GARAM ÉVA - PATAY PÁL - SOPRONI SÁNDOR: SARMATISCHES WALLSYSTEM IM KAPRATENBECKEN / Régészeti Füzetek II/23. (Magyar Nemzeti Múzeum Budapest, 2003

IV. Die historische Auswertung der Erdwälle (S. Soproni)

zutage kamen, die auf eine gemischte Bevölkerung im Untersuchungsgebiet deuten. Aufgrund dieser wies Valéria Kulcsár darauf hin, dass entgegen früherer Feststellungen der Csörsz-Graben nicht als ethnische Grenze betrachtet werden dürfe. 3 0 Gestützt wird dies durch die Gräberfeldbeigaben, die in Kompolt im Kom. Heves ausserhalb der äusseren Linie der Schanze gefunden wurden und aufgrund deren wir mit der Anwesenheit von Sarmaten auch unter bzw. nach Konstantin I. rechnen müssen. 3 1 In Főt wurde vor Be­ginn der Strassenbauarbeiten der Wall durchschnitten, obwohl deren Spuren auf der Oberfläche nicht mehr zu sehen waren. Die Ausgrabung ergab zwei parallel verlaufende Gräben, in denen uncharakteristische sar­matische Gefässbmchstücke gefunden wurden. 3 2 Östlich von dem erwähnten Teil wurden am Fundort 17 der Autobahn M3 im Verwaltungsgebiet der Gemeinden Gelej und Csincse im August 1994 Fundrettungsgrabungen durchgeführt. Damals durch­schnitt man in Csincse einen Wallgraben, der viele neue Angaben lieferte. Südlich vom Graben, wo man mit dem Damm rechnete, konnten parallel mit dem grossen Graben und miteinander denen von Csörsz zeitgleiche kleine Gräben freigelegt werden, deren Funktion noch ungeklärt ist. Aufgrund der gefundenen Keramik nimmt der Ausgräber an, dass die Gräben aus dem 4. Jahrhundert im 9. Jahrhundert gesäubert, erweitert und in Nutzung genommen wurden. 3 3 In den vergangenen zwanzig Jahren haben die Archäologen in der Umgebung des Wallsystems zahlreiche wichtige Siedlungs-und Gräberfeldteile freigelegt. Die interessantesten Funde fanden sich an der Trasse der Autobahn M3 im Kom. Heves, die ne­ben dem nördlichen Teils des Wallsystems verläuft. Hier fanden sich im Gebiet zwischen den Wällen die Gräberfeldteile von Szihalom-Pamlényi tábla, von Szihalom-Budaszög und Mezőszemere-Kismarki­fenék, von denen der von Szihalom von der Mitte des 4. bis in die Mitte des 5. Jahrhunderts in Gebrauch war. 3 4 Leider wurde von den vorerwähnten Fundorten einzig der Gräberfeldteil von Mezöszemere-Kismarki­fenék vollständig publiziert. Im Rahmen der Auto­bahninvestition wurden vor Grabungsbeginn Magne­tometer-Untersuchungen vorgenommen, von denen eine Karte erstellt wurde. Der dortige 5-5,5 m breite Graben gehört zur mittleren Csörsz-Linie, von der 10 m südlich Spuren eines in ähnlicher Richtung laufenden, aber nur 60-70 cm breiten Grabens gefun­den wurden, der den Ausgrabungen gemäss vielleicht der Fundamentiergraben für die Palisaden gewesen sein kann. Hier zeigten sich sehr wichtige Erscheinun­gen, da der kleine Graben an einzelnen Stellen rund abschliesst und sich nach 5 Metern weiter fortsetzt; ähnliche Lücken sind auf der Magnetometer-Karte mehrfach zu sehen. Diese Lücken wurden von den Veröffentlichern mit Toren in den Palisaden erklärt. 35 Die wichtigsten Beobachtungen für die Geschichte und Funktion des Wallsystems stammen jedoch aus einem Gräberfeldteil mit zahlreichen Be­stattungen bewaffneter Sannaten mit interessanten Beigaben. An dem Wall orientiert fanden sich hinter dieser 25 Gräber in drei Gruppen. 3 6 Aufgrund des Fundmaterials handelt es sich - wie die Veröffent­licher betonen - eindeutig um das Soldatengräberfeld der den Wall verteidigenden, mit den Römern verbün­deten Sarmaten. In den 2 Grabreihen der Grabgruppe I wurden die Soldaten und ihre Familienmitglieder be­stattet, während in Gruppe III die mit den Römern ver­bündete Sarmatenfamilie ruhte. Aufgrund der Da­tierungsmöglichkeiten durch Münzen wurde dieser nach 358 erbaute Wallabschnitt noch in den 70-80er Jahren des 4. Jahrhunderts von Militär verteidigt. Nach Ansicht der Autoren verteidigte diese Linie ver­mutlich eine Gruppe der unter die Oberhoheit Königs Zizais gelangten Sarmatae Liberi, die aufgrund der im Grab gefundenen römischen Trachtgegenstände (Pro­pellerbeschläge, Zwiebelkopffibeln) direkt römischem Kommando unterstanden. 3 7 Bei den neuen Freilegungen fanden sich auch Gräberfelder jener Volksgruppen, die der Grund für den Ausbau des Wallsystems waren. So weisen die in Tiszadob-Sziget 3 8 und Tiszakarád-Inas 3 9 freigelegten und nicht an dem Wall orientierten Gräberfelder 40 Merkmale der in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts er­scheinenden germanischen Bevölkerung auf. Es wur­den mehrere Möglichkeiten ihrer ethnischen Identifi­zierung erwogen. Am wahrscheinlichsten ist, dass Gepiden in ihnen ruhen. Nach 378 ist es diese Bevöl­3 0 Kulcsár 1997, 705-706, 708. Vgl. die angegebenen FO von MRT 9. 3 1 Vaday 1996, 36; Vaday 1997. 93 3 2 Kulcsár 1997, 709 3 3 Fischl 1995. 33-36 3 4 Váradi 1997, 117-118 3 3 Domboróczki 1997, 99; Vaday-Domboróczki 2001, 5-6 3 6 Vaday-Domboróczki 2001, 8-34 3 7 Vaday-Domboróczki 2001, 115-122; Vaday 2001, 252-263 3 8 Istvánovits 1993, 139-141 39 Lovász 1986, 10-13. In dem Gräberfeld mit 50 Gräbern ruhte eine kleine, aber wohlbewaffnete Bevölkerung. Zu den Datierungsproblemen der Gruppe Tiszadob-Tiszavalk-Mezöszemere s. Vaday-Domboróczki 2001, 110-114. 82

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