Horváth A. László, Simon H. Katalin: Das Neolithikum und die Kupfzereit in Südwestdanubien. (Inventaria Praehistorica Hungariae 9; Budapest, 2003)

6. Die Kupferzeit - 6.4. Die späte Kupferzeit

plastischer Leiste (Abb. 34. 6) repräsentieren diesen Typ. Hier ist das große Askosgefäß von Tekenye-Öcse erneut abgebildet (Abb. 34. 14), das eine kultische Funktion gehabt haben dürfte. Unter den Gefäßen dieses Fundortes finden wir noch Schüsseln mit eingezogener Mündung, 854 eine breite Flaschenform 855 und Vorratsgefäße. 856 Die Gefäße wurden mit Keramikgrus und Sand gemagert, die Oberflächen sind braun bis schwarz gefärbt. Der Brand der Gegenstände ist stark variabel. Die in Zalaszentiván gefundenen Gefäße sind gut gebrannt, ihre Oberfläche ist geglättet, sogar poliert. Ähnliche Scherben kamen auch in Tekenye-Öcse vor. Im allgemeinen finden wir aber mäßig gut oder schlecht gebrannte Fragmen­te. Das ist hauptsächlich für das Fundmaterial in Zalaegerszeg-Andráshida und Söjtör-Petőfi-Str. kennzeichnend. Die Gefäße in Zalaegerszeg­Andráshida-Friedhof sind braun, die Oberfläche wurde geglättet oder mäßig gerauht, und sie fühlt sich seifig an. Poliert wurden die Schüsseln mit ausladendem Rand. Als Verzierung ist die Kannelur charakteristich, besonders auf der in­neren Seite von Schüsseln (Abb. 34. 3, 5, 10), aber wir finden sie auch auf Vorratsgefäßen (Abb. 34. 12). 857 Unter den plastischen Verzierungen kamen Leisten am Rand (Abb. 34. 2, 6) und am Hals (Abb. 34. 12), S5S Randeinkerbung 85 " und eingestochene Punkreihe 860 vor. Kult Dem kultischen Bereich der Boleráz-Gruppe gehören mehrere Gegenstandstypen an. Der erste ist das tönerne Wagengefäß. Ähnliche Exemplare kamen in Radosina (Slowakei), 861 Mödling „Jenny­berg" (Niederösterreich) 862 und in Boglárlelle (Ko­mitat Somogy) vor. 863 An das letztere Stück waren ursprünglich auch zwei Tierprotome appliziert, die aber abbrachen und verlorengingen. Während die bolerázzeitlichen Wagenmodelle aus Ab­fallgruben von Siedlungen stammen, lagen die bronzezeitlichen Exemplare in Gräbern. Trotz die­ses Unterschiedes kann die kulturelle Beziehung zwischen ihnen nicht bezweifelt werden. Ihr Auftreten kann mit dem Erscheinen von östlichen Steppenvölkern im Karpatenbecken erklärt wer­den. 864 Anthropomorphe Darstellungen sind in dieser Gruppe in Ungarn bis heute nicht bekannt, obwohl das Erscheinen der für die ältere klassi­sche Phase der Badener Kultur kennzeichnenden sog. flachen, kopflosen Idole in der Slowakei schon ab der Boleráz-Phase (Baden Ib) bewiesen wurde. 865 Es ist zu bemerken, daß N. Tasic gleich­zeitig mit dem Vorkommen des Idols von Dolná Streda annahm, daß die in Tököl gefundenen Idole 866 wie das begleitende Fundmaterial und dadurch die ganze Fundstätte „die sehr starken Elemente des Cernavodä III-Boleráz-Stils" aufweisen. 867 Es gibt weiterhin kleine, selbständige Tier­figuren, die ebenfalls nicht praktischen Zwecken gedient haben können. Solche kennen wir aus Österreich (Mödling und Zwerndorf) 868 und aus Ungarn (Pilismaröt-Basaharc). 86 '' Im Kult sollten das große amphorenförmige Gefäß mit Filialgefä­ßen aus Mödling 870 und das Askosgefäß von Teke­nye-Öcse (Abb. 34. 23) 871 eine Rolle gespielt ha­ben. Askoi sind schon aus dem Neolithikum in Europa, besonders im südlichen Teil bekannt, und das ist in der Badener Zeit keine Seltenheit. Sie sind aber immer kleine Gegenstände, wäh­rend das Stück von Tekenye in Größe eines Vor­ratsgefäßes erzeugt wurde. Seine Funktion kann mit denen des Neolithikums verglichen werden, als diese die Rolle großer Gesichtsgefäße ein­genommen hatten. 872 B54 855 856 857 858 859 860 861 862 863 SIMON 1987, Abb. 21.1. SIMON 1987, Abb. 21. 7. SIMON 1987, Abb. 11. 3, 5; Abb. 21. 2. SIMON 1987, Abb. 11.5. SIMON 1987, Abb. 11.3,5. SIMON 1987, Abb. 12. 3. SIMON 1987, Abb. 21. 1, 5. NEMEJCOVÁ-PAVÚKOVÁ 1973, 299-300. RUTTKAY 1995, 156 bzw. Abb. 17. 3a-b. ECSEDY 1982a, 18, Abb. 8. 9a-b. Ein weiteres, mutmaßliches Wagenmodell ist von Pilismarót-Basaharc (Komitat Komá­rom) bekannt (BONDÁR 1990, 85 und Abb. 7. 3a-c). KALICZ 1989,122 ff.; ECSEDY 1982b, 85. 867 868 869 870 NEMEJCOVÁ-PAVÚKOVÁ 1981, Abb. 3-5; NEMEJCOVÁ-PAVÚKOVÁ 1984, 141 und Abb. 11; NEMEJCOVÁ-PAVÚKOVÁ 1991, 79 und Abb. 14, Abb. 15. Weitere Idole der Boleráz-Gruppe werden bei PRÁSEK 1992, 20 erwähnt. Über die Idole der Cernavodä III-Kultur s. MORINTZ-ROMAN 1968, 96-97; MORINTZ—ROM AN 1973, 270. KALICZ 1977b, 126-128; KALICZ 1981, 246, Abb. 4.1-6, Abb. 5. 1-5, Abb. 6,1. TASIC 1980-81, 28. RUTTKAY 1995, 154, Abb. 18. TORMA 1972, 24, Abb. 11. 1-2; TORMA 1973. RUTTKAY 1995, Abb. 17. 6. SIMON 1990, Abb. 7. L. A. HORVÁTH 1983, 77.

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