Körmöczi Katalin szerk.: Führer durch die historische Ausstellung des Ungarischen Nationalmuseums 3 - Vom Ende der Türkenkriege bis zur Millenniumsfeier - Die Geschichte Ungrans im 18.-19. Jahrhundert (Budapest, 1997)
SAAL 11. Reformen in Ungarn in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts (Katalin Körmöczi)
27. Andenken zum 50. Palatinsjubiläum Erzherzog Josephs (1776-1847), Geschenk der Pester Israeliten, 1846, Bergkristall, Silber dem Namen Franz IL deutsch-römischer und dann ab 1804 österreichischer Kaiser, ein Gemälde von Peter Krafft. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stand im Königreich Ungarn alles und fast jeder im Gegensatz zum Kaiserreich und seiner Kanzlei. Eine ausgleichende Funktion zwischen den Parteien übernahm der der innerungarischen Regierung vorstehende, in Buda lebende, nüchtern urteilende „ungarische Habsburger", Palatin Erzherzog Joseph (1796-1847) (Abb. 27), der ein Anhänger bescheidener Reformen war. Er stand dem konservativen Liberalismus Graf István Széchenyis nahe und unterstützte auch die wirtschaftlichen Bestrebungen der Reformbewegung. Seine Reliquien und sein Portrait verdienen es, unter den Großen der ungarischen Reformzeit und ihren Erinnerungsstücken gezeigt zu werden. Franz I. stellte 1825 nach dreizehnjähriger despotischer Regierung mit der Ausschreibung des ungarischen Landtages und dann dessen dreijährlicher Einberufung formal die ständische Verfassungsmäßigkeit in Ungarn wieder her. Es wurde ein Kompromiß zwischen dem Haus Habsburg und den ungarischen Ständen geschlossen. Ersteres erhoffte sich davon Stabilität, letztere - vor allem ihre verbürgerlichten liberalen Elemente - einen Verfassungsrahmen und Institutionen, um ihre Reformen auf gesetzlichem Wege verwirklichen zu können. Auch der Landtag von 1825-1827 und dann die Reformlandtage fungierten genauso wie die frühere Zwei-KammerStändetage, deren endgültige Form vom Gesetz Nr. 1/1608 fixiert worden war. An der Magnatentafel des Ständelandtages nahmen - aufgrund des Rechtes der Geburt oder des Amtes - die Aristokraten Platz, und an der unteren, also der Delegiertentafel, politisierten die je zwei gewählten Delegierten der Adelskomitate und die der königlichen Freistädte und Kapitel und außerdem die Vertreter der abwesenden Magnaten. Sowohl die politische Landes- als auch KomitatsVertretung war ein Adelsprivileg. DER UNGARISCHE GEMEINADEL Die politische Rolle, die Lebensführung und Umgebung des sich verbürgerli-