H. Kolba Judit szerk.: Führer durch die historische Ausstellung des Ungarischen Nationalmuseums 2 - Von der Staatsgründung bis zur Vertreibung der Türken - Die Geschichte Ungarns im 11.-17. Jahrhundert (Budapest, 1997)

SAAL 2 - Die Zeit der Anjou-Herrscher (14. Jahrhundert) (Júlia Kovalovszki)

16. Ofenkachel mit Sirene, Pomáz, 14. Jh. von der Vermögenssituation derer berichten, die sie vergruben (Fund von Könnend, Fund von Kunfehértó: der Schatz von „Meister Sinka", 14. Jh.). Hier sind auch die hervorra­genden Erzeugnisse des Bronzegusses ausge­stellt, die Aquamanilen, Mörser und Leuchter. Es folgen das Werkzeug und die Erzeugnis­se einiger anderer Zweige des städtischen Handwerks. Im 14. Jahrhundert begannen sich die Handwerker der einzelnen Gewer­bezweige zu ihrem Interessenschutz in Bün­de zusammenzuschließen, aus denen dann die Zunftorganisationen entstanden. Eine Zunft konnte auch mehrere verwandte Be­rufe umfassen, so gehörten z. B. zur Schmie­dezunft nicht nur die einfachen Werkzeug­oder Hufschmiede, sondern auch die Schlos­ser, Waffenschmiede und Messerer. Die ge­zeigten Eisenwerkzeuge und Geräte infor­mieren zugleich über die Spezialisierung innerhalb eines Berufes wie über andere wichtige Gewerbe (Zimmermann, Böttcher, Steinmetz usw.). Ein unverzichtbarer Gewerbezweig war auch das Töpferhandwerk. Die Erzeugnisse der Ziegelbrenner, Töpfer und Hafner Boden­fliesen, Dachziegel, verschiedene Gefäße, konkave Ofenkacheln und Zierkacheln (Abb. 16) - waren am Königshof, in den Aristokratenpalästen, im bürgerlichen Heim, aber auch in vielen Bereichen des Alltags­lebens im dörflichen Haushalt unverzichtbar. Vor der Fensterwand des Saales werden künstlerisch wertvolle, individuelle Gegen­stände des Handwerks gezeigt, als erste die sog. „Herme von Trencsén" (Trentschin, Trencin). Das vergoldete Kopfreliquiar wird am Ende des 14. Jahrhunderts für die Re­liquie des hl. Ladislaus gefertigt worden sein. Neben dem mit umlaufendem Ran­kenmuster und Inschriftenreihen verzier­ten, aus mehreren Teilen gegossenen Tauf­becken (Liptótepla [Liptovská Teplá], 14. Jh.) steht die Deckplatte des Grabes von Zsu­zsanna Kompolti, verziert mit einem fein ge­schnittenen, mit linienförmigen Balkenenden Kreuz (Margareteninsel, Ende 14. Jh.). An der Wand sind zwei bemalte Gesangbuchseiten zu sehen, auf den Bildchen biblische Szenen und musizierende Engel (15. Jh.). Zu einer Kircheneinrichtung gehörten die beiden geschnitzten und bemalten Mon­stranzschränkchen (Hervartó [Hervartov] und Malompatak [Mlynica]) sowie die bei­den schmiedeeisernen Leuchter (15. Jh.). Bestandteil der Möblierung bürgerlicher Wohnungen war die bemalte, gezimmerte Aussteuertruhe (Nagyszeben [Hermannstadt, Sibiu], 15. Jh.). Die Reihe der Ausstellungsstücke schließt die „Győrer Henne", die Reliquiarbüste des hl. Ladislaus, des Vorbildes der Anjou-Herr­scher, ein Prachtwerk, das auch die árpá­denzeitlichen Traditionen der ungarischen Goldschmiedekunst bewahrt. Ursprünglich war die um 1400 geschaffene Herme für den Dom von Várad (Großwardein,Oradea), dem Beerdigungsort des hl. Ladislaus, bes­timmt. Das Ausstellungsstück ist die Kopie des Kopfteils der Herme, ohne den mit Drahtemail verzierten Schulterteil und die Krone aus dem 17. Jahrhundert. (Original im Dom von Győr.) Die Freskenkopie über der Herme stellt den Kampf des hl. Ladislaus mit dem Kumanen dar. (Detail der St.-Ladislaus-Legende in der Kirche von Székelyderzs [Dîrjiu], 1419.)

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