Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 80. (Budapest, 1976)

TANULMÁNYOK - Engelhardt, Dietrich v.: Du Bois-Reymond „Über die Grenzen des Naturerkennens" — egy 19. századvégi természettudományos vita (német nyelven)

freies Leben' (1878) erhebt Haeckel gegenüber Du Bois-Reymonds Jgnorabimus' und Virchows ,Restringamur' die Losung Jmpavidi progrediamur'. In den ,Welt­räthseln' (1899), ausdrücklich auf Du Bois-Reymonds ,Die sieben Welträtsel' bezo­gen, verteidigt Haeckel noch einmal engagiert und umgreifend seine Auffassung. Der Monismus hat die Welträtsel gelöst oder als Dogma entlarvt: Die alte Weltanschauung des Ideal-Dualismus mit ihren mystischen und anthropi­stIschen Dogmen versinkt in Trümmer; aber über diesem gewaltigen Trümmerfelde steigt hehr und herrlich die neue Sonne unsers Real-Monismus auf, welche uns den wundervollen Tempel der Natur voll erschließt 39 . V Erkenntnistheoretische und wissenschaftshistorische, wissenschaftsideologische und wissenschaftspolitische wie auch immanent naturwissenschaftliche Dimensionen be­stimmen die Reaktionen auf die Rede von Du Bois-Reymond 40 . Nicht alle Teilneh­mer der Kontroverse erfassen ihre eigentliche Problematik. Ihr Interesse ist hierauf auch keineswegs immer gerichtet; das trifft zum Teil auch für Du Bois-Reymond zu. Unter den führenden Kontrahenten gelingt Haeckel eine differenzierende Argumen­tation am wenigsten; auf ihn bezieht sich Du Bois-Reymonds Urteil, daß die durch seinen Vortrag hervorgebrachte Erregung „die philosophische Bildung der Nation, auf welche wir gewohnt sind, uns etwas zugute zu tun, in keinem günstigen Licht erscheinen" 41 lasse. Viele Naturforscher haben nach Du Bois-Reymond die Intention seiner Über­legungen mißverstanden 42 . Hierfür muß nach Du Bois-Reymond auch die Philoso­phie verantwortlich gemacht werden; sie sei durch ihr unklares oder unentschiedenes Verhältnis zur positiven Religion und vor allem durch ihre unverständliche Sprache zu einer esoterischen und belanglos erscheinenden Disziplin geworden. Ideologische Verabsolutierung der Naturwissenschaft wie Auseinanderfallen von Naturwissen­schaften und Geisteswissenschaften können nach Du Bois-Reymond gleichermaßen als Folgen dieser Entwicklung der Philosophie begriffen werden; immanenter Fort­ernsten ,Culturkampf begonnen hat. In diesem Geistes-Kampfe, der jetzt die ganze den­kende Menschheit bewegt und der ein menschenwürdiges Dasein in der Zukunft vorbereitet, stehen auf der einen Seite unter dem lichten Banner der Wissenschaft: Geistesfreiheit und Wahrheit, Vernunft und Cultur, Entwickelung und Fortschritt; auf der anderen Seite unter der schwarzen Fahne der Hierarchie : Geistesknechtschaft und Lüge, Unvernunft und Rohheit, Aberglauben und Rückschritt" , Haeckel, 1874. S. XIII. 39 Haeckel, 1899, S. 438. 40 Selbst auf die Literaturwissenschaft greift diese Auseinandersetzung über. Angesichts der notwendigen Begrenztheit der Erkenntnis bezeichnet Du Bois-Reymond es für eine „poe­tische Uebertreibung, daß Faust sich das Leben nehmen will, weil er sieht, daß wir nichts wissen können", 1882, n. 2 1912, S. 164. Diese Ansicht wird in der Zeit kritisiert: v. Berger, 1883; Gadow, 1883; Kalischer, 1883; Schasler, 1883. 4 1 Du Bois-Reymond, 1880, S. 66. 42 v. Nägelis Schüler C. Cramer kommt in seiner Darstellung von ,Leben und Wirken von Carl Wilhelm von Nägeli' (1896) bei der Erörterung der Rede Du Bois-Reymonds zu der vagen Feststellung: ,,Dass aber unserm Erkennen Grenzen und zwar recht enge Grenzen gesetzt sind, war ja auch Nägelis eigenste Überzeugung" (a. a. O., S. 87).

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