Patay Pál: Kupfzerzeitleiche Siedlung von Tiszalúc. (Inventaria Praehistorica Hungariae 11; Budapest, 2005)

7. Schlußfolgerungen

7. SCHLUßFOLGERUNGEN Aus den beschriebenen Siedlungserscheinungen und Funden können bezüglich des Lebens in der Siedlung folgende Schlußfolgerungen gezogen werden. Nicht lange nach dem Ende des vorletzten (Bod­rogkeresztúr-Kultur B-) Abschnittes der Hochkupfer­zeit, also mit absoluten Zahlen zu Beginn des 4. Jahrtausends v. Chr., hat sich eine zur Hunyadi ha­lom-Kultur gehörende Gemeinschaft der schon seit mindestens einem Jahrtausend in der Tiefebene wohnenden Bevölkerung am Fundort niedergelassen. Als Ort der Niederlassung wählte sie nicht eine Gelän­dewelle am Rand des Überschwemmungsgebietes der Theiß, sondern am Ufer des in sie mündenden Sarkad­Baches, die von vornherein hochwassergeschützt war. Den Platz ihrer Niederlassung in der Größe von ca. 1 ha umgab sie mit einer Palisadenumzäunung. Das Schlagen, Zerstückeln und der Transport der dafür er­forderlichen ca. 1100-1200 Bäume sowie das Aushe­ben des Umzäunungsgrabens (170 m 3 ) und das Auf­stellen der Umzäunung stellte an sich schon eine große Arbeit dar. Dazu kam noch der davor oder danach (eventuell gleichzeitig) erfolgende Bau der Häuser (wenn auch nicht sogleich aller), was von neuem das Schlagen von ca. 1000 Bäumen, ihre Ver­arbeitung, die Aushebung der für die Wände erforder­lichen Erde (300-500 m 3 ) und das Sammeln von Schilf oder Ried für die Dächer verlangte. Diese Aufgaben sogleich zu Beginn bedeuteten neben den für den eigenen Lebensunterhalt und die Versorgung der Tiere unerläßlichen Arbeiten eine riesige Belas­tung für die Gemeinschaft. Auf die Seelenzahl der Siedlungsbewohner läßt sich aus der Zahl und Größe der Häuser schließen. Wie gesagt, standen höchstens 26 Häuser gleichzeitig. Vermutlich diente nur ihr größerer, westlicher Raum mit durchschnittlich 45 m 2 als Wohnung. Aufgrund ethnographischer Analogien wurden Häuser mit Wohnräumen solcher Größe im allgemeinen von Fa­milien mit 5-6 Personen bewohnt. 663 Demnach kann die Einwohnerschaft der Siedlung (bei 20-26 Häusern) auf 100-150 Personen geschätzt werden. Die Tatsache, daß die Siedlung mit einer Umzäunung versehen wurde, bedeutet, daß man sich für beständige Seßhaftigkeit einrichtete. Diese setzte wiederum voraus, daß der Ackerbau eine große Rolle in der Wirtschaft der Gemeinschaft gespielt haben muß, auch wenn wir keine Sachfunde dafür besitzen (z. B. Körner von Anbaupflanzen). Außerdem kam dafür auch nicht die - von vielen Forschem für das Neolithikum vorausgesetzte - Bewirtschaftung perio­disch wechselnder Anbauflächen in Frage, bei der auch der Wohnort gewechselt werden mußte. Natür­lich war auch die Tierhaltung bei der Nahrungs­beschaffung von Bedeutung, bei der der entscheidende Hauptfaktor die Rinderhaltung war. Dies zeigt eine Situation, die gegenüber den Erfahrungen von anderen neolithisch-kupferzeitlichen Siedlungen bisher wenig erfahrbar war. Zugleich ist es auffallend, daß die Jagd eine sehr untergeordnete Rolle bei der Nahrungssuche spielte. Ungeachtet dessen wurde unsere Kenntnis der kupferzeitlichen Fauna dieser Gegend um drei Arten (Löwe, Elch und Darnhirsch) bereichert. Ergänzende Nahrung lieferte der Fischfang, für den sowohl der Sarkad-Bach als auch die unweit fließende Theiß reichliche Möglichkeit boten, und den die Fischer­pfeilspitzen (und Netzgewichte) bezeugen. Regel­mäßig war auch der Verzehr von Flußmuscheln. Das Material für die Holz- und Beingeräte stand den Siedlungsbewohnem an Ort und Stelle zur Ver­fügung, wie auch das für die Keramik, das sicher aus den im Bereich der Siedlung ausgehobenen Gruben gewonnen wurde. Doch werden die lokalen Töpfer sicher enge Kontakte zu den Kollegen anderer Siedlungen der Kultur unterhalten haben. Das ist daraus zu schließen, daß die Gefäßarten von Tiszalúc fast unverändert auch an anderen Siedlungsfundorten vorkommen, z. B. in Tiszavalk-Kenderföld, Tisza­valk-Tetes und sogar auch Hunyadi halom. Freundliche Mitteilung von János Gyarmati (Ethnographi­sches Museum)

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