Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 107-108. (Budapest, 1984)

TANULMÁNYOK - Némethy Ferenc: A német nyelvű Regimen sanitatis (német nyelven)

In vollem Umfang hatten dann bereits die syrisch-arabischen Übersetzer die Galenische Hygiene übernommen, um sie mit einer eigenständigen, höchst originellen Literaturgat­tung zu kombinieren, dem sog. „adab", das ursprünglich die Disziplinierung des Geistes, dann auch die Regeln eines höflichen Verhaltens, schließlich noch den Kanon der Etikette bedeutete. Die frühe Adab-Literatur läuft meist unter vier Dingen ab, die man tun oder lassen soll, so bei dem Arzt At-Taberi: „Man soll in keinem Land wohnen, in dem es vier Dinge nicht gibt: eine gerechte Regierung, fließendes Wasser, brauchbare Heilmittel und einen gebildeten Arzt." i9 Die internationale Gattung des Regimen Sanitatis bildete den Kanal, durch welchen Vorschrifte des Koran und damit auch ältere, im Islam zusammengeströmte Traditionen über die Rezeption des arabischen Mittelalters in das lateinische und deutsche Mittelalter gelangten. Im christlichen Abendland wurden so Gebote des Koran im Gewände scholas­tischer Autoritätsgläubigkeit befolgt, konnten sich Traditionen des Islam im Verbindung mit der Humoralpathologic bis in die frühe Neuzeit herein halten. In dieser Kontinuität ist unser Text im Bp.Dfr. zu sehen, der nicht nur einzelne isla­mische und jüdische Vorschriften in sich birgt, an dem sich vielmehr ablesen läßt, in welchem Maße religiöse Gebote den Aufbau des mittelalterlichen Regimen Sanitatis eigentlich bestimmen. Da Reinigungs- und Speisevorschriften in der Diätetik des Koran weitesten Raum einnehmen, ist es nur folgerichtig, wenn die „res non naturales" „eibus et potus" und „evacuatio" im Regimen sanitatis am umfänglichsten behandelt werden und als wichtiger Teil des Kultes auch reich an religiösen Satzungen sind. Anhand des Textes und damit stell ertretend für die Gattung des Regimen Sanitatis sollen im fol­genden solche den medizinischen Anweisungen zugrundeliegencen Satzungen aufgedeckt werden. Für unsere Untersuchung wird zunächst aus dem weitgefächerten Diätetikum der „evacuatio" die Badehygiene ausgewählt, deren vielfältige Regeln von der Grundvorstel­lung geleitet sind, äußere Sauberkeit führe zu innerer Reinheit. Hervorzuheben ist nun, daß die einzelnen Badevorschriften des Islam weitgehend jüdischen Brauch folgen und daher in der Überlieferung des Talmud zu suchen sind. Die talmudische Forderung, sich nach dem Heißwasserbad mit kaltem oder temperiertem Wasser abzukühlen 20 , findet sich hier : „So man schir wil aus [dem bad] geen, so ist gesunt, sich mit kallten wasser ze waschnn, das doch nicht ze kallt sey" (Bp.Dfr. 14r, 30—32). Ebenso enthalten ist die an den Schluß der Badeprozeduren gestellte Forderung des „sich schabens", womit Reste der vorange­gangenen Einreibungen und Salbungen weggeschabt werden sollen 21 : „So man hinein kumbt, so sol man wol erswitznn und. .. nach dem switznn krawn" (Bp.Dfr. 14v, 18—19)., Der Vorschrift, im Badehaus nicht zu sprechen, da der Dampf den Zähnen schade 22 begegnen wir zwar im Bp.Bfr. nicht, sie ist doch in den mit ihm eng verwandten Texten vorhanden: „Und sol doch mit nicht in grosser hittz paden, sunder still und on geschray" (Cgm 729, 73r, 6—8), bzw. „Et debet esse tacitus et sine rumore et c/amore in stupa' i (Clm 12 389, 263 ra, 30—31). Essen und Trinken, die im Islam zugleich unter religiösem Aspekt gesehen werden, sind im Bp.Dfr. eingehend behandelt, und die betreffenden rituellen Satzungen erstrecken sich auch hier auf hygienische Maßnahmen. Das Wort Muhammads „Saugt das Wasser 19 Schipperges: Arab. Medizin, S. 52 20 Preuß, Julius.- Biblisch-talmudische Medizin. Beiträge zur Geschichte der Heilkunde und der Kultur überhaupt. 3. Aufl. Berlin 1923. (im weiteren: Bib/. Med.) S. 633 21 Preuß: Bib/. Med. S. 634 22 Preuß: Bib/. Med. S. 633

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