Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 125-132. (Budapest, 1989-1990)

TANULMÁNYOK - ESSAYS - Vida, Mária: Die Philanthropie und die Rolle der Frauen in Ungarn

nötig war, erwarb zuerst die Familie Hunyadi. János Hunyadi verzichtete auf die Würde des Reichsverwesers: dafür bekam er den Titel des Erbgrafen, ein immenses Gebiet und dazu noch die richterliche Gewalt. 5 So ist es nicht verwunderlich, dass die erste warhafte ungarische „Edelfrau" der Renaissance in der Person seiner Gattin Erzsébet (Elisabeth) Szilágyi (? -1483) Gestalt bekommt. Sie leitet die Politik und die Wirtschaft des Grossgrundbesitzes, während ihr Mann mit der Kriegsführung gegen die Türken beschäftigt ist. Sie schuf die materielle Basis für jene Aktion, infolge derer ihr Sohn Mátyás (Mathias) Hunyadi zum König gewählt wurde. Sie war sogar die federführende Akteurin des mit Lastlê Garai 1458 in Szeged unter Dach und Fach gebrachten Abkommens. Ihre Zeitgenossen nannten sie zu Recht „mulier heroica". Das höfische und die nationale Kultur standen bis zum 16. Jahrhundert in enger Verbindung zueinan­der. Weg und Ziel nationaler Kultur waren beinahe vollständig durch die höfische Kultur vorgezeichnet. Nicht nur dem Zeitgeist gab sie Ausdruck: sie bewahrte auch dessen ungarisches Gepräge. Diese fünfliundertjährige Tradition wurde durch die Türkenherrschaft und das Habsburger Regime vernichtet. Ferdinand I. trug zwar den Titel eines Königs von Ungarn, doch verfolgte das Haus Habsburg von Anfang an keine ungarisch-nationale, sondern eine familienorientierte und damit weitgespannt­europäische Politik. Aus Habsburger Sicht galt das Königreich Ungarn (Nordungarn und ein Teil Westungarns) nur als Randgebiet und verlor seinen nationalen Charakter: der Königshof ging die Rolle, die ihm bis dahin in der ungarischen Kulturgeschichte zukam, verlustig. Die dank königlicher Donationen entstandene neue Aristokratie hatte - neben der ungebrochenen Treue zum König - auch sein Ungartum bewahrt. Sie diente den Habsburgern solange, bis deren Politik nicht das Leben, die Zukunft und das Fortbestehen der Nation gefährdete. Die Untätigkeit der Habsburger gegen die Türken und ihre ungarfeindliche Politik führten dazu, dass im Königreich Ungarn statt des fremden Königs der Hochadel jene Rolle übernahm, die einst dem königlichen Hof in der geistigen Führung der nationalen Gesellschaft, in der Rezeption kultureller Strömungen der Renaissance und des Barock zukam. Gleichzeitig mit dem Ende des ungarischen Königshofes hatte sich im 16. und 17. Jahrhundert das Bollwerk des Ungarntums, das Füstentum Siebenbürgen herausgebildet. Der Fürstenhof wurde zum nationalen Wegweiser für dei Burgen und Schlösser des Hochadels. Fürst Gábor Bethlen repräsentierte durch seinen ungarischen Hofstaat, durch die Pflege nationaler Sitten, Tugenden und Traditionen, das kulturelle Erbe der Ungarn. Die führende Rolle des Fürstenhofes von Gyulafehérvár (Unterweissenburg, heute Alba Iulia in Rumänien), die sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts herausbildete, ersetzte den früheren ungarischen Königshof, ja übertraf ihn in vielfacher Hinsicht. 6 Das Leben eines ungarischen Hochadeligen kann in der Ära der Türkenherrschaft durch Vermögensvermehrung und ununterbrochene Kriegsführung gegen die Türken gekennzeichnet werden. Der Hochadelige, der an der Spitze einer zu ständigen Verteidigung bereiten Burgprovinz stand, was aus diesem Grunde häufig fern von Zuhause. An seiner Stelle war seine Gattin mit der Verwaltung von Wirtschafts-, Burg- und Gutsangelegenheiten getreten. Neben der Verwaltung des Hofes ruhte oft die schwere Aufgabe der Burgverteidigung auf ihren Schultern. Der Schwerpunkt des Lebens des Hochadels verlagerte sich in die Burgen und Schlösser. Hier hatten sich auch die Zentren nationaler Literatur herausgebildet. Die erste Druckerei, in der ungarische Bücher gedruckt wurden, entstand in Uj­Sziget (Sárvár in Westungarn). Sie wurde von Tamás Nádasdy gegründet. Er war es auch, der in Sárvár eine Schule stiftete. In Sárospatak (Nordungarn) ist nach seinem Vorbild eine Schule von Péter Perényi gestiftet worden, in deren Neuorganisierung Zsuzsanna Lorántffy eine bedeutende Rolle bekommen sollte. Das Familienschicksal der Kanizsais könnte sogar Symbol ungarischer Geschichte im 15. und 16. Jahrhundert sein. Die männlichen Mitglieder der Familie nahmen an der Seite von Hunyadi an den 5 Mályusz, E.: A magyar társadalom a Hunyadiak korában. Mátyás király emlékkönyv. I. k. Szerk: Lukinich Imre (Die ungarische Gesellschaft im Zeitalter der Hunyadis.) (Matthias-Rex-Gedenkbuch. I. Bd. Red. I. Lukinich) Bp 1940. 342— 346 p. Vácz, E.: Két udvar, két főnemesség. Magyar Művelődéstörténet 3. k. A kereszténység védőbástyája. Szerk.: Domanovszky S. (Zwei Höfe, zwei Hochadel. Ungarische Kulturgeschichte. 3. Bd. Das Bollwerk des Christentums. Hrsg.: von D. Domanovszky) Bp. o. J. 251—291.

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