Körmöczi Katalin szerk.: Führer durch die historische Ausstellung des Ungarischen Nationalmuseums 3 - Vom Ende der Türkenkriege bis zur Millenniumsfeier - Die Geschichte Ungrans im 18.-19. Jahrhundert (Budapest, 1997)
SAAL 10. Ungarn im 18. Jahrhundert (Gábor Németh - Eszter Aczél)
im Maul hält. Nach einer Tradition aus dem Mittelalter bekam der Tokayer Aszú sein Aroma und seinen Duft von dem gediegenen Gold in der Erde und befinden sich in seinen Weinbeeren Goldkörnchen. Als Symbol dafür ließ Károly Batthyány (1698-1772), der Erzieher Josefs IE, dieses kunstvolle Geschenk für seine Königin anfertigen. Die Herrschaft Maria Theresias führte grundlegende Neuerungen in der Geldgeschichte ein, Zeugnisse dieser Geldreformen sind die ausgestellten Münzen, Papiergelder und Wertpapiere. DIE „GESELLSCHAFT DES UNGARISCHEN BAROCK": DIE KONFESSIONEN IN UNGARN IM 18. JAHRHUNDERT Nach den Herrschern der Epoche folgen nun die charakteristischen Gegenstände und das Leben der ungarischen Barockgesellschaft und der deren Weltanschauung bestimmenden Konfessionen. Im 18. Jahrhundert war Ungarn durch den bestimmenden Einfluß der römisch-katholischen Kirche charakterisiert. Die Habsburgermacht hatte sich innerhalb des Reiches um die Garantie der Hegemonie des Katholizismus bemüht. Der aus den Reihen der Aristokratie hervorgehende hohe Klerus besetzte auch weiterhin die führenden politischen und Verwaltungstunktionen. Der herrscherliche Absolutismus gab mit der Gründung neuer Bistümer der katholischen Kirchenorganisation größere Durchschlagskraft und dehnte seine kirchenpolitischen Reformen auch auf die anderen Konfessionen aus. Unter den Mönchsorden spielten die Jesuiten eine bedeutende Rolle bei der Verbreitung des für das ständische adlige „nationale" Selbstbewußtsein bestimmenden Ideensystems vom „Regnum Marianum", von Ungarn als dem Land Mariens und des hl. Stephan. Ihre Bedeutung war bis zur Auflösung des Ordens im Jahre 1773 sowohl im wissenschaftlichen Leben als auch im Schulwesen erheblich. Neben ihnen bekam der Piaristen-, also der Orden der frommen Schulbrüder, immer größere Bedeutung. Der Bischofsornat vom Anfang des 18. Jahrhunderts repräsentiert den barocken Prälatenpomp (Abb. 13). Mit seinen Ergänzungen stammt er ebenso aus dem einstigen Jesuiten- und späteren Kloster des frommen Schulordens von Trencsén (Trencin) wie der intarsienverzierte, von einem feingeschwungenen Giebel gekrönte Vitrinenschrank. Die silbervergoldeten Reliquiare auf seinen Regalen vertreten den Kult der ungarischen Heiligen und der von den Jesuiten verehrten Heiligen (hl. Ignaz, hl. Karl Borromäus und Ludwig Gonzaga). Die Opferkelche und Meßkannen sind hervorragende Erzeugnisse der barocken Goldschmiedekunst. Erwähnung verdient der kleine Hausaltar mit Baldachin, ein Kunstwerk des Augsburger Goldschmieds Johann David Schoap oder Saler aus den Jahren 1714-1717. Auf dem Kelch des zwischen 1729 und 1782 in Lőcse (Levoca) tätigen Goldschmieds János Szilassy befinden sich Emailbilder mit Szenen aus den Legenden der ungarischen Heiligen (hl. Stephan, hl. Emerich, hl. Elisabeth aus dem Hause der Árpádén) (Abb. 14). Den Rokokogoldkelch und die Patene schenkte Maria Theresia ihrem jesuitischen Beichtvater. Der Goldschmiede-Gebetbucheinband ist ein Prachtwerk der Filigran- und Emailtechnik. Neben dem entscheidenden Gewicht der