Horváth A. László, Simon H. Katalin: Das Neolithikum und die Kupfzereit in Südwestdanubien. (Inventaria Praehistorica Hungariae 9; Budapest, 2003)
6. Die Kupferzeit - 6.2. Die frühe Kupferzeit
auf dem überwiegenden Teil des Verbreitungsgebietes fehlt. Ob sie in der ersten oder in der zweiten Etappe aufhörte, ist heute noch nicht ganz klar. 41 " Das Fehlen der anthropomorphen Plastik am Anfang der Kupferzeit (des Äneolithikums) ist ein wichtiges Charakteristikum in Mittel- und Südosteuropa, es ist gleichzeitig auch im östlichen Karpatenbecken zu beobachten. Hinter diesem wichtigen Wandel soll die Veränderung der religiösen Vorstellungen stehen, die auf klimatische und gesellschaftliche Änderungen zurückgeführt wurden. 402 Um so interessanter sind die Neufunde von Zalaszentbalázs-Szőlőhegyi-mező, wo sechs Bruchstücke —Kopf-, Rumpf- und Beinfragmente —verschiedener Idole zum Vorschein kamen, die von den Ausgräbern in die späte Lengyel-Kultur datiert wurden. 403 Da diese Stücke noch ohne Parallele stehen, können sie sehr schwer gedeutet werden. Die viereckigen Altäre, die auf dem gleichen Fundort gefunden wurden, sind ebenfalls von der Frühphase abzuleiten. 401 Für die kupferzeitliche Periode der LengyelKultur sind schon die zoomorphen Darstellungen charakteristisch. Dazu gehören die in der Form eines Tieres modellierten Griffe von hochgewölbten Gefäßdeckeln. Ein solches, aus weichem, hellbraunem, mit grobkörnigem Keramikgrus gemagertem Ton hergestelltes Exemplar kennen wir in der spätlengyelzeitlichen Höhensiedlung von Becs völgye-Barabásszeg-Vörösszeghegyi-dűlő, welches vielleicht eine Ziege oder ein Schaf darstellt (Abb. 20. 11). Seine nächsten Parallelen stammen von Zalaszentbalázs-Pusztatető, mit dem Unterschied, daß die eine davon eine doppelte Figur darstellt. 405 Der schematische Körper, der dreieckige Kopf und die großen Augen sind für diese Stücke kennzeichnend. Die zoomorphen Griffe, die auf einem hochgewölbten Deckel standen, sind in der Spätlengyelzeit keine Neuigkeiten. Solche kommen schon in der frühen Periode in großer Zahl vor. Aus der Ostgruppe der Lengyel-Kultur ist eine ganz ähnliche Figur in Aszód-Papi-földek bekannt.""' Die in der I. Phase der MBK auftauchende Rinderfigur kann mit diesen zeitgleich sein, 11 ' 7 ebenso wie die in Osterreich gefundenen Stücke. 408 Dies weist vielleicht darauf hin, daß die Verwendung dieser Griffe noch im Neolithikum begann. In der III. (IV.) Phase der slowakischen Lengyel-Kultur sind im Fundverband von Brodzany ein kleines zoomorphes Gefäß und zwei Hundefiguren von Bedeutung. 4 " 1 ' Weitere, an dem Bauch großer Gefäße applizierte Analogien können aus dem I. und II. Horizont des Krivodol-Sälcuta-BubanjKomplexes erwähnt werden."" Dagegen liegen solche Gegenstände in der Wolfsbach-Gruppe oder in der Spät-Sopot-Kultur nicht vor. Merkwürdigerweise tauchen dagegen recht gute Entsprechungen dieser Gefäße in der Ungarischen Tiefebene in der Bodrogkeresztür-Kultur auf. 1 " Diese dienten, wie unsere Stücke in Transdanubien, als Deckelgriffe von kleinformatigen Gefäßen (z.B. Krügen). Das aus einer Gefäßwand herausmodellierte Protom von Gutorfölde-Magyarös (Abb. 20. 8) gilt gegenwärtig im Spätlengyel-Kreis als ein Unikum. Diese Sitte war schon seit der Linearbandkeramik üblich." 2 Ähnliches wurde aus der Sece-Kultur (Sopot IV) in Kroatien vom namengebenden Fundort publiziert. 413 Kultobjekte wie die „schlitzförmigen" Opfergruben in der Slowakei 4 " kamen in unserem Untersuchungsgebiet bis dahin nicht vor. Endlich muß noch das Bauopfer von Veszprém-Felszabadulás-Str. erwähnt werden, wo in einem megaronartigen Haus der SpätlengyelKultur das Skelett eines kleinen Kindes freigelegt wurde. Es wurde im Fundament der östlichen Mauer des Hauses zwischen zwei Pfostenlöchcr niedergelegt. Dieser Befund wird als Bauopfer gedeutet." 5 NEMEJCOVÁ-PAVÚKOVÁ 1970, 265. PATAY 1988-89,33. BON DAR 1995, 58, PI. 73, 193-197; BÁNFFY 1995c, 94, PI. 111, 268-269; BÁNFFY 1995d, 170-171. BONDÁR 1995, 57; BÁNFFY 1995C, 95; BÁNFFY 1995d, 170. BÁNFFY 1995c, 94, Pl. 110, 264; BÁNFFY 1995d, 170, Fig. 8. oben; BONDÁR 1995, 57. KALICZ 1985a, Abb. 77. 7. Hier sind noch mehrere tierförmige Griffe zu finden, die aber von den behandelten Stücken formell abweichen (KALICZ 1985a, Abb. 77. 1-6). KAZDOVÁ et al. 1994, Abb. 3. 3; PODBORSKY 1989b, Taf. 4. i, k-1. MAURER 1982, Abb. 43^14; Abb. 45. 6; Abb. 48; PITTIONI 1954, Abb. 103. 40 ' VLADÁR-KRUFICA 1970, 370-371, Abb. 3. 5; LICHARDUS 1986, 33. 410 GEORCIEVA 1990, Fig. I. 7; BERCIU 1961, Fig. 98. 1. "' PATAY 1988-89, Taf. 1, Taf. 2. 1-6. 412 KUZMA 1990, Abb. 11.14, 16-17; Abb. 13. 29, 32, 35; LENNEIS 1995, Abb. 17. 1-2, 14. 413 MARKOVIC 1994, Taf. 18. 9. Der Wert dieser Datierung wird nur dadurch vermindert, daß derselbe Gegenstand auch unter den Funden des Pepelane-Typs der Sopot-Kultur abgebildet wurde (MARKOVIC 1994, Taf. 17. 3). '" VLADÁR-LICHARDUS 1968, 266-268; VLADÁR 1969, Abb. 7; TOCÍK 1991,306; LICHARDUS 1986, 33. 415 RACZKY 1974, 187-189; MAKKAY 1986, 174. Weitere Bauopfer sind aus der Lengyel-III(IV)-Zeit in der Slowakei bekannt (VLADÁR-LICHARDUS 1968, 317-320).