NAGY EMESE (szerk.): KÖZÉPKORI RÉGÉSZETI TUDOMÁNYOS ÜLÉSSZAK 1970. december 8—10. / Régészeti Füzetek II/14. (Magyar Nemzeti Múzeum Budapest, 1971)

László Gerevich: METHODOLOGISCHE FRAGEN DER ARCHÄOLOGIE DES MITTELALTERS (Vortrag) Eine der bedeutendsten Veränderungen der letzten Jahrzehnte bestand darin, dass der jüngste Zweig der Archäologie, die Archäologie des Mittelalters, eine grosse Entwicklung erfuhr. Zur Veranschaulichung des Ausmasses dieser Entwicklung weist der Vortrag auf die Vorereignisse der Archäologie des Mittelalters hin, die jedoch in ihren Methoden von den heutigen archäologischen Forschungen des Mittelalters stark abgewichen sind. Der historische Rückblick zeigt klar die Empfindlichkeit des Forschungsgebietes in Verbindung mit den Fragen des Nationalismus und weist nachdrücklich darauf hin, dass wir auf unserem Fachgebiet nur dann die Darstellung eines falschen Geschichtsbildes vermeiden können, wenn wir die gesamte Gesellschaft prüfen, also nicht nur die herrschende Klasse, nicht nur das Seltene und Künstlerische, sondern das Alltägliche, die Lebensum­stande der gesamten Bevölkerung, ihr Wirtschaftsleben, das konkret nur durch Gegenstände aus­gedrückt und fassbar gemacht werden kann, und wenn wir die Ereignisse in den Rahmen der gesell­schaftlichen Bewegung und Entwicklung einbetten. Diesen Prüfungsmethoden ist es zu verdanken, dass in Osteuropa die Ergebnisse der Archäologie des Mittelalters und der Umfang der Forschungen im Rahmen der dialektisch-materialistischen Geschichtswissenschaft gestellt,vor denjenigen von Frank­reich, England und Deutschland stehen, trotz dessen, dass das Westeuropaische Material seiner Zahl und seinem Niveau nach bedeutender ist. Diese Betrachtungsweise hat auch auf die idealistisch denkenden Historiker des Westens befruchtend gewirkt. In der früheren Periode der Forschungen ergaben sich sozusagen unüberbrückbare methodologische, anschauliche und sachliche Unterschiede zwischen der Erforschung des früheren und des späteren Mittelalters. Die Archäologie des frühen Mittelalters hat sich fast ohne Übergang aus den Forschungen der Urzeit entwickelt, die "Archäologie" des frühen Mittelalters war eine Folge der Rekonstruktion der Baudenkmäler. Letztere Forschungen wurden eine lange Zeit hindurch in erster Linie auf Grund praktischer Gesichtspunkte von den Kunsthistorikern angeeignet, da ja ihre Gegenstände, Bauten, Kirchen vom XI. Jahrhundert an sozusagen unaufhörlich oder mit kontrollierbarem Umbau in Funktion geblieben sind. Ihre archäologische Freilegung kam in erster Reihe,wie auch in Ungarn dort zustande, wo - im Gegensatz zu den mediterranen und nördlichen Ländern, die eine ruhigere Geschichte hatten ­die Zerstörung der bedeutendsten mittelalterlichen Baudenkmäler unendlich grosse Ausmasse annahmen. Es ist also nicht zufällig, dass den architektonisch-technischen Methoden der Aufdeckung von Kunst­denkmälern zuerst durch eine bewusste, planmässige Umstellung bei uns - die Anwendung einer präzisen Technik der archäologischen Erschliessungen folgte, u.zw. mit Hilfe einer Analyse, die sich, in Bezug auf die Verwüstung der Baudenkmäler der das ihr vorangegangene Leben festhaltenden Schichten sowie der Sammlung des sich dort befindenden Kulturschatzes, auf alle möglichen Gesichtspunkte ausdehnt. Dieser Schritt führte zu einem neuen Zweig auf dem riesigen, heute noch unübersichtlichen Gebiet der Archäologie, zur Entwicklung der Archäologie des Mittelalters. Die Herausbildung dessen war umso notwendiger, da die Archäologie vom Paläolithikum an auf jedem ihrer Gebiete spezielle Methoden und objektive Bedingungen hat. Mit Hilfe der Archä'ologie können wir heute von der ungarischen Kunst, der technischen Verfahren des Kunstgewerbes, im allgemeinen über das ganze Leben Ungarns im Mittel­alter ein viel echteres, vollständigeres Bild geben, als vor nur ein-zwei Jahrzehnten. 113

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