Magyar László szerk.: Orvostörténeti közlemények 133-140. (Budapest, 1991-1992)
TANULMÁNYOK — ESSAYS - Kapronczay, Károly: Ungarisch—polnische Kontakte auf dem Gebiet der Medizin
Im Gegenteil zu den oben erwähnten — nicht allzu reichen — Belegen über ungarische Ärzte in Polen, wissen wir kaum über polnische Ärzte, die im XVIII. Jahrhundert in Ungarn praktizierten. Kominski erwähnt, daß JacekLopacki (1690—1762), der seine medizinischen Studien in Italien absolvierte, in Krakau zum Priester geweiht wurde, und sich im oberungarischen Poprád niederließ. Er lebte dort als Pfarrer und war der einzige Arzt in der Umgebung. 36 Gedroyc erwähnt, daß ein Militärchirurg ungarischer Abstammung, namens Sebestyén de Konty, nachdem er 16 Jahre in der österreichischen Armee diente, im Jahre 1767 in einem polnischen Infanterie Regiment Chirurg wurde. In den letzten Jahrzehnten des XVIII. Jahrhunderts gingen bedeutungsvolle Änderungen in den ungarisch —polnischen medizinischen Kontakten vor sich. Ein Grund dazu war die territoriale Zerstückelung des polnischen Staates und der Anshluß bedeutender, durch Polen bewohnter Gebiete an das Habsburgreich. Es darf aber nicht außer Acht gelassen werden, daß zu jener Zeit die ungarische Universität mit einer medizinischen Fakultät erweitert wurde, deren Ansehen sich in den Jahren befestigte. Es muß zugegeben werden, daß die ungarische medizinische Fakultät, die zuerst in Nagyszombat, später in Buda, zuletzt in Pest funktionierte, mit dem Ansehen der Wiener Universität nicht rivalisieren konnte, und sich dem Wirkungskreis von Wien auch nicht annähern konnte, besonders deswegen, weil auch Rechtsnorme ihr Interessenbefugnis regelten. Die Ärzteausbildung wurde in Ungarn den Direktiven von van Swieten, innerhalb seiner Reformen angelegt (1769), die auch für die Krakauer Universität als Muster der Neugestaltung der polnischen Ärzteausbildung diente (1780). Als Beispiel sei hier erwähnt, daß Andrzej Badurski bei der Gestaltung der Krakauer Reformpläne in die Reihe der obligatorischen und empfohlenen Lehrbücher die Werke von Venzel Trnka und Jakab Winterl zählte. Ein neues Gebiet der polnisch — ungarischen medizinischen Kontakte formte sich an der ungarischen medizinischen Fakultät heraus, ihre wesentliche Bedeutung kam aber erst im XIX. Jahrhundert zur Geltung. UNGARISCH—POLNISCHE MEDIZINISCHE KONTAKTE IN DEN JAHREN 1770—1849 Die Ergänzung der ungarischen Universität in Nagyszombat mit der medizinischen Fakultät (1769) bzw. die Gesundheitspolitik des aufgeklärten Absolutismus, der im ungarischen Medizinwesen grundsätzliche Neuerungen und auch eine neue Medizinialordnung zur Folge hatte, brachte auch in den ungarisch — polnischen medizinischen Kontakten neue Möglichkeiten. Gleich nach der Gründung der Fakultät besonders aber nach dem Umzug nach Buda bzw. nach Pest (1784), sind polnische Studenten von bedeutender Zahl nach Ungarn gekommen. Abgesehen davon, daß die Lehrgänge der Medizin und Chirurgie zahlenmäßig nicht von so vielen Polen besucht wurden, wie es bei der Wiener Universität der Fall war, wurde Pest im ausgehenden XVIII. und Anfang des XIX. Jahrhunderts doch eine wichtige Stätte der polnischen Ärztebildung. Kaiser //. Joseph gründete 1786 zur Ausgleichung der Krakauer Universität eine neue Universität in Lemberg, damit diese eine anziehende Möglichkeit für die Polen in Galizien für das höhere Studium werden sollte. Vom Ende der 1700er Jahre erwarben an der ungarischen medizinischen Fakultät insgesamt 29 Ärzte und 94 Chirurgen ihr Diplom. Interessanter erscheint aber die Immatrikulierung der Polen in Ungarn. In den Jahren zwischen 1772—1848 lassen sich 1084 immatrikulierte Studenten nachweisen, von denen 78 polnischer Nations waren; von den 2695 immatrikulierten Chirurgiestudenten waren dagegen 214, die sich als Polen bekannten 37 . Die Fakultät besaß schon in Nagyszombat polnische Studenten: Stanislaw DomiSzumowski, W.: Az orvostudomány története (Geschichte der Medizin Wissenschaft). Budapest, 1939. S. 490 Kapronczay, Károly: siehe Anm. 31