Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 60-61. (Budapest, 1971)

TANULMÁNYOK - Schipperges, Heinrich: Egy arab orvos felkészülésének útja (német nyelven)

Der junge Ridwän hatte noch einen zweiten Fehler, der dem jungen Studenten ebensowenig verziehen wurde, wie das bloße Bücherwissen. Er hatte einen Vater, der sich als Wasserträger in der Nähe von Kairo mühsamen Tageslohn verdienen mußte. Das reichte nicht hin für ein Studium all der Bücher. Um gleichwohl zu Büchern zu kommen und um nebenbei auch noch etwas zum Beißen zu haben, verdiente sich Ibn Ridwän etwas nebenbei als Straßenastrologe. Da saß er — allgemein bekannt — an den Säulen der Märkte und Moscheen und bot auf der Gasse sein astrologisches und vermutlich auch medizinisches Wissen an. So treibt er es denn bis zu seinem 32. Lebensjahr. Er wird reich und schließ­lich ein berühmter Arzt. Der Kalif Al-Häkim macht ihn zu seinem Leibarzt und ernennt ihn zum Leiter aller ägyptischen Ärzte. Auch über diese Periode gibt er ein anschauliches Selbstporträt: ,,In meiner ärztlichen Tätigkeit bemühe ich mich, demütig und liebenswürdig zu sein, den Bedrückten zu helfen, die Not der Bedrängten ausfindig zu machen und den Be­dürftigen beizustehen. Bei all diesem setze ich mir das Ziel, jene Befriedigung zu erreichen, wie sie aus guten Taten und humaner Gesinnung entspringt. Dabei bringt eine solche Einstellung auch unweigerlich Geld ein, das ich wieder ausgeben kann. Ich verwende diese Mittel für die Gesundheit meines Leibes und die Erhaltung meines Hauses, und zwar in einer Weise, die weder das Maß der Verschwendung erreicht noch zur Knauserei absinkt, sondern sich an den Mittelweg hält, wie das einem vernünftigen Menschen geziemt . . . Ich trage Kleider, die einen Mann von Rang erkennen lassen und durch Reinlichkeit ausgezeichnet sind; ich bediene mich eines guten Parfums, bewahre Schweigen und halte meine Zunge zurück, sich über die Leute tadelnd auszulassen. Meine geschäftlichen Transaktionen regle ich in bar, ohne Kredit zu geben oder zu verlangen, es sei denn im Notfall .,. Was mir nach Beendigung meiner Praxis noch an Muße bleibt, das wende ich an den Gottes­dienst. Sodann befasse ich mich mit der Abhandlung über die Ökonomie des Aristo­teles und mache es mir zur Aufgabe, seinen Anweisungen von morgens bis abends zu folgen. Während meiner Ruhezeit erforsche ich, was ich an dem betreffenden Tag getan und empfunden habe; was gut, gefällig und nützlich war, daran erfreue ich mich, was aber schlecht, unschön oder schädlich war, bedrückt mir das Herz, und ich mache es mir zur Pflicht, es nicht zu wiederholen". Ibn Ridwän hat Karriere gemacht, und sein Ruf geht durch die weite islami­sche Welt. Gleichwohl ist sein Ende tragisch genug. Nach einer Epidemie hatte der Arzt Ibn Ridwän eine Waise zu sich genommen, ein junges Mädchen, das er liebt und adoptiert, das ihm dann allerdings — herangewachsen — mit seinem ganzen Vermögen durchgebrannt ist. Der Alte soll darüber den Ver­stand verloren haben ; er starb unbekannt und irgendwo in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Aber das Schicksal hatte diesem berühmten Arzt noch einen Streich gespielt, der seinem Leben eine ganz besondere Typik und Tragik verleihen sollte. Ibn Ridwän, der Autodidakt und Paramediziner, hatte nämlich einen Kollegen aus der Schulmedizin, in dem ihm ein ausgesprochener Gegner erwachsen sollte. Das war Ibn Butlän, Arzt aus Bagdad. Bagdad war jahrhundertelang ein kleines vergessenes Christendorf am West-

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