Magyar László szerk.: Orvostörténeti közlemények 133-140. (Budapest, 1991-1992)

TANULMÁNYOK — ESSAYS - Boroviczény Károly-György: Cruciferi Sancti Regis Stephani. Tanulmány a stefaniták, egy középkori magyar ispotályos rend történetéről

1161), der dadurch mit den Ideen der Kreuzzüge und der Kreuzherrenorden eingehender bekannt wurde. Mit dem Kreuzheer kamen Mitglieder der beiden großen Ritterorden, der Johanniter und Templer nach Ungarn, die anschließend in Ungarn Ordensprovinzen einrichteten. König Géza II. ließ in Jerusalem ein Hospital bauen und gründete zu dessen Betreuung um 1150 einen Orden, die Cruciferi Sancti Regis Stephani de Strigonio (Kreuzherren des Heiligen Königs Stefan zu Esztergom/Gran). Er stattete den Orden mit Kirchen und mit, in der Umgebung seiner Residenz liegenden Grundbesitz aus, auf dem die Ordensbrüder eine dem Hl. König Stefan geweihte Kirche samt Hospital erbauten. Zur gleichen Zeit begann der Erzbischof von Gran in Székesfehérvár (Stuhlweißenburg) mit dem Bau einer Kirche, die nach seinem Tode (um 1157) von Königin Euphrosina, Gattin des Géza II. vollendet, ebenfalls dem Hl. König Stefan geweiht, mit einem Hospital und zahlreichen Gütern ausgestattet den Johannitern übergeben wurde. Der Umstand, daß annähernd zeitgleich vom Königspaar zwei dem Hl. König Stefan geweihte Kirchen gebaut und dazu Hospitäler mit anderen Besitztümer an Ordensleute übereignet wurden, führte zur irrigen Meinung späterer Historiker, daß es sich in beiden Fällen um den selben Orden, die Johanniter gehandelt habe. Mehr als 500 Urkunden aus dem XII. bis XV. Jahrhundert sind erhalten oder überliefert, die entweder von den Stefanitern ausgestellt oder an sie gerichtet sind oder in denen die Stefaniter erwähnt werden. Neben der Bestätigungsbulle von Papst Urban III. vom 26. März 1187 sind ein gutes duzend weitere Papsturkunden erhalten oder überliefert, die an die Stefaniter gerichtet wurden oder diese erwähnen. Alle diese Urkunden sind ediert (siehe Anhang) und als Original, Transsumpt, als Abschrift oder auf Mikrofilm im Ungarischen Staatsarchiv in Budapest zugänglich. Ebendort befinden sich zahlreiche weitere, noch unedierte Urkunden zur Geschichte der Stefaniter. Die Urkunden beweisen die Existenz dieses exemten Ordens und ermöglichen die Erforschung seiner Geschichte, die vom Autor begonnen wurde und von fachkundigen Historikern fortgesetzt werden soll. Die Stefaniter waren ein Hospitalsorden, geleitet vom Magister des Hospitals in Szentistván bei Gran. Außer diesem hatten sie Hospitäler zuerst in Jerusalem, dann in Akkon. Die Ordenskirche in Jerusalem war der Hl. Jungfrau und dem Hl. König Stefan geweiht. Weitere Kirchen besaßen sie in Szentkirály (Hl. König Stefan), Bille (Hl. Margarete), Csifár (Hl. Johannes), Felhévíz (Hl. Dreifaltigkeit), Karcsa (Hl. Kreuz), Korév (Hl. Kreuz), Szokol (Hl. Jungfrau), Tarcal (Hl. Andreas), Tát (Hl. Georg), Telki (Hl. Kreuz), Tót (Hl. Jungfrau), Vejte (Hl. Nikolaus) und Zsidópuszta (Hl. Thomas). Weitere Besitzungen sind nachweisbar in Dág (Weinbau), Ebed, Epöl (Weinbau), Hetény, Keresztes, Kirva (Weinbau), Ogan, Rakonca, Szentkirály, Széplak, Tokod und Újvásár. Die aufgezählten, in Ungarn befindlichen Besitztungen des Ordens lagen — mit der Ausnahme von Karcsa, Korév und Tarcal — so, daß sie von der Ordenszentrale durch einen Reiter in einem Tag erreicht werden konnten (Karte 1: Ungarn im Hochmittelalter). Als im 13. Jahrhundert die Residenz des Königs nach Buda verlegt wurde, gründeten die Stefaniter bei ihrer Kirche in Felhévíz (vis à vis der heutigen Margareten-Insel, auf der Budaer Seite) ein, von einem Prior geleitetes Ordenshaus. Nach Verlegung der königlichen Residenz nach Visegrád, gründeten sie im 14. Jahr­hundert auch dort ein Ordenshaus. Daß die aufgezählten Kirchen, Hospitäler, Häuser und anderen Besitztümer den Stefanitern gehörten, ist durch erhaltene oder überlieferte Urkunden belegt. Daß die Stefaniter ein von den Antonitern, Johannitern, Marianern (Deutscher Orden), Speulchrinern, Spiritalen, Templern usw. unabhängiger Orden waren, ist ebenfalls durch erhaltene oder überlieferte Urkunden belegt. Die Häuser Szentistván bei Strigonium (Esztergom, Gran) und in Felhévíz (Calidae aquae) waren Glaubwürdige Orte. Diese für Ungarn spezifischen Einrichtungen erfüllten im Königreich Ungarn vom 13. bis 19. Jahrhundert die Aufgaben von Notariaten. Glaubwürdige Orte führten im Auftrag des Königs oder anderer hoher Würdenträger, oder auf Ansuchen Betroffener Grenzbegehungen durch und fertigten darüber Urkunden aus. Sie stellten beglaubigte Urkunden aus über Kaufverträge, Erbschaften, Testamente, usw. Als Folge dieser Tätigkeiten, sind mehrere hundert Stefaniterurkunden, zum Teil mit erhaltenem Siegel, aus der Zeit von 1222 bis 1353 überliefert. Aufgrund dieser und anderer, an die Stefaniter gerichteter oder sie erwähnender Urkunden sind uns Namen mehrerer Ordensoberen Magister, Priore und weiterer Ordens­mitglieder bekannt.

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