Kemenczei Tibor: Studien zu den denkmälern skythisch geprägter alföld gruppe (Inventarta Praehistorica Hungariae 12; Budapest, 2009)

Der Fundstoff - Schmuck

Ringform, in gedrückter Kugelform, in Doppelkegel­stumpfform, und seltener größere scheibenförmige Perlen gefertigt (z.B.: Szentes-Vekerzug Grab 87). In mehreren Gräbern gab es ganze Halsketten aus Bern­stein, in anderen Bestattungen waren nur einige Perlen untergebracht. Aus den Materialanalysen stellte sich heraus, dass alle Perlen des Gräberfeldes von Chotin aus Bernstein aus dem Baltikum hergestellt wur­den. 756 Vermutlich wurde der Bernstein vom Norden ins Karpatenbecken entlang der so genannten Bern­steinstraße befördert, deren Trasse längs der Oder und des Marchflusses durch die Mährische Pforte führend das Donautal erreichte. Von dort gelangte der Bern­stein auf dem uralten Handelsweg über die Gebiete östlich der Donau am Fuße des Nördlichen Mittelge­birge, in der Nordhälfte der Tiefebene ins Theiß-Ge­biet. Der Bernstein muss ein wertvoller Warenartikel gewesen sein, weil in mehreren Fällen nur einige Bernsteinperlen in je einer Glasperlenreihe aufgesch­nürt worden sind. Das Ergebnis der Analyse der 659 Stück Bernstein­perlen aus Ostungarn aus der mittleren Bronzezeit führte zur Feststellung, dass sämtliche Exemplare aus aus dem Baltikum stammendem Bernstein gefertigt worden waren. 757 Im Gegensatz dazu sind in Mit­teleuropa aus der Spätbronzezeit nur wenige Bern­steinfunde bekannt. Daraus schloss die Forschung darauf, dass damals der Bernsteinhandel an Bedeutung verlor. Dieser Meinung widersprechen scheinbar drei spätbronzezeitliche Bronzeschatzfunde aus Transda­nubien (Kurd, Pötréte, Regöly-Kesziállás), in denen sich sogar mehrere Hunderte von Bernsteinperlen be­fanden. 758 Aber man muss hinzufügen, dass all diese Funde aus dem 12.-11. Jh. v. Chr. stammten, und erst später, ab dem 8. Jh. v. Chr., d.h. von der Früheisen­zeit an nahm die Zahl der Bernsteinfunde zu, und zwar vor Allem im Gebiet der Hallstattkultur. 759 Aus dieser Periode ist in der Tiefebene nur eine Bernsteinperle bekannt, die aus dem Grab 93 des Gräberfeldes von Mezőcsát zum Vorschein gekom­men ist. In der östlichen Hälfte des Karpatenbeckens war allein die Alföld-Gruppe, die sich nach der Bron­zezeit wieder in bedeutender Menge Bernstein aus dem Baltikum anschaffte. Die im Grab 71 von Szen­tes-Vekerzug, und im Grab 208 von Csanytelek ­Ujhalastó gefundenen bronzenen Fibeln weisen darauf hin, dass die Bernsteinperlen in der Tiefebene 756 BECK / DUSEK 1969, 247. 757 BECK /SPRINCZ 1981, 210. 758 MOZSOLICS 1985, 61. 759 SPRINZ 1993, 183. 760 KRUPNOV 1960, 27-28. 76 ' Klin Jar: DUDAREV 1995, 347, Abb. 119. 762 Kelermes: GALANINA 1997, Taf . 25, 335. 337, Nartan: schon in der ersten Hälfte der Skythenzeit verbreitet waren. Kaurischnecken (Cyprea-Schnecken) Perlen, Anhän­ger Im Denkmalmaterial des Kaipatenbeckens skythi­scher Prägung stellen die Kaurischnecken eine der typischsten Gegenstandsgruppe dar (Fundorte siehe auf der Liste 9). Von den fünf Arten der Kauri­schnecken gehören diese zur Variante der Ringkauri­schnecken (Cypraea [Erosaria] annulus). Diese Schnecken lebten Europa am nächsten im Roten Meer. Aus der skythenzeitlichen Bestattung ist nur ein Stück anderer Kaurischnecke-Variante zum Vorschein gekommen. Das ursprüngliche Vorkommen jener Schnecken konnte an der Mittelmeerküste gewesen sein. Die Wulst am Gehäuse der Kaurischnecken wurde abgefeilt, wodurch ein Loch entstand, welches das Anhängen, die Aufschnürung zur Fialskette er­möglichte. Vermutlich gelangten die Kaurischnecken über den nördlich des Schwarzen Meeres liegenden Raum der Steppe ins Karpatenbecken. Offensichtlich hatten sie einen besonderen Wert, da diese lange Trasse vom natürlichen Vorkommen über einen sehr langen See­weg, dann vermutlich im Festland über den Kaukasus bis zum Kaipatenbecken führte. 760 Auf diesen Weg weist die geografische Lage der Kaurischneckenfunde hin. Die ältesten derartigen Fundstücke stammen aus präskythischen 761 und frühskythischen Gräbern 762 nördlich des Kaukasus. Im Dnjeprbecken wurden Kaurischnecken in mehreren frühskythischen Bestat­tungben gefunden. 763 Es seien hier der Kurgan von Matusov, 764 und der Kurgan von Ivankovich hervor­gehoben, 765 unter deren Funden auch die Parallelen der goldenen Gewandbesätze der Alföld-Gruppe auf­zufinden sind. Beide Kurgane können in die früh­skythische Zeit datiert werden. Etwas weiter im Westen, im Waldsteppengebiet entlang der Flüsse Prut und Dnestr wurden ebenfalls Kaurischnecken in frühskythenzeitlichen Gräbern ge­funden. Zur genauen Datierung dieser Kaurischnecken diente eine Bronzefibel mit schildförmiger Fußplatte, die aus dem bei Giurgiulesti freigelegten Grab zum Vorschein kam. Diese Fibel stellt eine in der zweiten Hälfte des 8. und in der ersten Hälfte des 7. Jh. v. Chr. BATCEV 1985 , Taf. 27, 38, Taf. 33., 17, Taf. 35, 25 usw. 763 BRUJAKO 1999, 51-52. 764 ILTNSKAJA / MOZOLEVSKIJ / TERENOZKIN 1980, 36. _ Abb. 5. 763 SKORYJ /SOLTYS / BELAN 2001, 132. Abb. 8.

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