Patay Pál: Kupfzerzeitleiche Siedlung von Tiszalúc. (Inventaria Praehistorica Hungariae 11; Budapest, 2005)
6. Die Siedlung von Tiszaluc in Raum und Zeit - 6.4. Die Hunyadi halom-Kultur vorher und danach
daß die Bruchstücke mit Scheibenhenkel 584 (oder eines von ihnen) tatsächlich Importe aus der Hunyadi halom-Kultur waren, von denen dann die lokalen Töpfer den Brauch des Scheibenhenkels übernahmen und auch bei dem besagten Becher verwendeten. Eine solche Mischung konnte im Grenzgebiet zweier Kulturen leicht vorkommen. Gefäßbruchstücke mit Scheibenhenkeln fanden sich aber im Gebiet der Kultur der FurchenstichKeramik nicht nur in Zebegény, worauf Ruttkay, Novotny und Novak, Kalicz und auch Horváth hinwiesen. 585 Andererseits ist an der Keramik der Siedlung von Tiszalúc und zugleich der ganzen Hunyadi halomKultur der Einfluß der Furchenstich-Keramik nicht zu bemerken. Es fallt sogar auf, daß im Material von Tiszalúc nicht ein einziges Stück mit FurchenstichVerzierung zu finden ist. Einige derartig verzierte Gefäße gibt es im Gebiet der Hunyadi halom-Kultur zwar, z. B. ein Gefäß mit subkutanem Henkel als Urne in einem Brandgrab von Szerencs, 586 eine Tasse aus einem Skelettgrab von Egyek 587 und eine andere von Mezőcsát. 588 Dies sind aber nur vereinzelte Vorkommen. Die oben erwähnten inkrustiert verzierten Gefaßbruchstücke von Tiszalúc (s. S. 89) stammen vermutlich ebenso aus der Balaton-Lasinja (I)-Kultur. Da sie deshalb wahrscheinlich älter sind, haben sie nichts mit der Siedlung der Hunyadi halom-Kultur zu tun. 6.4. DIE HUNYADI HALOM-KULTUR VORHER UND DANACH 6.4.1. Die Hunyadi halom- und die BodrogkeresztúrKultur In einem Vorbericht - noch vor Beendigung der Ausgrabung - hatte ich darauf hingewiesen, daß die Verbreitungsgebiete von Hunyadi halom- und Bodrogkeresztúr-Kultur fast identisch waren: Sie umfassen im großen und ganzen die Große Ungarische Tiefebene, also die Mitte des Karpatenbeckens, von der Donau bis zum Siebenbürgischen Erzgebirge, von der Ostslowakei bis Nordserbien, aber auch aus Siebenbürgen sind Funde beider Kulturen bekannt. 589 Bei der Typologisierung der Tiszalúcer Funde habe ich wiederholt hervorgehoben, daß es in der Bodrogkeresztúr-Kultur Analogien von mehreren ihrer Fundtypen gibt, 590 z. B. jene Milchtopfvariante, bei der die Henkel an der Gefaßschulter sitzen. Auch in Tiszalúc gibt es eine recht große Zahl von Hohlfußgefäßen (mit Gewißheit Schalen). Auch die umgekehrt pyramidenstumpfförmigen Kelche kennen wir aus der Bodrogkeresztúr-Kultur, besonders aus ihren Siedlungsfundorten (Tarnabod, 591 Kétegyháza 592 ). Ähnlich verhält es sich mit den konischen Gefäßdeckeln. Auch der Scheibenhenkel, das sozusagen charakteristischste Element der Tiszalúcer Keramik, die Halsschale mit verengter Schulter, die Leistenverzierung und der Mundrand mit Fingereindrücken der groben Keramik sind in der Bodrogkeresztúr-Kultur vorhanden, allerdings nur in ihrer jüngeren, von Kutzián B genannten Periode, ebenso wie die blasige (von innen herausgedrückte) Gefäßwand. Ungeachtet dessen besteht in den meisten Fällen ein nachdrücklicher Unterschied zwischen den Funden der identischen Typen der beiden aufeinander folgenden Kulturen bzw. zwischen ihren Zierelementen identischen Charakters. Kutzián, die sich als erste mit den chronologischen und herkunftsgeschichtlichen Fragen der Hunyadi halom-Funde beschäftigt hat, 593 glaubte in ihnen und den ähnlichen Funden anderer Fundorte die Hinterlassenschaft einer selbständigen Kulturgruppe erkennen zu können. Da sie aber zugleich auch die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen ihr und den Funden der Bodrogkeresztúr-Kultur sah, interpretierte sie diese in der Weise, daß "... die beiden Gruppen in Wechselwirkung standen, da ihre beiderseitigen Verbindungen mehr Berührung und Vermengung als bloße Einwirkung spiegeln." Und später: "Auf Grund des Gesagten lässt sich ein weiter Horizont der mittleren Kupferzeit ziehen, in dem folgende Kulturen lebten und miteinander in unmittelbarer oder mittelbarer Wechelbeziehung standen: Bubanj-Hum Ia, Sälcu^a IV, Spätphase von Petresti, Cucuteni AB, Hunyadi-Hügel-Gruppe, späte Bodrogkeresztúr-Kultur, Laznany- und Balaton-Gruppe, Lasinja-Kultur." Und schließlich: "letzt aber stehen wir einer Lage gegenüber, wo in einzelnen Regionen mehrere Kulturen oder Gruppen gleichzeitig lebten." 594 584 585 585 B.-KUTZIÁN 1969, 36, Abb. 3.4, 7-9; NOVÁKI-SÁNDORFI-MIKLÓS 1979, 79, Abb. 5 RUTTKAY 1985, 145; NOVOTNY-NOVÁK 1990, 134-135; KALICZ 1980b, 256; HORVÁTH L. 1994, 93 ff. WOSINSKY 1904, Taf. VHI.6 (als von unbekanntem Fundort deklariert); KALICZ 1980b, Abb. 12.9 B.-KUTZIÁN 1973,34-35, Anm. 11, Abb. 1; KALICZ 1980b, Abb. 12.6 (als Fundort falschlich Ebes angegeben). 588 589 590 59 i 592 593 594 KALICZ 1980b, Abb. 12.3 PATAY 1987,114, Abb. 30 PATAY 1987,108, 120 KALICZ 1966, 5, Abb. 4.16-19,20-23 ECSEDY 1973, 6, Taf. 1.19, 26, Taf. VL3, Taf. VIL 14 B.-KUTZIÁN 1958, 173; B.-KUTZIÁN 1963, 266, 279-280 B.-KUTZIÁN 1969,40, 55, 57