bedeutung durch die ,,Wündärznei" Heinrichs von Pfalzpaint abgelöst, der sich ebenfalls mit Schußwunden auseinandersetzte und dessen Werk seither als die erste (medizinische 1 ) schriftliche Äußerung über Schußverletzungen durch Feuerwaffen gilt. 2 1 Es sei angemerkt, daß neben den medizinischen Texten über Schußwunden durchaus Erwähnungen in anderen Quellen, etwa Chroniken, Briefen u. ä., greifbar sind, die aus dem 15. Jahrhundert stammen bzw. z.T. noch vor 1460 anzusiedeln sind: sieh dazu etwa Brunner (1903), S. 82—85, S. 115—117 und S. 124, der Beispiele aus dem Alten Zürichkrieg bzw. den Burgunderkriegen nennt, als erste deutschsprachige Quelle eines medizinischen Autors aber ebenfalls Heinrich von Pfalzpaint angibt (S. 127). 2 Vgl. auch die folgenden speziellen Untersuchungen zum Thema Schußwunden, die sich hinsichtlich des Zeitraumes bis ins erste Drittel des 16. Jh. — zumindest was die deutschsprachigen Verfasser angeht — ebenfalls auf H. v. Pfalzpaint, H. Brunschwig und H. v. Gersdorff beschränken (sie seien hier genannt, da sie in meinen Ausführungen nicht oder nur kaum herangezogen werden): Kritzler (1912), der darüber hinaus auf Italien, Frankreich und England eingeht und erst mit Felix Wirtz wieder nach Deutschland zurrückkehrt. Winter (1917) läßt für Deutschland im 15. und 16. Jh. neben den drei genannten Protagonisten die späteren Wundärzte Fabricius von Hilden, Walther H. Ryff, Felix Wirtz und Paracelsus zu Wort kommen und behandelt daneben genauso ausführlich Frankreich und Italien. Koehler (1892), der für die frühe Zeit für das Reich auch lediglich H. v. Gersdorff und H. Brunschwig heranzieht, zunächst sogar in Anlehnung an das Vorwort der Pfalzpaint-Herausgeber behauptet, dieser behandle überhaupt keine Schußwunden (Koehler [1892], S. 3; vgl. zum Sachverhalt meine Ausführungen zum Pfalzpainter unten), diesen Fehler auf der letzten Seite seiner Arbeit in einer Fußnote (S. 35, Anm. 2) indes-