Patay Pál: Kupfzerzeitleiche Siedlung von Tiszalúc. (Inventaria Praehistorica Hungariae 11; Budapest, 2005)

6. Die Siedlung von Tiszaluc in Raum und Zeit - 6.4. Die Hunyadi halom-Kultur vorher und danach

Die Möglichkeit der zuletzt zitierten Lage ist aber schwer vorstellbar; es gibt auch kein Beispiel dafür, daß in irgendeiner anderen Periode der Urzeit zwei Völker verschiedener Kulturen die Tiefebene mosaik­artig gleichzeitig bewohnt hätten. Aber die Funde der Bodrogkeresztúr- und der Hunyadi halom-Kultur fin­den sich nicht nur im gesamten Gebiet der Tiefebene von der Ostslowakei bis nach Serbien, sondern in mehreren Fällen auch an ein und demselben Ort, und zwar Gräberfelder der Bodrogkeresztúr- und Siedlun­gen der Hunyadi halom-Kultur. So befanden sich in Tiszavalk-Tetes die Gruben und Gräber nebeneinander und Grube III/a schnitt sogar die Ecke von Grab l. 595 In Tiszavalk-Kenderföld lagen sie im Bereich einer Sandgrube in Entfernung von weniger als 100 m. 596 Ebenso verhält es sich beim Fecskepart zwischen den Gemeinden Balsa und Szabolcs, wo sowohl Gräber der Bodrogkeresztúr-, 597 als auch Gruben der Hunya­di halom-Kultur freigelegt wurden. 598 Dabei gehört das Gräberfeld von Kenderföld zweifelsfrei in Peri­ode B der Bodrogkeresztúr-Kultur, unter den Funden gibt es auch Gefäße mit Scheibenhenkeln, 599 und auch der Milchtopf mit Scheibenhenkel vom Fecskepart war vermutlich ein Grabfund. 600 Also kann die Peri­ode B der Bodrogkeresztúr-Kultur in der Tiefebene nicht zeitgleich mit der Hunyadi halom-Kultur sein. (Im Zusammenhang mit obigen Ausführungen kann unwillkürlich die Frage aufkommen, ob das wieder­holte Vorkommen beider Kulturen an demselben Fundort nur Zufall sein kann? Darauf aber kann der­zeit noch keine Antwort gegeben werden. 601 ) Im übrigen bezeugt das auch die Stratigraphie von Baile Herculane. Wir haben gesehen, daß die Funde der Etappe II als zum jüngeren, also zum Abschnitt B der Bodrogkeresztúr-Kultur und die der Etappe III als zur Hunyadi halom-Kultur gehörig betrachtet werden können (s. S. 115). Große Bedeutung für das Verhältnis von Bodrog­keresztúr- und Hunyadi halom-Kultur hat die Frage, woher jene Elemente der Periode B der Bodrogke­resztúr-Kultur stammen, die auch in der Hunyadi ha­lom-Kultur vorkommen, ja sogar deren Spezifika sind. Sind sie die Folge wechselseitiger Einflüsse mit einer südlich der Tiefebene beheimateten Kultur (Säl­euta IV) oder gar der Volkes dieser Kultur? Eventuell gerade Ergebnisse der autochthonen Entwicklung der lokalen (Bodrogkeresztúr-) Kultur? Denn in der Keramik der Hunyadi halom-Kultur finden sich Typen (Milchtopfvariante, Krug, Hohlfuß­gefäß, umgekehrt pyramidenstumpfförmiger Kelch, konischer Gefäßdeckel), die auf die Bodrogkeresztúr­Kultur zurückzuführen sind, aber in der Säleuta IV­Kultur fehlen. Zugleich finden sich nicht alle Typen von Säleuta IV in der Tiefebene. So fehlt die auf dem Balkan für das späte Neolithikum und das Aeneoli­thikum sehr typische zweihenklige Tasse 602 im Fund­material der Hunyadi halom-Kultur (obwohl sie eine häufige Beigabe der frühen Gräber der Bodrog ke­resztúr-Kultur ist 603 ). Ebenso fehlt aber auch - schon in Baile Herculane - die flache Schale mit Wulstrand, die in allen Schichten von Säleuta reichlich vorkommt. 604 Die Periode B der Bodrogkeresztúr-Kultur unter­scheidet gerade das Auftreten dieser Elemente von der Periode A. Falls diese also von einer südlicher blühen­den Kultur übernommen worden wären, hätten sie dort (in Oltenien, in der Säleuta IV-Kultur) schon zur Zeit der Bodrogkeresztúr-Periode A entstehen müssen. Die Forscher setzen letztere aber mit dem Ende der klassischen Sälcuta-Kultur (Säleuta III, bzw. deren Spätphase) in Parallele, 605 in der es aber die be­treffenden Typen und Elemente nicht gibt. Glaubhafter scheint zu sein, daß die Hunyadi halom-Kultur die letzte Äußerung einer in der Tiefe­bene lange Zeit hindurch vor sich gegangenen autochthonen Entwicklung war. Der Prozeß, wie die späte Theiß-, Herpály- und Csőszhalom-Kultur sich zur Tiszapolgár-Kultur umgestalteten, wie sich die re­gionalen Gruppen der letzteren (Lucska, Basatanya, Tiszaug, Deszk) zur die ganze Tiefebene überspannen­den einheitlichen Bordogkeresztúr-Kultur herauskris­tallisierten, während in den materiellen Gütern sich einzelne Elemente weitervererbten (wie z. B. der Hohlfuß), andere modifiziert wurden, neue Formen und Elemente auftraten (wie z. B. der Milchtopf und der umgekehrt pyramidenstumpfförmige Kelch) und erneut andere verschwanden, fand mit der Bordogke­resztúr-Kultur kein Ende. Während ihrer Blütezeit er­595 596 597 S98 PATAY 1978b, 22, Abb. 1-2; PATAY 1979, 31 f., 48 f. PATAY 1978a, 7 PATAY 1950, 113,Taf. XXXH.4, 6-7 KURUCZ 1979, 3. Siehe noch: András Jósa-Museum, Nyíregyháza. Inv.-Nr.: 57.54.5, 57.56.5, 64.941.2, 13, 64.942.7, 19, 23, 24, 35-36, 40 PATAY 1978a, 54, Abb. 53; Taf. XVn.6 PATAY 1950,113, Taf. XXXII.2 601 Kürzlich wurden bei einer Notgrabung an einem vierten Fundort, in Mezőkövesd-Patakjáró dűlő, im Zusammen­599 600 hang mit dem Bau der Autobahn M3 sechs Gräber der Bod­rogkeresztúr-Kultur und dabei eine Grube mit für die Hun­yadi halom-Kultur typischer Keramik freigelegt. (Münd­liche Mitteilung von Róbert Patay.) BERCIU 1961, Fig. 133 = Fig. 134 PATAY 1976a, 240; PATAY 1979, 48, 52 BERCIU 1961, Fig. 142.4-13 605 RACZKY 1995a, 60 (Tab.); KALICZ 1995a, 47 (Tab.). ­Später auch Roman selbst, ROMAN 1986, Abb. 1 (Tab.) 602 603 604

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