Kemenczei Tibor: Studien zu den denkmälern skythisch geprägter alföld gruppe (Inventarta Praehistorica Hungariae 12; Budapest, 2009)

Zur Forschungsgeschichte

36-42). Dazu gehörte u.a. auch ein Bronzespiegel vom Olbia -Berezan-Typ. 25 An der Fundstelle legte Magdolna Hellebrandt im Jahre 1980 noch weitere 14 skythenzeitliche (Taf. 43-44), und 9 keltische Bestat­tungen frei. 26 1939 erschien das von Sándor Gallus und Tibor Horváth verfasste Buch über die vorskythenzeitlichen Funde in Ungarn, die für die Denkmäler eines Reiter­volkes östlichen Ursprungs gehalten wurden. Unter den veröffentlichten Pferdegeschirrfunden wurden die in Gyöngyös, in Miskolc - Diósgyőr, in Nyékládháza und die aus dem Gräberfeld von Szentes-Vekerzug zum Vorschein gekommenen Eisentrensen ange­führt. 27 Für diese Eisentrensen ist es charakteristisch, dass ihr Mundstück und die Knebel zusammengenietet sind. Solche Eisentrensen gelangten im Karpaten­becken nur aus den Bestattungen der Skythenzeit ans Tageslicht, sie dürfen also nicht dem Denkmalmaterial der präskythischen Periode, d. h. des 8. Jh. v. Chr. zugezählt werden. Die Keramikfunde der im nordungarischen Ra­dostyán freigelegten keltischen Bestattungen zeigen die Präsenz der Traditionen der skythenzeitlichen Töpferkunst in der Späteisenzeit. Sie wurden von Ilona Hunyady im Jahre 1942 in ihrer Monografie über die keltischen Funde publiziert. 28 Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten die Mittei­lungen über die Grabbeigaben der im Südteil der Tief­ebene in den vorangegangenen Jahren freigelegten Bestattungen in den Artikeln von Gábor Csallány und Mihály Párducz (Csanytelek - Tömörkényi Str., Kun­szentmárton-Jaksor, Szentes - Kistőke, Vekerzug), 29 sowie Zsuzsa Körös (Medgyesháza) 30 veröffentlicht werden. Der 1948 erschienene große Aufsatz von János Harmatta führte eine neue Etappe in der Forschung der Beziehungen zwischen dem Karpatenbecken und dem Steppenraum über die Frage der Kimmerier ein. In dieser Arbeit untersuchte der Verfasser die Tren­senfunde aus der Vorskythenzeit bzw. aus der Skythenzeit, indem er die Typen östlichen Ursprungs von den örtlichen, d. h. von den Typen des Karpaten­beckens abgesondert hat. Den letzteren zuzählend er­wähnte er die so genannten Eisentrensen von Veker­zug-Typ. 31 In den ersten zwei Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu der kompletten Freilegung der Gräberfelder von Tápiószele, 32 und von Szentes-Ve­25 LESZIH 1939, 78. Abb.7. 26 HELLEBRANDT 1996-97, 125-145. 27 GALLUS/ HORVÁTH 1939, Taf. 67-70. 28 HUNYADY 1942, Taf. 2, 4.9, Taf. 67, 5.11. 29 CSALLÁNY/ PÁRDUCZ 1944-45,81-117. 30 KÖRÖS 1945, 58-59. kerzLig. 33 In Vámosmikola wurden 64 Gräber ausge­graben, 34 in Ártánd wurde das Fürstengrab aufgefun­den. 35 Die Veröffentlichung der Ergebnisse, der Funde dieser Forschungen ist mit dem Namen von Mi­hály Párducz verbunden. Er fasste seine Forschungser­gebnisse in seiner als Manuskript erhalten gebliebenen akademischen Dissertation, sowie in einem 1973 er­schienenen Aufsatz zusammen. 36 Aufgrund dessen kann das Denkmalmaterial skythischer Prägung im Karpatenbecken in drei territoriale Einheiten geordnet werden: Erdély (Siebenbürgen), Kustanovice (Kár­pátalja, jetzt ukrainische Transkarpatien)-, Nyírség (Felső-Tiszavidék/Oberes Theiß-Gebiet), Alföld (Große Ungarische Tiefebene), und Kisalföld (Kleine­Tiefebene)-Gruppen. Innerhalb der Alföld-Gruppe hielt er das Gebiet zwischen den Flüssen Körösök und der Maros (Marosch, Mieresch) für eine weitere Ein­heit. Auf Grund der Untersuchung des kompletten Fundmaterials ist er zur Schlussfolgerung gekommen, dass Mitte des 6. Jh. v. Chr. aus der Dnjepr-Gegend Gegenstände skythischen Typs ins Gebiet der Tiefe­bene gelangten, welche die von dort entstammten Volksgruppen mit sich gebracht haben konnten. Um 560-570 gelangten sie zuerst ins Gebiet von Sieben­bürgen, dann von dort kamen sie um die Mitte des 6. Jh. v. Chr. in die Tiefebene. Dort ist das Fürstengrab von Ártánd eines der Denkmäler der Erdély-Gruppé. Die scheibengedrehte Keramik, die Goldhirsche, die bronzenen Spiegel mit Tierfigur, die Köcher­verzierungen wurden nach dem Vorbild der Produkte der griechischen Kolonialstadt Olbia angefertigt. Die Beziehungen zwischen dem Karpatenbecken und dem Waldsteppengebiet bestanden bis zum Anfang des 5. Jh.. Zwischen der Tiefebene und den westlich von der Donau liegenden Gebieten entwickelten sich enge Beziehungen, und es ist anzunehmen, dass die Alföld­Gruppe in Transdanubien auch Handelssiedlungen (z.B. Velem-Szentvid) gründete. Mihály Párducz fand die Ursache für die unter­schiedlichen Bestattungssitten der im östlichen Teil des Karpatenbeckens gelebten skythenzeitlichen Gruppen darin, dass diese Gruppen je eine andere eth­nische Zusammensetzung gehabt hatten. Die in Kár­pátalja und im Oberen Theißgebiet ansässige, der Kustanovice-Nyírség-Gruppe gezählte Bevölkerung hatte einen Brandbestattungsritus. Dieser Ritus, die Form der Bestattungskeramik zeigen eindeutig die Traditionen der örtlichen Urbevölkerung. Das östliche 31 HARMATTA 1946-48, 79-172. 3 J PÁRDUCZ 1966, 35-91. 33 Anm. 22. 34 LACZUS/PÁRDUCZ 1969,217-266. 35 PÁRDUCZ 1965a, 197-231. 36 PÁRDUCZ 1973, 29-73.

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