H. Kolba Judit szerk.: Führer durch die historische Ausstellung des Ungarischen Nationalmuseums 2 - Von der Staatsgründung bis zur Vertreibung der Türken - Die Geschichte Ungarns im 11.-17. Jahrhundert (Budapest, 1997)
SAAL 8 (GANG) - Die Vertreibung der Türken (1683-1699) Der Nachlaß des Hochadels und der Städte aus dem 17. Jahrhundert (Judit H. Kolba)
SAAL 8 (GANG) Die Vertreibung der Türken (1683-1699) Der Nachlaß des Hochadels und der Städte aus dem 17. Jahrhundert Die bisher verfolgten Ereignisse gingen mit den Befreiungskriegen zuende, die die Vertreibung der Türken brachten. 1683 versuchten die Türken - unter Führung von Kara Mustafa -, Wien zu erobern, erlitten jedoch durch die vereinten kaiserlichen, polnischen, bayerischen und sächsischen Heere unter Führung Herzog Karls von Lothringen und des polnischen Königs Johann Sobieski eine vernichtende Niederlage. 1684 entstand das internationale Bündnis der Heiligen Liga gegen die Hohe Pforte. Am 2. September 1686 wurde auch Buda befreit. Nach der Aufrollung des in türkischer Hand befindlichen Grenzburgen systems ernteten die christlichen Heere 1691 bei Szalánkemén (Stari Slankamen) und 1697 bei Zenta (Senta) glänzende Siege. Nach 16jährigen Kriegshandlungen schlössen 1699 die gegnerischen Seiten den Frieden von Karlowitz (Karlóca, Sremski Karlovci): Von Ungarn blieb einzig das Temescher Banat in türkischer Hand. Die Schlachten des von großer internationaler Aufmerksamkeit begleiteten Türkenbefreiungskrieges, die christlichen und die türkischen Heerführer wurden in einer Reihe von Stichen verewigt. Ebenfalls in großer Zahl blieben Waffen wie der Säbel Johann Sobieskis erhalten, mit welchen die Soldaten des christlichen Heeres entweder selbst kämpften oder die sie nach siegreichen Schlachten von den Türken erbeuteten. Die siegreichen Schlachten und berühmten Feldherren, Sobieski, Karl von Lothringen, Eugen von Savoyen und Ludwig von Baden, sowie die beiden größten Unterstützer Papst Innozenz XI. und Kaiser Leopold I. wurden auch auf Münzen verewigt. Nach dem Brauch der Zeit schlug man ebenso auch Münzen zum Gedenken an die großen Siege und die bedeutenden Friedensschlüsse. Im weiteren Teil der Ausstellung wurden zwei einander ergänzende Teile geschaffen. Auf der linken Seite ist aus den typischen Denkmälern der Schlösser eine sog. Ahnengalerie des Hochadels entstanden. Die ganzfigurigen Darstellungen wurden nach ausländischem Vorbild schon seit der Mitte des 16. Jahrhunderts verfertigt, zuerst von den Mitgliedern der Familie Nádasdy. Mit den an den Wänden der Burgen und Schlösser nebeneinander aufgehängten Bildern wollte man beweisen, daß man seinen Rang und seine herausragende Stellung den Verdiensten der dargestellten Ahnen verdanke. Der größte Wert der Gemälde ist, daß sie die phantastische Aristokratentracht des 16.-17. Jahrhunderts verewigten, die typisch ungarisch geschnittene und bestickte Frauenund Männerkleidung, die dazu gehörenden Schmuckstücke, Paradewaffen und Teile des Interieurs der Zimmer. Das 17. Jahrhundert war die Blütezeit der ungarischen Nationaltracht, als sich an der ungarischen Gala der Einfluß der westlichen Mode am wenigsten spüren ließ. Bei den Männern waren für diese Tracht kurzer Mantel, Dolman, Metallknöpfe, geklöppelte Spitzenverzierung, metallene und gedrehte Schnurgürtel typisch und bei den Frauen Kleider, Batistblusen und Faltenröcke. Die Personen auf den Bildern waren Mitglieder der berühmtesten Magnatenfamilien der Zeit: Palatin Tamás Nádasdy (1554 1562) und seine Frau Orsolya Kanizsai, Palatin Miklós Esterházy (1625-1645) und die Frau von Ferenc Eszterházy, der Fürst von Siebenbürgen György I. Rákóczi (16301648), Landesrichter Ferenc Nádasdy (1664-1671) (Abb. 72) und seine Frau Anna Julianna Esterházy (Abb. 73), der Dichter und Feldherr Miklós Zrínyi sowie sein Bruder Péter Zrínyi (1665-1671). In den Tischvitrinen sind der auf den Gemälden sichtbare Frauenschmuck (Federbusch, Gürtelschnalle, Gürtel, emailverzierter Halsschmuck, Parfümbehälter), Rosenkranz und Gebetbucheinband sowie Männerschmuck (mit Edelsteinen und Email verzierte Brustagraffen, Zierknöpfe, Man-