Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 87-88. (Budapest, 1979)
TANULMÁNYOK - Littmann, Imre: Theodor Billroth (1829—1894) (német nyelven)
rätselhaften Ferment, dem „phlogistischen Zymoid" erzeugt, die Mikroorganismen besiedeln erst nachträglich den Eiter. Billroth nannte die im Eiter gefundenen Mikroben Coccobacterium septicum und hielt diese alle für die verschiedenen Vegetationsformen derselben Spezies, erkannte nicht die Spezifität der Bakterien. Er nahm auch die „Listerei" erst nicht an und verabscheute sogar den Geruch der Karbolsäure. Er schrieb, dass er „im Betreff des Glaubens an die wundertätige Karbolsäure ein entsetzlicher Heide sei." Er liess sich erst später bekehren. Lister sah die Bakterien nicht, er ahnte sie bloss. Koch machte die krankheitserregenden Keime der Infektionen in 1879 für das menschliche Auge sichtbar. Von 1880 an wurden die „Mörder des Dunkels" : der Staphylococcus, der Streptococcus usw. nacheinander entdeckt. Billroth schrieb über Koch: „Wieder einmal ein grosser Naturforscher", konnte aber nur schwer seine „phlogistische Zymoid-Theorie" aufgeben. Im Dezember 1867 übernahm Billroth die Behandlung einer Dame, die an einem inoperablen, ausgedehnt exulzerierten Brustkrebs litt, der unerträglich üblen Geruch verbreitete. Alle seine Versuche, ihn zu verringern, blieben vergeblich. Schliesslich wünschte die Dame die Anwendung eines ihr geratenen Mittels, das aus getrockneten, in Milch gekochten Feigen bestand. Zu seinem Erstaunen war nach drei Tagen der üble Geruch fast völlig verschwunden, die Geschwüre zeigten einen milchsäuerlich riechenden Belag. Dieser Erfolg änderte zwar nichts am Fortschreiten des Karzinoms, löste aber die Kranke für den Rest ihres Lebensaus der ihr bis dahin aufgezwungenen gesellschaftlichen Isolierung. Billroth wollte die wunderhafte Wirkung dieses Volksmittels klären. Er wurde auf die an den Feigen haftenden Hefe- und Schimmelpilzsporen aufmerksam. „Im Frühjahr 1868 begann Billroth seine Untersuchungen über die Beziehung von Hefe- und Schimmelsporen zu Bakterien und Vibrionen" (Jantsch). Er hat sich im komplizierten Labyrinth der seinerzeit noch so primitiven Bakteriologie verirrt, kam aber dennoch — auf der primitiven Art seines Zeitalters — „auf das antibiotische Prinzip" (Jantsch, 1953): „Über den Einfluss einer Penicilliumwucherung auf die Bactérien- und CoccosEntwicklung im Harn und das damit in eventuellem Zusammenhang stehende frühere oder spätere Alkalischwerden des Harns konnte man a priori die Meinung hegen, dass die Penicilliumentwicklung die Bacterienentwicklung fördern würde, wenn nämlich (nach der Meinung einiger Autoren) Bactérien aus Pénicillium entstehen; doch könnte man auch geltend machen, dass eine Schimmelwucherung dem Urin so viel auch für Bactérien brauchbaren Nährstoff entziehe, dass letztere dadurch in ihrer Entwicklung beeinträchtigt würden" (Auf der 77. Seite seines darüber geschriebenen Buches.) Aber auch Billroth war nicht frei von Irrtümern. Es fällt eben dem Verfasser dieser Zeilen schwer, den folgenden, von Billroth stammenden Satz zu zitieren. „Die Parazentese des hydropischen Herzbeutels ist eine Operation, welche meiner Ansicht nach schon sehr nahe an dasjenige heranreicht, das einige Chirurgen Prostitution der chirurgischen Kunst, andere chirurgische Frivolität nennen" (1882) Doch konnte auch die irrtümliche Ansicht Billroth's die Entwicklung nicht aufhalten. Zwei Jahre nach seinem Tode führte Rehn in 1896 in Frankfurt die erste erfolgreiche Naht des Herzens bei einem herzverletzten jungen Mann aus. Und Billroth wäre sicher glücklich, wenn er sehen könnte, dass heutzutage in der ganzen Welt, in mindestens 1000 Operationssälen Tag bei Tag komplizierte Herzoperationen mit gutem Erfolg ausgeführt werden.