Kemenczei Tibor: Studien zu den denkmälern skythisch geprägter alföld gruppe (Inventarta Praehistorica Hungariae 12; Budapest, 2009)

Zur Forschungsgeschichte

Gräber und drei aus dem 3. Jh. n. Chr. stammende Bestattungen der Sarmaten freigelegt. 122 Offensicht­lich gehörten diese Gräber, die sich in einem einzigen Gräberfeld befinden und aus einer beinahe viertausend Jahre langen Zeit stammen, nicht zur ein und dersel­ben Gemeinschaft, Kultur. Genauso können die Gräber unterschiedlichen Alters in dem bei Mafia freigelegten Gräberfeld offensichtlich nicht belegen, dass die früheisenzeitliche Mezöcsát-Gruppe auch in der Periode der skythisch geprägten Alföld-Gruppe, im 6. Jh. v. Chr. noch existierte. Die Funde der in der Tiefebene, in Nordungarn Gebirgsland freigelegten etwa zweieinhalbtausend Bestattungen zeigen eine ganz andere materielle, geistige Kultur, als die insge­samt anderthalb hundert Gräber der vorangehenden früheisenzeitlichen Mezőcsát-Gruppe. Die Vorstellungen, die die letzte Periode der frühei­senzeitlichen Mezőcsát-Gruppe durch skythisch geprägte Funde (Gyöngyös, Miskolc / Diósgyőr, He­ves - Semmelweis Str.) kennzeichneten, versuchten eigentlich die Existenz einer solchen Periode im Ge­biet der Tiefebene zu beweisen, welche die präsky­thisch - skythischen Funde der Steppengegend gleicherweise in sich gefasst hätte. Aber während im Osten zwischen der späten Cernogorovka- und der Novocerkassk-Periode sowie der Skythenzeit wirklich eine zeitliche Überdeckung, eine Kontinuität nach­gewiesen werden können, entwickelte sich die sky­thisch geprägte Kultur im Ostteil des Karpatenbeckens nicht, sondern ihre Grundelemente (Tierstilkunst, Be­waffnung, Pferdegeschirr) wurden schon in ihrer entwickelten Form dorthin mitgebracht. Im Gegensatz zu den oben angeführten Argumenta­tionen hatte B. TerZan eine andere Meinung. Seines Erachtens kann ein genetischer Zusammenhang zwi­schen der Mezőcsát- und der Vekerzug-Gruppen nicht belegt werden, da der Unterschied zwischen den Be­stattungsriten dieser zwei Gruppen zu groß ist. 123 Dazu kann man noch hinzufügen, dass diese Feststel­lung auch für die Siedlungsverhältnisse, für die Denk­mäler der materiellen Kultur gilt. Außerdem machte B. TerZan eine andere interessante Feststellung, indem er behauptete, dass die Entwicklung der Hallstattkul­tur westlich von der Donau durch die Angriffe der in der Tiefebene gelebten Völker skythisch geprägter Kultur im Laufe des 6. Jh. v. Chr. abgebrochen wurde. 124 Diese Meinung erweist sich bezüglich des Kisalföld bestimmt als richtig, da dort die Ansiedlung von der Tiefebene gekommener Volksgruppen um die Mitte des 6. Jh. v. Chr. durch mehrere Gräberfelder und Siedlungen belegt sind. Auch in Transdanubien kamen so viele Funde zum Vorschein, die aus dem Gebiet der Tiefebene dorthin gelangt sein sollen, oder aber den Stil des skythischen Handwerks der Tief­ebene widerspiegeln. Trotzdem belegen diese Funde die dortige Ansiedlung der von der Tiefebene stam­menden Bevölkerung nicht. Es ist aber nicht auszusch­ließen, dass das Volk der transdanubischen Hall­stattkultiir von der Tiefebene ausgehende militärische Angriffe erlitt. Davon kann die Tatsache zeugen, dass die Bewohner die großen Handwerkssiedlungen von Velem-Szentvid und Celldömölk-Sághegy in der Peri­ode Hallstatt D 1, um die Mitte des 6. Jh. v. Chr. ver­ließen. In beiden Siedlungen kamen der Erdburg vom südwestslowakischen Smolenice ähnlich Pfeilspitzen skythischen Typs zum Vorschein. 125 Über die im Gebiet der mitteleuropäischen und der südostalpinen Hallstattkultur zum Vorschein gekom­menen Funde skythischen Typs machte B. TerZan einen besonders guten Überblick. 126 Aus den ange­führten Angaben stellt sich heraus, dass sich schon in den Perioden Ha C 2 - D 1 Beziehungen zu den Ge­bieten westlich von der Donau entwickelten. Zu den erwähnten Angaben können wir auch die neueren Funde in Österreich hinzufügen. 127 Die Wirkung der mitteleuropäischen Hallstattkultur wurde im Gebiet der Alföld-Gruppe von der Mitte des 6. Jh. v. Chr., von der Periode Hallstatt D 2 an bedeutend. Als Ergebnis der neueren Forschungen kann man auch ein Bild von den Siedlungen der Alföld-Gruppe haben. Attila Gyucha und János Cseh beschrieben die Siedlungen vom Süd- und Mittelalföld. 128 Im Nordteil des Alföld führte Eszter Istvánovits eine großan­gelegte Siedlungsausgrabung durch (Nyíregyháza ­Manda - bokor). 129 In der Gebirgsgegend legte An­drea Vaday im Gelände von Salgótarján, Industriepark Häuser, Eisenschmelz-, Eisenschmiedewerkstätten frei. 130 Die bei den Autobahnbauarbeiten durchge­führten Rettungsgrabungen haben im Laufe der Jahre zwischen 2003 und 2007 eine ganze Reihe von Siedlungen zu Tage gebracht. 131 '^PATEK 1970, 120; HANSEL / KAI.ICZ 1986, 7-9. 123 TERZAN 1998, 514. 124 TERZAN 1998, 536. I25 PATEK 1964, Taf. 35, 1-4; MlSKE 1907, Taf. 31. 37. 126 TERZAN1998, 526-533. 127 STÖLLNER 2002, 134. Abb. 54, 9; Ders. 1996, Taf. 89, 33, Taf. 83, 157-158; KERN 2003, 91. 128 GYUCHA 2001, 115-118; CSEH2001, 79-94. 129 ISTVÁNOVITS 1997, 75-80. 130 VADAY 2001, 209-214; Dies. 2000, 31-37. 131 CZIFRA2006, 189.

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