Patay Pál: Kupfzerzeitleiche Siedlung von Tiszalúc. (Inventaria Praehistorica Hungariae 11; Budapest, 2005)

6. Die Siedlung von Tiszaluc in Raum und Zeit - 6.5. Der Scheibenhenkel

aber für zeitgleich mit der Tiszapolgár- und dem Über­gangsabschnitt der Bodrogkeresztúr-Kultur sowie das Erscheinen des Scheibenhenkels für die gesamte Zeit der Bodrogkeresztúr-Kultur für möglich hält, "muss man von der frühesten Phase der Bodrogkeresztúr­Kultur an mit den Gefäßen mit Scheibenhenkel ... rechnen." 624 Gleichzeitig nimmt er an, daß das letzte Auftreten "in die der Spätkupferzeit unmittelbar vorangehende Protoboleráz-Zeit fällt". 625 Ruttkays Feststellung, daß die Scheibenhenkel zeit­bestimmende Bedeutung haben, kann ich mir völlig zu eigen machen: es gibt einen "Scheibenhenkelhori­zont". Es gibt im Karpatenbecken und auf dem Balkan eine eingrenzbare Periode, für die die Verwendung des Scheibenhenkels besonders typisch ist. Diesen Aus­druck hält Horváth für unzutreffend, mit der Begrün­dung, daß die Scheibenhenkel in mindestend zwei Horizonten vorkommen. Deshalb schlägt er die Bezeichnung "Scheibenhenkelperiode" vor. 626 Das ist aber gewissermaßen ein Spiel mit Worten. Im übrigen war sich auch Ruttkay bewußt, daß der Scheiben­henkel langlebig, in mehreren Perioden vorhanden war; sie erwähnt sogar innerhalb der ungarischen Kupferzeit "mindestens drei Zeitstufen". 627 Mit letzterem bin ich jedoch nicht einverstanden. In dieser Hinsicht ging sie von Romans ursprünglicher Ansicht aus, daß die Schichten von Säleuta TV älter als Hercu­lane II seien. 628 Da sie aber die Säleufa IV-Kultur ­wie auch andere Forscher 629 - mit Etappe II und HI von Herculane für zeitgleich hält, beschränkt sich die Verwendungszeit der Scheibenhenkel auf zwei Peri­oden. Eben deswegen kann ich auch Horváths Ansicht über die lange Verwendungszeit der Scheibenhenkel nicht akzeptieren. Die Forscher setzen nämlich die Pe­riode A der Bodrogkeresztúr-Kultur mit Abschnitt HI der klassischen Sälcuta-Kultur in Parallele (und nicht mit Säleuta IV). 630 Und das Argument, der Scheiben­henkel sei in Baile Herculane auch schon in Etappe I vorhanden, 631 ist unbegründet. Denn Roman äußerte im Zusammenhang mit Ablagerung b betont: "Wir wollen schon im Vórherein unterstreichen, dass in die­ser Ablagerung ganz bestimmt kein einziges in Furchenstich-Technik verziertes oder von Gefäßen mit aufgesetztem Henkel (= Scheibenhenkel) stammendes Bruchstück geborgen war." 632 Die Herkunft des Scheibenhenkelgebrauches ­seine Urheimat - suchen zahlreiche Forscher auf dem Balkan. 633 Im Bewußtsein dessen, daß das Karpaten­becken sowohl im Neolithikum als auch in der Kup­ferzeit in mehreren Fällen von dort her kommende Einflüsse erreicht haben, soll daran auch nicht gezweifelt werden. Doch muß mit Nachdruck fest­gestellt werden, daß sie am dichtesten und allgemeins­ten im Karpatenbecken im Rahmen der Hunyadi ha­lom-Kultur (einschließlich Baile Herculane) verwen­det wurden. Deshalb ist es keinesfalls sicher, daß ihr Erscheinen in Gebieten westlich der Tiefebene mit einem von der Batschka ausgehenden und nach Nor­den gerichteten "Wasserweg" entlang der Donau in Verbindung zu bringen ist, wie dies Ruttkay zu er­klären versuchte. 634 Wirklich geblüht hat die Hunya­di halom-Kultur im Theißgebiet; dieses Gebiet konnte ebenso mit dem Gebiet an der Donau in Verbindung stehen wie die Batschka. Selbstverständlich muß nicht jedes Scheiben­henkelgefäß außerhalb des Kerngebietes der Hunya­di halom-Kultur als Import wie etwa der Krug von Mözs (s. S. 118) aus dem Theißgebiet oder sogar aus noch südlicheren Gebieten betrachtet werden. In Kenntnis einiger originaler Exemplare konnten die Töpfer der Kultur der Furchenstich-Keramik (Bala­ton H) usw. sie auch selbst kopieren, wie etwa im Falle des Bechers von Zebegény, ähnlich dem Vorgang ­den Raczky erwähnt -, daß auch in Griechenland eine lokale Variante der balkanischen Scheibenhenkel ent­stand. 635 Dies alles berücksichtigend, kann gesagt werden, daß der Scheibenhenkel, selbst wenn er wirklich auch auf dem Balkan (in Oltenien) erschien und sich von dort aus verbreitete, dennoch nur in der Hunyadi ha­lom-Kultur allgemein wurde, und zwar in ihrem ge­samten Gebiet. Durch den Handel oder auf sonstige Weise konnten ihn dann die Völker benachbarter Kul­turen kennenlernen und haben ihn ab und zu auch nachgeahmt. Schließlich darf auch die Bemerkung nicht fehlen, daß die Ansicht einiger Forscher, die Scheibenhenkel 624 625 026 627 628 629 HORVÁTH L. 1994, 100 HORVÁTH L. 1994, 95 HORVÁTH L. 1994,100 RUTTKAY 1985,141 ROMAN 1971, 82, 118 B.-KUTZIÁN 1972, 194, 201, 206 f.; B.-KUTZIAN 1973, 47; KALICZ 1995a 47, Abb. 2; ECSEDY 1982, 80; RACZKY 1995a, 53 B.-KUTZIÁN 1972, 208 f., KALICZ 1995a, 47, Abb. 2; RACZKY 1995, 60 63 i 652 633 634 63D HORVÁTH L. 1994, 97. - In Anm. 230 ist die Berufung auf Romans Artikel (ROMAN 1971, 28) auch sonst falsch: Der Artikel beginnt erst auf S. 31. ROMAN 1971. 60 BRUKNER 1970,10; BRUKNER 1982, 84; KALICZ 1982a, 84; RUTTKAY 1985, 141; NOVOTNY-NOVÁK 1987, 134; HORVÁTH L. 1994,110 RUTTKAY 1985,148 RACZKY 1988, 38

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