Kemenczei Tibor: Studien zu den denkmälern skythisch geprägter alföld gruppe (Inventarta Praehistorica Hungariae 12; Budapest, 2009)

Der Fundstoff - Bewaffnung

und sie gelangte vermutlich aus einer der griechischen Städte am Schwarzen Meer zum Volk der Sauro­maten, die östlich der Wolga lebten. 392 Die Stilmerk­male der Köcherverzierung stimmen mit den der oben erwähnten Funde der Alföld-Gruppe soweit überein, dass sie nach dem Vorbild der Werke von Werkstätten derselben Region geformt worden sein mussten. Der Meinung mancher Forscher nach konnte dieser Ort die griechische Kolonialstadt Olbia gewesen sein, andere meinen das Waldsteppengebiet entlang des Dnjepr. 393 Unabhängig davon, welche Meinung sich als richtig erwiesen wird, beweisen alle die Tatsache, dass die Köcherverzierungen mit Raubvogelkopfdarstellung vom Osten ins Karpatenbecken gelangten. Derartige Köcherverzierungen wurden aber auch in den Werk­stätten der Tiefebene und von Siebenbürgen angefer­tigt. Ohne Zweifel wurden die im vereinfachten, geometrischen Stil geformten Exemplare in diesen Werkstätten hergestellt. Zu den die Tiermotive im realistischen Stil darstel­lenden Arbeiten gehört die Köcherverzierung des Gra­bes von Mátraszele (Taf. 154, 1 ). Man begann die mit ihr zusammen aufgefundenen dreiflügeligen Pfeil­spitzen mit innerer Tülle später anzufertigen, zu ge­brauchen, als die zweiflügeligen Pfeilspitzen mit äußerer Tülle. Die gleichen Pfeilspitzen lagen auch im Grab von Cegléd - Hordógyár und im Grab 17 von Maha. Zur Datierung der Köcherverzierungen mit stilisierten, kaum erkennbaren Tierdarstellungen, oder mit vogelschnabelähnlichen Armen liefert das Grab 7 des Gräberfeldes von Bäita in Siebenbürgen die wichtigste Angabe. Die aus dem Grab noch zum Vor­schein gekommenen dreiflügeligen Pfeilspitzen mit innerer Tülle und ein Akinakes stammen aus einer jüngeren Zeit, als die Mehrheit der skythenzeitlichen Gräber von Siebenbürgen. Obwohl es im Grab 17 des Gräberfeldes von Modrany in der Kleinen Tiefebene keinen genauer datierbaren Gegenstand gab, kann der skythenzeitliche Teil des Gräberfeldes auf die Periode Ha D2 datiert werden. Beide Köcherverzierungen, die keine Analogien haben, kamen aus Bestattungen zum Vorschein, aber nur im in Comlod in Siebenbürgen ausgegrabenen Grab befanden sich zwischen engere Zeitgrenzen da­tierbare Gegenstände. Die Parallelen der dreikantigen, dreiflügeligen Pfeilspitzen stammen aus den Gräbern der Tiefebene aus dem 6. Jh. v. Chr., während ein dem Bronzespiegel mit Eisengriff ähnliches Fundstück in Transdanubien aus dem Grab 29 des Gräberfeldes von Sopron - Krautacker zum Vorschein gekommen ist. 394 Man datierte dieses Grab in die Periode Ha D2, d.h. auf die zweite Hälfte des 6. Jh. v. Chr. In der Tief­ebene, im Grab 17 von Csanytelek - Tömörkény Str. lagen neben der Köcherverzierung eine eiserne Strei­taxt und ein Streitmesser (Taf. 13, 12-14). Gegen­stände diesen Typs waren während der ganzen Skythenzeit im Gebrauch. Auf Grund der großen Anzahl der Fundstellen im Karpatenbecken kann man annehmen, dass eine be­deutende Menge der Köcherverzierungen nicht aus der Region von Olbia stammt, sondern sie sind die Ar­beiten örtlicher Handwerker. Gewiss wurden die Ex­emplare mit stilisierter Tierdarstellung, und die nn­verzierten Exemplare in den Werkstätten der Ungari­schen Tiefebene, von Siebenbürgen angefertigt, denn ähnliche Stücke sind im Steppengebiet unbekannt. Aber die Motive der Köcherverzierungen im Tierstil ­Tierkampf, Pferdekopf, Adlerkopf mit gekrümmtem Schnabel, Panter, Rolltier - erschienen im Formen­schatz der Bronzewerkstätten des Karpatenbeckens ohne jede Vorgeschichte. Die Darstellungen spiegeln eine Glaubenswelt wider, die der Bevölkerung der Tiefebene und von Siebenbürgen früher fremd war. Diese Glaubenswelt wurde von den religiösen Glauben, Mythen des nomadischen Volkes der Steppe gebildet. Die im Tierstil hergestellten Gegenstände zeugen davon, dass die Handwerker der Tiefebene und von Siebenbürgen in der Skythenzeit diese Wel­tanschauung gekannt, daran geglaubt haben, und ihre Werke im deren Zeichen geformt haben. Deshalb sind auch die Köcherverzierungen Denkmäler des Kultur­kreises der Steppe, unabhängig davon, wo sich die Herstellerwerkstätten befanden. Neuerlich verfasste A. Hellmuth einen Aufsatz über die kreuzförmigen Köcherverzierungen. Im Ver­gleich zu den früheren Meinungen der Forschung be­deutet seine Vermutung was Neues, indem er die Schaffung der kreuzförmigen Köcherverzierungen den im Karpatenbecken in der zweiten Hälfte des 7. Jh. v. Chr. gelebten Gruppen skythischer Prägung zuschreibt. 39-" 1 Diese Behauptung kann für eine offen­sichtlich falsche Folgerung gehalten werden. Der skythische Tierstil entstand nicht im Karpatenbecken, d.h. die Vorbilder der in diesem Stil geformten, ver­zierten Köcherverzierungen gelangten aus dem Step­pengebiet dorthin. Ein weiterer Beweis dafür ist die Tatsache, dass im Vergleich zu den ältesten östlichen Köcherverzierungen im Tierstil die ähnlichen Funde des Kaipatenbeckens bestimmt nicht älter sind (z.B. 392 D'JACENKO/MABE/KLEPIKOV 1999, 116. Abb. 5; Diese f _ JEREM 1981a, 115. Abb. 7. 2000, 52. Abb. 5. 9 HELLMUTH 2007, 83. 393 POI.IDOVIC 2000, 48.

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