Patay Pál: Kupfzerzeitleiche Siedlung von Tiszalúc. (Inventaria Praehistorica Hungariae 11; Budapest, 2005)
6. Die Siedlung von Tiszaluc in Raum und Zeit - 6.7. Absolutchronologie
liegen des letzteren Falles widerspricht in Tiszalúc das kontinuierliche Bestehen der Siedlung - s. S. 46) Wenn wir von der Relativchronologie der Hochkupferzeit bzw. der Bodrogkeresztúr-Kultur sprechen, soll nicht verschwiegen werden, daß Horváth die oben skizzierte Periodisierung bezweifelt hat. 653 Diesen Zweifel halte ich aber nicht für begründet, zumal er seine Ansicht auch nicht mit ernster zu nehmenden Argumenten begründet hat. Denn daß z. B. "BalatonLasinja I und Cernavoda I.-zeitliche Fragmente im die frühe Phase der Säleuta IV Kultur bedeutenden Ostrovul Corbului zusammen mit dem Randfragment einer Bodrogkeresztur-Tasse zum Vorschein kamen", 654 widerlegt die hier skizzierte Chronologie auch nicht. Das von Roman veröffentlichte Bruchstück spiegelt zweifellos den Bodrogkeresztúr-Stil, gehört aber aufgrund der Mäander-Pseudofurchenstich-Musterung zu deren Abschnitt B 655 und bedeutet, daß der Abschnitt B der Bodrogkeresztúr-Kultur mit dem Beginn der Säleuta TV-Kultur zeitgleich ist. (Das besagte Randfragment ist auch nicht als Import zu betrachten, denn in Ostrovul Corbului wurde auch ein Gräberfeld der Bodrogkeresztúr-Kultur freigelegt. 656 ) Die kontinuierliche, autochthone Entwicklung der Kultur der hochkupferzeitlichen Völker in der Tiefebene endete in der vierten Periode der Hochkupferzeit (Hunyadi halom-Kultur), und mit dem Erscheinen der Bolerazer (oder Protobolerazer) Kultur nahm die Spätkupferzeit ihren Anfang. Im Rahmen der Relativchronologie muß aber auch untersucht werden, welche die Nachbarn der Hunyadi halom-Kultur waren: Im Ostteil Siebenbürgens und in der Moldau aufgrund von Reci und Traian der Anfang der Periode B der Cucuteni-Kultur. In Oltenien die zweite Hälfte der Salcuta IV-Kultur. Südlich der Donau, in Serbien, muß im Gebiet der Bubanj-Hum-Kultur eine Periode der Zeit der Hunyadi halom-Kultur entsprechen, die in Bubanj zwischen die Zeit der Periode Ia (Niveau III-V nach Garasanin 657 ) und Periode Ib (Niveau II und Ia) fällt, da die erstere die Forscher mit der BodrogkeresztúrKultur parallelisieren, 658 wogegen in letzterer auch schon Funde der Badener Kultur vorhanden sind. 659 Aufgrund der Ergebnisse neuerer Forschungen kam auch Garasanin zu der Feststellung, daß es hier in der Stratigraphie von Bubanj einen Bruch gibt und dies der Zeit der áalcufa TV-Kultur entspricht. 660 In der westlichen Hälfte des Kaipatenbecken, in Transdanubien und in der Westslowakei existierte die Kultur der Furchenstichkeramik (Balaton II, Retz, Bajé) gleichzeitig mit ihr, was die Funde von Zebegény (und vielleicht auch Mözs), die mehrerenorts vorkommenden Scheibenhenkel und eventuell auch die einhenkligen Becher in Hunyadi halom bezeugen.. In den Gebieten nördlich der Karpaten lassen sich wie Siska feststellte - gemeinsame Züge in der Keramik der Laznany-Gruppe, also der Hunyadi halom-Kultur, und sowohl der Wyciaze-Zlotniki-Gruppe als auch der territorial von ihr gesondert, östlicher befindlichen Lublin-Wolhynischen Gruppe beobachten. (In ersterer kommen z. B. auch Blasenbauchgefäße vor.) Deren jüngerer Abschnitt konnte also die Hunyadi halom-Kultur noch erreicht haben. 661 6.7. ABSOLUTCHRONOLOGIE An vier Mustern des Tierknochenmaterials der Siedlung von Tiszalúc hat freundlicherweise das Laboratorium der Groninger Universität eine Radiokarbonuntersuchung vorgenommen, wofür ich auch an dieser Stelle herzlich danke. Die Ergebnisse teilte Herr A. E. Lanting in seinem Brief vom 4. April 1989 662 mit: 653 654 655 656 65? 658 659 660 HORVÁTH L. 1994,94 HORVÁTH L. 1994,94-95 ROMAN 1971,44, Abb. 7.4 ROMAN-DODD-OPRITESCU 1989 GARASANIN M. 1958,242 B. -KUTZIÁN 1972,206 f.; TASIC 1979,113; RACZKY 1995a, 60 (Tab.) GARASANIN M. 1958,239 GARASANTN M. 1958, 208. - Es muß hier erwähnt werden, daß die von Tasic veröffentlichte Stratigraphie der Bodrogkeresztur-Gräber von Vinca, wonach sie in die Schicht der klassischen Badener Kultur eingegraben worden seien, überraschend wirkt und aufgrund der Beobachtungen an anderen Fundorten (z. B. Polgár-Basatanya - B.-KUTZIÁN 1963, 517; Székely - KALICZ 1958, 3, 6; Baile Herculane ROMAN 1971, 63 ff.), aber auch in Tiszalúc unerklärlich ist. Denn in diesem Falle hätte die Bodrogkeresztúr-Kultur in einem engen Gebiet, in der Umgebung von Belgrád, nicht nur die dort höchst lebendige Hunyadi halom-Kultur (s. S. 111), sondern sogar den Bolerazer Abschnitt der Badener Kultur überleben müssen. SISKA 1972, 154-155 662 UNM Dokumentationsabteilung III/l 997.11