Kemenczei Tibor: Studien zu den denkmälern skythisch geprägter alföld gruppe (Inventarta Praehistorica Hungariae 12; Budapest, 2009)

Zur Forschungsgeschichte

Das Fundmaterial belegt die Vorstellungen von J. Chochorowski nicht. Die zur ersten Gruppe gezählten Gräberfelder von Alsótelekes und Sanisläu liegen in je anderen Gegenden, enthielten Grabbeigaben vonei­nander abweichenden Typs, zeugen von unter­schiedlichen Bestattungsriten. Auch ihre Belegungs­zeit ist unterschiedlich. Auch die geografische Lage, das Fundmaterial derjenigen Fundorte, wonach die zweite Gruppe benannt wurde, zeigen wichtige Ab­weichungen. Zur dritten Gruppe können nur die im Kisalföld freigelegten Gräberfelder gezählt werden, während die Fundorte in der nordungarischen, mittel­und südslowakischen Gebirgsgegend eine eigene Gruppe bilden. Die Darlegung der Funde der so genannten Veker­zug-Kultur nach Typen und Formen gibt ein gutes um­fassendes Bild vom Denkmalmaterial, ist aber für eine gründlichere Analyse nicht geeignet. Es können die Angaben über das Prozentverhältnis der einzelnen Gegenstandstypen innerhalb des kompletten Fundma­terials mangels literarischer Hinweise nicht kontrol­liert werden, sind nichtssagend, und geben über die genaue Laufzeit des Gebrauchs verschiedener Gegen­standstypen, über ihr genaues Verbreitungsgebiet keine Kenntnisse. Auf die falsche Datierung des Fundmaterials skythischer Prägung wiesen zuerst H. Parzinger und S. Stegmann-Rajtár hin, und zwar anhand der Bewertung der Funde der Erdburg von Smolenice - Molpir in der Südwestslowakei. In der Erdburg führte M. Dusek 1963 - 71 Ausgrabungen durch, und er veröffentlichte dann das während der Freilegung zum Vorschein ge­kommene reiche Fundmaterial. In den in der Erdburg freigelegten Häusern fand man neben den Keramik­funden der Hallstattkultur zahlreiche charakteristische Pfeilspitzen skythischen Typs. 10 " 1 Aufgrund dieser Fundstücke nahmen Z. Bukowski und J. Chocho­rowski an, dass um 500 v. Chr. aus der Ungarischen Tiefebene gekommene Skythen die Erdburg belagert hatten. Ihrer Vorstellung nach wurde der Feldzug der Skythen über das Territorium von der Westslowakei und von Mähren, durch das Mährentor weiter nach Norden geführt, und griff mehrere Erdburgen der Lau­sitz-Kultur in Kleinpolen, in Schlesien an. Die Denk­mäler dieser Angriffe sind die aus den Erdburgen zum Vorschein gekommenen Pfeilspitzen skythischen Typs (Stramberk-Kotouc, Strzegom, Polanowice, Wicina). 106 Aber aufgrund der Untersuchung der Funde vom Hallstatt-Typ der Erdburg von Smolenice - Molpir haben H. Parzinger und S. Stegmann-Rajtár bewiesen, dass diese für die Perioden Ha C2- und Ha Dl typisch sind, d. h. sie stammen etwa aus der zweiten Hälfte des 7. Jh. v. Chr., bzw. aus der ersten Hälfte des 6. Jh. v. Chr. 107 Da die in den erwähnten Erdburgen gefundenen Pfeilspitzen verschiedene For­men und unterschiedliche Alter haben, können sie für die Denkmäler des Süd-Nord gerichteten Beziehungs­netzes einer längeren Periode gehalten werden, nicht aber für die Spuren einer kurzen Angriffswelle. Über die Bestimmung der in der Erdburg von Smolenice - Molpir gefundenen Pfeilspitzen skythi­schen Typs ist die Forschung nicht einig. Der Mei­nung von H. Parzinger und S. Stegmann-Rajtár nach sind diese Pfeilspitzen Zubehöre der Ausrüstung der Verteidiger der Burg gewesen, weil die meisten Pfeil­spitzen auf dem Bodenniveau der Häuser entlang des Walls gefunden wurden, d. h. sie waren dort depo­niert. 108 Andere Forscher gingen demgegenüber da­von aus, dass die Pfeilspitzen im eingestürzten Dach der Häuser, im Wall eingebohrt waren. Sie meinten daher, dass diese zu den ausgeschossenen Pfeilspitzen der Angreifer gehört hatten. 109 Von den zwei gegen­sätzlichen Standpunkten beruht der Letztere auf einer gründlicheren Analyse der Fundumstände. Zu den Funden skythischen Typs der Erdburg gehören auch noch eine Eisenaxt, eine bronzene Dolchscheide, ein Panzerhemdschuppen, und ein Tonstempel. 110 Die Diskussion über die Datierung der Entstehung der skythischen Kultur im Steppenraum führte zu sol­chen Ergebnissen, welche auch die Datierung der skythisch geprägten Funde des Karpatenbeckens än­derte. Dementsprechend konnten die ersten Gegen­stände skythischen Typs sowohl ins Gebiet von Sie­benbürgen, als auch in die Tiefebene schon in den letzten Jahrzehnten des 7. Jh. v. Chr. gelangt sein, und wurde auf das darauffolgende Jahrhundert im Kreis der Bevölkerung der Alföld-Gruppe die Kultur skythischer Prägung vorherrschend. Eine damit iden­tische Datierung belegen die aus der Tiefebene stam­menden Gegenstände im Denkmalmaterial der Hall­stattkultur, zu der auch die Funde der Erdburg Smolenice gehören. J. Chochorowski bestand auch im Weiteren auf der Datierung des Anfangs der Kultur skythischer Prägung im Alföld in eine späte Periode, auf die Mitte des 6. Jh. v. Chr., und meinte, dass die Denkmäler skythischen Typs, die aus einer früheren Periode stammen, als die von ihm angegebene Zeit, zum Nachlass der präskythischen Mezöcsát-Gruppe DUSEK/DUSEK 1984; Dies. 1995. BUKOWSKI 1973; CHOCHOROWSKI 1985b, 242-247. PARZINGER/STEGMANN-RAJTÁR 1988, 166- 168. PARZINGER/STEGMANN-RAJTÁR 1988, 176. ROMSAUER 2004, 406, HELLMUTH 2006b, 196-199. DUSEK/DUSEK 1984, Taf. 68, 14; Dies. 1995, Taf. 1, 14, ROMSAUER 2004, 402. Abb. 1,4-6.

Next

/
Oldalképek
Tartalom