Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 117-120. (Budapest, 1987)

KISEBB KÖZLEMÉNYEK - Marz, Ilona: A kutatások súlypontjának változásai a Berlini Egyetem Fogászati Intézetében (német nyelven)

ZU ÄNDERUNGEN DER FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE AM BERLINER ZAHNÄRZTLICHEN UNIVERSITÄTSINSTITUT* r\m 11. Oktober 1934 fand die Feier zum 50jährigen Bestehen des Zahnärztlichen Instituts Ber­lin statt. Die Begrüßungsrede hielt Wilhelm Dieck (1867—1935) in seiner Eigenschaft als Direktor des Instituts, dabei vor einer Hitlerbüste stehend, flankiert von SA-Leuten, die die Fahne der Be­triebszelle des Instituts hielten. Dieck beendete seine Festrede mit einem Zitat des Reichspropa­gandaminister Goebbels, wonach der Nationalsozialismus eben nicht geistige Barbarei sei, son­dern alle schöpferischen Kräfte der Nation freilege. [1] Unabhängig davon, ob Dieck an den „ Geist des neuen Deutschland", den er pathetisch beschwor, glaubte oder nicht, deutlich wird hierbei, daß ein angesehener Hochschullehrer zur geistigen Volksverführung beitrug. Der we­sentliche Unterschied zu vorherigen feierlichen Anlässen liegt aber tiefer. Die meisten Reden, nach Dieck sprachen Vertreter der Ministerien, der Reichszahnärtzteführer, Kollegen und Studen­ten, enthielten Drohungen. Ein Zitat als Beispiel: ,,Das Deutsche Volk braucht einen Volkszahn­arzt, den der Staat für eine gesunde Mundhöhle und eine funktionsfähigen Kauapparat verant­wortlicht machen kann. ' ' [2] Es wird nationalsozialistische Grundhaltung verlangt, und zwar von allen, von Lehrern und Studenten. Durch Vertreibung und Vernichtung von Menschen, durch Berufsverbote, durch Aufhebung al­ler persönlicher und politischer Freiheiten, durch Isolation von der internationalen Entwicklung und schließlich durch den Krieg erlitten Kultur und Wissenschaft in Deutschland, die in den 20er und Anfang der 30er Jahre noch international mitbestimmend waren, beträchtliche Einbußen. Gefördert wurden alsbald nur noch kriegswichtige Vorhaben und besonders solche, die das Land autark machen sollten. Dies wird auch deutlich, wenn wir die Forschungsschwerpunkte am Berli­ner Zahnärztlichen Universitäts institut in den 30er und 40er Jahren betrachten. Das Übergewicht der Fachrichtung Kieferchirurgie mit der besonderen Problematik der Kieferbruchschuß­verletzungen, der provisorischen und definitiven Wundversorgung und der Feldchirurgie bestim­men von 1934 an den Inhalt zahlreicher Arbeiten. Hermann Schröder (1876—1942), Wilhelm Dieck und Georg Axhausen (1877—1960) faßten ihre Erfahrungen des Ersten Weltkrieges zusam­men und ergänzten sie durch neue Erkenntnisse. Die intensive Arbeit in der an der Berliner Uni­versität 1930 gegründeten Kieferklinik unter der Leitung von Axhausen führte in der Folgezeit zu einem enormen Wissenszuwachs und zur Perfektionierung in der Operationsmethodik und -technik. Die Entwicklung der prothetischen Stomatologie am Berliner Institut, auch dies ein typischer Schwerpunkt der Zeit, wurde durch H. Schröder, Friedrich-Wilhelm Schoenbeck (1878—1948) und Fritz Trebitzsch (geb. 1897) bestimmt. Besonders wichtige Fortschritte waren auf dem Gebiet der Artikulationstechnik zu verzeichnen. Sozialhygienische Fragestellungen sowie Probleme der Schulzahnpflege im Sinne von Ernst Jessen (1859—1933) und Alfred Kantorowicz (1880—1962) wurden dabei bezeichnenderweise verdrängt. (Der namhafte Berliner Vertreter auf diesen Gebie­ten, Konrad Cohn [1866—1938] war bereits 1933, weil er Jude war, entlassen worden.) So finden Schwerpunktsverlagerungen, besser Änderungen der Forschungsschwerpunkte statt, etwa in Richtung auf die Karies- und Werkstoffkundeforschung, die an sich zwei traditionsreiche Berliner Arbeitsgebiete darstellten und die am Institut gefördert und zu hohem wissenschaftlichen Anse­* A tanulmány előadás formájában elhangzott a MOT 1987. október 2-i ülésén. ILONA MARZ

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