Körmöczi Katalin szerk.: Führer durch die historische Ausstellung des Ungarischen Nationalmuseums 3 - Vom Ende der Türkenkriege bis zur Millenniumsfeier - Die Geschichte Ungrans im 18.-19. Jahrhundert (Budapest, 1997)
SAAL 9. Der Rákóczi-Freiheitskampf und die Türkenkriege am Anfang des 18. Jahrhunderts (Gábor Németh)
5. Ein Stuhl der Sitzgarnitur aus der Rákóczi-Burg Regéc, Anfang 18. Jh. dődy (1633) in der Werkstatt des Augsburger Goldschmieds Elias Drentwett entstanden und haben dann später die Schatzkammer der Familie bereichert. Auf den Pokalen ist die biblische Josephs-Geschichte dargestellt. Die eingefaßten Münzen auf der vergoldeten Silberkanne geben die Zeit des ungarischen Königs Ludwig IL (1516-1526), der Königin Maria und der Schlacht von Mohács an. Die Zierschalen und der Tischschmuck sowie die meisten Ziergefäße sind Kunstwerke des hervorragendsten Goldschmieds seiner Zeit, Sebastian Hanns (1644-1713). Charakteristisch für seinen Stil ist die hochkünstlerische Ausformung des reichen, sogenannten großblumigen Barock der Zeit. Auf jeder der fein bearbeiteten Silberschalen ist je eine andere Schlacht des Freiheitskampfes dargestellt. Sie entstanden aufgrund vervielfältigter zeitgenössischer Grafiken als Teile einer größeren Serie in einer Augsburger Werkstatt. Die Familie des den Freiheitskampf anführenden „gnädigen Fürsten" hatte seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts eine führende Rolle in der ungarischen Geschichte gespielt. Sie besaß den größten Grundbesitzkomplex im Lande, und ihre herausragenden Mitglieder waren die Träger der Würde des Fürsten von Siebenbürgen. Als Ferenc II. Rákóczi sich an die Spitze der Freiheitskämpfe stellte, setzte er damit die mit István Bocskai beginnenden edelsten historischen Traditionen fort. In seiner den Völkern der Welt die Gründe für den Ausbruch des Freiheitskampfes erklärenden Deklaration heißt es: „Zur Befreiung unserer süßen Heimat vom österreichischen Joch, ... weihen wir freiwillig unser Leben, unsere Güter und auch den letzten Blutstropfen." Auch wenn sich seine politischen Wertungen nicht immer als zutreffend erwiesen, hat er doch acht Jahre lang mit beispielhaftem Glauben und Willen um den Schutz der „süßen Heimat" gekämpft. Die Gemälde, welche den Fürsten und seine Familie darstellen, rufen die einstigen Ahnengalerien in Erinnerung. Das Portrait des „regierenden Fürsten" hat sein Hofmaler Adam Many oki (1673— 1757) im Jahre 1705 geschaffen. Der herausragende Meister der barocken Portraitmalerei in Ungarn stellte Rákóczi, um seine fürstliche Würde anzudeuten, in einem mit Hermelin gesäumten purpurnen Mantel über dem Panzer dar, gemäß der lateinischen Aufschrift als Herrn Siebenbürgens (s. Abb. 1). Die beiden Ölbilder zeigen die Eltern des Fürsten, Ferenc I. Rákóczi und Ilona Zrínyi.