Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 141-144. (Budapest, 1993)
TANULMÁNYOK - ESSAYS - Vida, Mária: Der Kosmas- und Damian-Kult in Ungarn im Mittelalter und im Program der Gegenreformation (von 15. bis 18. Jahrhundert)
gegnen sie uns als Schutzpatrone in Königsberg. In Ungarn werden sie erst wieder im 18. Jahrhundert zu Symbolfiguren einer medizinischen Fakultät. Das ist 1773 in Nagyszombat (Trnava) und im Anschluss in Buda der Fall, als die Universität von Nagyszombat dorthin verlegt wird. Diese Verehrung nimmt aber ihren Ursprung von der Wiener Medizinischen Fakultät und fusst nicht auf ungarischer Tradition. Den Epilog der zweiten Periode einer lokalen Verehrung bildet ungarischsprachige, auf der Basis der Legenda aurea geschriebene Legende des Érdy-Kodex von Jacobus Vöragines. Ein Mönch des Klosters Lövőid (Városlőd) im mittleren Transdanubien beendete 1527 als „Unbekannter Karthauser" sein Manuskript. Im in lateinischer Sprache niedergelegten Vorwort seiner Predikationen- und Legendensammlung erläutert der Verfasser sein Vorhaben: er will der Lutherischen Ketzerei mit deren ureigenen Mitteln begegnen, nämlich dem Gebrauch der Muttersprache und der Rückkehr zur Bibel. Indirekt verdankt Ungarn seine reichste und in der Landessprache abgefasste Legendensammlung daher dem Protestantismus. In der aus 90 Legenden bestehenden Sammlung findet sich auch die Geschichte von Kosmas und Damian. Seinem Ziel gemäss überbetont der Verfaser selbstverständlich die hagiographischen Elemente: der sittenlosen Christenheit seiner Zeit will er den Typ des wahrhaftigen Heiligen gegenüberstellen. Er erwähnt die heilende Tätigkeit der Ärzteschutzpatronen und schildert die Geschichte von der Heilung der Palladia am Schluss der Berichts vom Martyrium von Kosmas und Damian. Von den verschiedenen Legendenvariationen (arabische, römische, syrische und kleinasiatische) mischt der Autor hierbei die arabische und die kleinasietische Version. Er variiert die Geschichte der angeblich arabischstämmigen Patrone mit der sogenannten Palladia-Episode der kleinasiatischen Legende, derzufolge Damian von einer Frau namens Palladia „manches Geschenk" für die Heilung empfangen habe, weswegen Kosmas es ihm versagte, mit ihm im gemeinsamen Grab zu ruhen. Die Erzählung von einer erfolgreichen Transplantation — Kosmas und Damian sollen das fehlende Bein eines Weissen durch das eines toten Mauren ersetzt haben — fehlt an dieser Stelle. Letzterer Vorgang ist aus mehreren Darstellungen bekannt; angegriffen wurde er im 15. Jahrhundert von einem Schwäbischen Meister (Württ. Landesmuseum Stuttgart), von Ambrosius Franken (Koninklijk Museum Antwerpen) und von Fernando del Rincon (Prado Madrid) im 16. Jahrhundert. In der ungarischen Kosmas — Damian-Ikonographie ist das letztere Thema ebenso unbekannt wie die in der italienischen Malerei festgehaltene Palladia-Szene (Fra Angelico, Pasellino); die Palladia-Geschichte ist aber in der bereits genannten Form in der ungarischen Legende fixiert. Lediglich am Ende der Legende empfiehlt der Kodex-Verfasser den tödlich Verwundeten im Rahmen einer Benediktion den Anruf von Kosmas und Damian. Mit der ungarischsprachigen Legende geht die regionale mittelalterliche Verehrung zu Ende; aus späterer Zeit ist lediglich ein Patrocinium (1530 Osztropatak) und ein Altar (1539 Győr) bekannt. Spuren einer Verehrung fehlen dann bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts. Ihre Wiedererweckung gegen Ende des 17. Jahrhunderts basiert auf einer andersartigen Auffassung, nämlich auf der Religiosität des Barockes mit einer im symbolischen Sinne „weltlichen" Funktion. Der durch die barocke Kunst neugeborene Kosmas —Damian-Kult entsprach dem politischen und kulturellen Programm der Gegenreformation. Bereits in den, der Reformation vorangehenden Jahrhunderten wurden sie an den medizinischen Fakultäten als Patronen verehrt, vorerst, ab 1388, an der Kölner Fakultät, dann ab 1502, gerade in der Vorzeit der Reformation in Wittenberg. Der Kult von den Nationalheiligen und der sich an die Person von István Stephan I. knüpfende, bis zu seiner Epoche zurückgreifende Kult begegneten den Traditionen der Vergangenheit. Es kann sowohl anhand von schriftlichen Dokumenten als auch durch bildliche Andenken und Patrozinien bewiesen werden, dass beide zu den Ärpadschen Fürstengeschlechtes, dann von denselben des Anjou-Hauses verehrt worden waren. Aus den 115 bekannten Quellen sind 70 Andenken auf die das Jahr 1530 vorangehende Zeit zu datieren. Es sind darunter der Krönungsmantel, die Krone, das Aspersorium von Beszterec, das Hausaltar des Andreas III. , (das Berner Dyptichon) und das Ungarische Anjou-Legendarium diejenigen Reliquien, welche sich unmittelbar an die regierende Familie knüpfen. Auf diese Verehrung basierte Ferdinand L, als er am 12-ten Januar 1564 des Kosmas —Damian-Tages an der Wiener Universität feierlich zu gedenken verordnete, welche Verordnung später, 1644 den „Ordo" des Ferdinand III. nur noch verstärkt wurde.