H. Kolba Judit szerk.: Führer durch die historische Ausstellung des Ungarischen Nationalmuseums 2 - Von der Staatsgründung bis zur Vertreibung der Türken - Die Geschichte Ungarns im 11.-17. Jahrhundert (Budapest, 1997)

SAAL 1 - Die Zeit der Könige aus dem Árpádenhaus (11.-13. Jahrhundert) (Júlia Kovalovszki)

SAAL 1 Die Zeit der Könige aus dem Arpádenhaus (11.-13. Jahrhundert) Im Jahrhundert nach der Landnahme, der Inbesitznahme der neuen Heimat, erwies sich, daß die Ungarn im Karpatenbecken nur dann überleben können, wenn sie ihre frühere Lebensweise aufgeben und sich in die Reihe der christlichen Völker Europas und der sich damals bildenden jungen Staa­ten eingliedern. Die wichtigste Forderung der Umgestaltung war die Annahme des Christentums und die Durchsetzung der zen­tralen Königsmacht. Dies war verbunden mit der Schaffung der neuen Staatsform. Der Urenkel Árpáds, des obersten Führers der Landnehmenden, Großfürst Géza (972­997) und dann dessen Sohn Vajk, der späte­re Stephan {István, 997-1038) erkannten die Notwendigkeit der Veränderung und setzten ihre Vorstellungen mit harter Hand durch. Sie schufen einen starken, unabhän­gigen Staat im Karpatenbecken. Stephan wurde am ersten Tag des Jahres der Jahr­tausendwende in Esztergom (Gran) zum König gekrönt, mit einer Krone von Papst Sylve-ster II. Unter seiner Herrschaft traten die Ungarn zum christlichen Glauben über. Die Sicherung der Unabhängigkeit und des inneren Friedens im Lande schuf die Vor­aussetzungen für eine zeitgemäße Umge­staltung von Gesellschaft und Wirtschaft sowie für die Ausbreitung des Christen­tums. Zur Zeit der Herrschaft Stephans führte die herrschende Schicht der Gesell­schaft noch eine nomadische Lebensweise, aber der größte Teil des Gemeinvolkes war schon geraume Zeit seßhaft. Die Maßnah­men des ersten ungarischen Königs förder­ten die Seßhaftwerdung. Seinem Herr­scherwillen ist zu verdanken, daß die Ungarn mit den christlichen Völkern Euro­pas gleichrangig wurden. Stephan wurde 1083 heilig gesprochen. Seine Bestrebun­gen wurden unter seinen Nachfolgern vom hl. Ladislaus (László, 1077-1095), von Koloman {Kálmán, 1095-1116) und Béla III. (1172-1196) vervollständigt. Nach den tragischen Verwüstungen des Mongolen­sturmes (Tatareneinfall) von 1241 wurde das Land durch Béla IV. (1235-1270) 9 wieder aufgebaut. Die Jahrzehnte dauernde „Modernisierung" führte jedoch zur Krise der Königsmacht. Diesen komplizierten dreihundertjährigen historischen Prozeß vermag unsere Ausstel­lung natürlich nur lückenhaft darzustellen. KÖNIGSRELIQUIEN Einer der schönsten und wertvollsten Goldschmiedeschätze des Ungarischen Na­tionalmuseums ist die Monomachos-Krone. Sie wird außer von den Bildern des byzan­tinischen Kaisers Konstantinos IX. Mono­machos sowie der Kaiserinnen Theodora und Zoe (gemeinsame Herrschaft: 1042— 1050) von Goldplatten mit Zellenemail gebildet, die Tänzerinnen und symbolische Frauengestalten darstellen (Abb. 1). Das in der kaiserlichen Werkstatt verfertigte Pracht­werk wurde 1860 in Nyitraivánka (Ivánka pri Nitre) in der Erde gefunden. Das Königtum als Institution symbolisiert der im Saal aufgestellte Thron. Der mit far­bigen Steineinlagen verzierte Thronsessel (um 1200) aus rotem Marmor stammt aus der Königsburg von Esztergom. Unter den mit den Königen aus dem Arpádenhaus zu verbindenden Reliquien ragen die Grabfun­de von Béla III und seiner ersten Gemahlin, der antiochischen Fürstin Anna in Székes­fehérvár (Stuhlweißenburg) hervor (12. Jh.). In dem Sarkophag aus rotem Marmor wurden außer dem Skelett des Königs sym­bolische Königsinsignien (eine silberne Totenkrone, Zepter und Schwert), ein bron­zevergoldetes Kruzifix, ein byzantinischer Zellenemail-Anhänger, ein mit arabischer Aufschrift und Almandin verzierter Gold­ring, ein silbernes Armband und ein Sporen­paar gefunden. Die Königin wurde mit sil­bervergoldeter Krone und granatgeschmück­tem Goldring bestattet. Es sind auch Über­reste ihres mit Spitze aus vergoldetem Sil­berfaden verzierten Kleides gefunden. Die

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