Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 107-108. (Budapest, 1984)
TANULMÁNYOK - Némethy Ferenc: A német nyelvű Regimen sanitatis (német nyelven)
lehre, Gesundheitspflege) 0 , dann der französische regime du corps, das englische regimen of health usw. Die klassischen Vertreter dieser medizinischen Literaturgattung richten die Aufmerksamkeit auf fast alle Beziehungen des menschlichen Lebens und geben Ratschläge in der Hinsicht, was für ein Klima, was für eine „Luft" man sich für seinen Wohnort wähle, was und wie man essen und trinken, wie man seinen Leib üben, die Zeit für Arbeit und Ruhe einteilen, welche Ordnung im Baden und im Geschlechtsleben behalten, auf welche Weise die Leidenschaften beherrschen und das Gefühlsleben erziehen soll. Noch konkreter wird ein solches Werk, wenn es ausschließlich auf eine bestimmte Persönlichkeit und deren individuellen Gesundheitszustand zugeschnitten ist. So handelt es sich nicht mehr um ein Regimen im allgemeinen, sondern um ein Consilium." Daneben gibt es Regimenformen, die sich konkret auf einzelne Zeiten, Gebiete oder Situationen des Lebens beschränken: Jahreszeitenregimen (Regimen temporum), Monatsregimen (R. duodeeim mensium), Regimen der Bewegung (R. motus, exercitii et quietis), Reiseund Seeregimen (R. iter agentium, R. mare intrantium), Speiseregimen und Regimen der Ausscheidungen und des Erbrechens, Schwangerregimen und Regimen der Gebärenden. Neugeborenen-, Kinder-, Jugend- und Greisenregimen usw., usw.' Aus der praktischen Zielsetzung der Regimina folgt ihr zweites Charakteristikum: die allgemeinverständliche Abfassung. Diese Allgemeinverständlichkeit erstreckt sich natürlich je nach Zeitaltern auf andere Gesellschaftsschichten und -gruppén von verschiedenem Bestand und unterschiedlicher Zusammensetzung, umfaßt doch jeweils auch die Nicht-Ärzte, also die Laien ohne medizinische Ausbildung, eigentlich alle, die nur lesen können. 8 Demgemäß stellt das Regimen Sanitatis im Grunde genommen eine populärmedizinische Litcraturgattung dar, die paradoxerweise sowohl für die späteren, auch Gesundheitsratschläge enthaltenden gedruckten Volkskalender, wie auch für die im 18. Jh. gegen die vorigen mitunter einen heftigen Kampf führenden medizinischen Aufklärungsschriften eine gemeinsame Urform bildete. Daß die späten Abkömmlinge einer und derselben Mutter so erbitterte Feinde werden konnten, dessen Ursache ist darin zu suchen, daß das Regimen sanitatis in den Händen vieler Volkskalenderverfasser erstarrt und verzerrt wurde, während die Ärzte, die für eine zeitgemäße medizinische Aufklärung eintraten, mangels eines rechten historischen Sinnes und im Fieber eines neuen Anfangs meistens nicht erkannten, daß die ehemaligen Verfasser der Regimina auf dem Niveau ihrer eigenen Zeit stehende Ärzte waren, die von ähnlichen Absichten motiviert worden sind, wie sie selbst. Aber von diesem Gesichtspunkt der Ehrfurcht abgesehen, haben viele Anhänger der Aufklärung auch das nicht bemerkt, wie viele 5 Vgl. Wahrig: Wörterbuch. Sp. 1847 Schmitt, Wolfram: Geist und Überlieferung der Regimina Sanitatis. Einführung zu Tacuinum Sanitatis. (Hrsg.) v. Luisa Cogliati Arano. München, 1976. (im weiteren : Tacuinum) S. 21 7 Schmitt: Tacuinum. S. 20 8 Christa Hagenmeyer hat einen interessanten Versuch gemacht, um den ursprünglichen Gesamtbestand der handgeschriebenen und bis 1523 gedruckten Exemplare der von ihr untersuchten „Ordnung der Gesundheit für Rudolf von Hohenberg" zu bestimmen. Es ergab sich eine Gesamtüberlieferung von nahezu 10.000 (zehntausend) Exemplaren. Mit dieser großen Verbreitung wurde auch dem Bedürfnis der älteren Leute entsprochen, die nach Erfindung der Brille (um 1300) als neuer Leserkreis am literarischen Leben teilnehmen konnten und an einer gesunden Lebensführung wie sie in der Ordnung der Gesundheit gegeben ist, besonders interessiert sein mußten. — Hagenmeyer: Rudolf v. Hohenberg. S. 10—11