Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 57-59. (Budapest, 1971)

TANULMÁNYOK - Lesky, Erna: A bécsi klinikai oktatás, van Swieten és a nagyszombati orvosi kar megalapítása (német nyelven)

die Scholaren satt, sich die vorgeschriebenen Kathedervorlesungen über die Articeila oder den Kanon des Avicenna samt den dazugehörigen Kommentaren anzuhören. Sie zogen es vielmehr vor, die praktische Medizin am Kranken­bett zu lernen, visitare practicam, wie es immer wieder in dem Akt heißt. Die Fakultät faßte daher mit großer Mehrheit am 30, April 1455 den Beschluß: 9 „dass kein Scholar den praktischen Unterricht besuchen dürfe, bevor er nicht die für das Bakkalaureat erforderlichen Vorlesungen gehört hat." In einer späteren Sitzung begründete sie diesen Beschluß mit der Besorgnis, 10 daß durch eine solche Vernachlässigung der Kathedervorlesungen die Scholaren zum Ärger der Fakultät „wie die Kurpfuscher ohne gehörige Ordnung und ohne das kano­nische Lehrdogma in der Praxis verfahren." Es kam geradezu zu einer Revolte der Studenten gegen die Fakultät. Denn die Wiener Scholaren beharrten unani­miter auf ihrem statutenmäßig verbrieften Recht und erhoben sogar Beschwerde bei der Universitätsführung. Schließlich kam es zu einem Vergleiche zwischen Fakultät und Studenten. Was sich hier 1455 in Wien unter dem Ruf visitare practicam ereignete, stellt eine genaue Parallele zu dem aus der Literatur hinlänglich bekannten Vorfall an der Paduaner Universität dar. Auch dort hatten die Paduaner Studenten nach dem Tode Giovanni Battista da Montes (1498-1551) 1578 nicht auf ihren Krankenbettunterricht verzichten wollen, sondern kräftig um dessen Fort­setzung gekämpft. 11 Nur hatte sich dieser Kampf nicht an einer spätschola­stischen Universität abgespielt, sondern ein gutes Jahrhundert später an jener Lehrstätte Italiens, von der im Zeichen der Renaissance der neue Aufbruch der medizinischen Wissenschaft ausging. Die besondere Bedeutung des Wiener Vorfalls liegt also darin, daß er uns zeigt, daß innerhalb der Scholastik selbst Impulse wirksam waren, die — um einmal ganz allgemein zu sprechen — zur Beobachtungsmedizin drängten. Das Wiener Material gibt uns nun Hinweise, um diese Impulse konkreter zu fassen. Zwar gehört der Wiener Arzt Martin Stainpeis (1450/00-1527), 12 von dessen Liber de modo studendi seu legendi in medicina 1 * wir im folgenden sprechen, 9 Ebenda. "... quod nullus Scolaris, antequam audivit lectiones ad gradum baccala­riatus requisitas, visitet practicam." 10 Act. fac. 2, 81: "... quod Scolaris visítandó cum doctoribus practicas négligèrent lecciones, ad quas obligantur, et négligèrent studia in sciencia medicine et post, cum ad gradum promoventur, in scandalum facultatis ut emperici sine debito ordine et sine doctrina canonum in practica procedunt." 11 Vgl. Petersen, J. 41 f. ; Castiglione, Arturo : Una pagina di storia dell insegnamento clinico (de Padova a Leida). In: Bijdr. geschied, geneesk. 18, 246 — 258 (1938). 12 Über ihn vgl. Schrauf, K. in der Einleitung zu den Act. fac. 3, IXff. — Kink, R. 1, 222 — Rosas, A. 1, 149 — 164 gibt eine ausführliche Inhaltsangabe des Buches. 13 Das Buch wird in der Literatur als "rarissimum" aufgeführt. Sein Inhalt ist außer bei Rosas auch in der Berliner Dissertation von Karl-Friedrich Merker, Ueber das Studieren in der Medizin nach dem Werke eines Wiener Hochschul­lehrers zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Berlin 1930 ausführlich referiert. Erst in der jüngsten Zeit hat es eine quellenkritische Untersuchung durch R. /. Durling in der Clio Med. 4 (1969) erfahren.

Next

/
Oldalképek
Tartalom