Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 145-146. (Budapest, 1994)

TANULMÁNYOK - ESSAYS - Vollmuth, Ralf: „Von den geschosszenen wunden". Die Behandlung von Schußwunden in deutschsprachigen chirurgischen Werken des 15. Jahrhunderts

Ein weiteres frühes landessprachiges Zeugnis zur Behandlung von Schußwunden stammt aus dem 1487 verfaßten Arzneibuch des Johann van Seghen, das in einer Ausgabe von Helny Alstermark 19 vor­liegt. Der im moselfränkisch-südwestfälischen Grenzgebiet tätige Johann van Seghen hatte möglicher­weise 1450/51 als Feldscher am Markgräfler Krieg zwischen Albrecht Achilles und Nürnberg teilge­nommen und hier einschlägige Kriegserfahrung gesammelt. 80 Johann van Seghen nennt innerhalb eines größeren Segments über Wundtränke 81 u. a. auch ein Rezept, das er besonders bei Schuß­verletzungen zur Austreibung des Pulvers empfiehlt. Er beschänkt sich jedoch in diesen Ausführungen nicht nur auf den Wundtrank, der aus einer weinigen Beifußabkochung besteht, sondern er geht zu­gleich auf die Lokalbehandlung ein: hierzu empfiehlt er, die Wunde mit einem in Eiweiß getränkten Tuch für vier Tage abzudecken bzw. einen Speckmeißel in die Wunde einzubringen und ebenfalls mit Eiweiß abzudecken sowie dann mit einem Pflaster zu versorgen: ,,36 Eyn ander gut wontdranck Noch ein ander kostelich gut dranck, de bewert ist, wan ein man vorwont wer, besunder myt pulwer. Du salt nemen bifus vnd des en nyegen pot fui Stötten vnd guden win darvf gitten vnd darmyt kitten syeden so lange, myt dat et eyn fynger dif jn ist gesaden. Dan sal man dem gewunten menschen des morgens nüchteren gewen vnd des awens spade vnd besunderlich ist he gut den wonten, dye myt bussen geschosen sin. Disse dranck driwet alle pulwer vit. Dan so sal man nemen elein flessen 82 werck vnd dat mengen jn eygeswis 83 vnd vf dye wonde legen vnd iiij dage darvf latten lyegen. Wit speck saltu eyn wicke 84 maken vnd stechen jn dye wonde, dye dar geschossen is myt busen vnd legen dat eygeswit darvf, so lange went et dye vorgeschriwen tyt darvp heft gelegen. Du salt dat plaster darvf legen an dem drancke, steit vwer dat virde blat. Da stet owen dem dranck a. So ist he bereit." 85 Etwas weiter unten widmet Johann van Seghen den Büchsenschußwunden ein eigenes Kapitel: ,,188 Der myt einer busen gescholten ist Der myt eyner busen geschosen ist, dat dat pulwer jn der wonden bliwen ist, so nym knobelauch j virdendeil j Ib. Dat saltu wail Stötten 86 vnd seden dat myt iiij lefel vol huniches 81 vnd iij lefel vol wins, vj lefel vol zyegenmylch, gerstenmel vij lot, terpentin vj lot. Menge dat tosamen, dat et dicke werde. Lege dat dan op den salpetter, de jn der wonden ist. Dit vngent 88 tut alle pulwer vit der wonden. Dan so heilte se myt ander guder salwen. ' * 89 In diesem Rezept beschreibt er eine Salbe, um das Pulver aus der Wunde auszuziehen, wobei aus der Anweisung ,,Lege dat dan op den salpetter, de jn der wonden ist", geschlossen werden kann, daß Johann vor allem dem Salpeter als Pulverbestandteil die schädliche Wirkung des Pulvers in der Wunde zuschreibt. Die Salbe wird auf Knoblauchbasis unter Zugabe von Honig, Wein, Ziegenmilch, Gersten­mehl und Terpentin hergestellt und dient offenbar nur zur Ausziehung des Pulvers; zur eigentlichen Wundheilung verweist Johann van Seghen auf eine andere gebräuchliche Salbe. Unter therapeutischer Hinsicht sind vor allem der Knoblauch und das Terpentin von Interesse: Knoblauch enthält als Haupt­79 Alstermark (1977). 80 Keil (1983), Sp. 743. Zu Überlieferung und Textgeschichte vgl. ebd. sowie die einschlägigen Abschnitte bei Al­stermark (1977). 81 Es sind dies die Kapitel 22—50 (bei Alstermark [1977], S. 52—59; vgl. die Inhaltsübersicht von Helny Alster­mark, S. 6—7). 82 ,,flessen" bzw. ,,vlessen": 'flächsern' (Alstermark [1977], S. 146). 83 Gemeint ist 'Eiweiß' (Alstermark [1977], S. 144). 84 ,,wicke" bzw. ,,wîke": 'Wieche', 'Sonde' (Alstermark [1977], S. 167). 85 Alstermark (1977), S. 56. — Der Hinweis bezieht sich anscheinend auf das S. 59 unter Nr. (52—)53 abgedruckte Wundtrank-Rezept (,, drank to wonden"), das Gewürznelken, Heilbatunge, Bibernelle, Sanikel, Käsepappel, Beinwell, Odermännchen und Ochsenzunge als Ingredienzen nennt. 86 „Stötten" meint „stoßen". 87 ,,hunich" bezeichnet nach Alstermark (1977), S. 151, 'Honig'. 88 ,,ungent", aus dem Lateinischen , ,unguentum" : 'Salbe' (Alstermark [1977], S. 165). 89 Alstermark (1977), S. 83

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