Horváth A. László, Simon H. Katalin: Das Neolithikum und die Kupfzereit in Südwestdanubien. (Inventaria Praehistorica Hungariae 9; Budapest, 2003)

6. Die Kupferzeit - 6.2. Die frühe Kupferzeit

Balaton-Lasinja-Kultur. In dem erwähnten Text wurde aber gar nicht ausgesprochen, daß diese benannten Orte die spätesten Lengyel- und die frü­hesten Balaton-Lasinja-Fundstellen bedeuten, die wirklich die völlige Kontinuität zwischen beiden Formungen beweisen könnten. Im erwähnten Text wurde eben auf die Unsicherheit der Datierungen hingewiesen. 363 Im Lichte der neueren Angaben kann kein anderes Bild dargestellt werden. Von den 124 lengyelzeitlichen Fundorten waren 48 (38,7%), auf denen sich auch die Bevölkerung der Balaton-Lasinja-Kultur später niederließ. Darunter fanden wir insgesamt vier Fundorte, die unseren heutigen Kenntnissen nach der späten Phase der Lengyel-Kultur zugeordnet werden konnten. Das heißt, nur in 8,4% der gesamten Fundorte könnte das angenommene Weiterleben prinzipiell stattge­funden haben. Diese Zahl scheint zur Zeit die völ­lige kulturelle und ethnische Kontinuität nicht unterstützen zu können. Über das Verhältnis der zwei chronologischen Horizonte konnten ähnliche Beobachtungen in der südwestlichen Slowakei gemacht werden. 364 Die spätlengyelzeitlichen Funde stammen nur in drei Fällen aus Grabungen, auf zwei Stellen —in Gellénháza-Városrét und Zalaegerszeg-András­hida-FriedhoP 65 —mit recht geringfügigem Mate­rial. Die einzige großflächige Ausgrabung, die Fun­de solcher Art lieferte, wurde in Tekenye-Ocse durchgeführt. 366 Aus der Grabungsdokumentation stellte es sich aber nicht klar heraus, auf wie großer Fläche diese Funde verstreut lagen. Einmal —in Becsvölgy e-Barabásszeg-Vörösszeghegyi-dűlő— kamen sie beim Weinbau vor. In unserem Untersuchungsgebiet wurde bis heute kein Haus ausgegraben, welches zu dieser Phase gezählt werden könnte. 367 1992 ergrub E. Bánffy aber unweit von der südlichen Grenze unseres Untersuchungsgebietes, auf dem Fundort Zalaszentbalázs-Szőlőhegyi-mező die Trümmer dreier abgebrannter Gebäude. Die ersten zwei, NW-SO orientierten, 3 x 6,5-7 m großen recht­eckigen Häuser waren oberirdische Bauten mit Pfostenkonstruktion. In diesen Fällen konnten auch die Reste eines gestampften, erneuerten Fuß­bodens festgestellt werden. Die in der unmit­telbaren Nähe der Häuser vorgekommenen Kera­mikbruchstücke datierte die Ausgräberin in eine jüngere Periode als die durch die Funde von Veszp­rém-Felszabadulás-Str. repräsentierte. 368 Wir ken­nen noch zwei, zur späten (III) Phase der Lengyel­Kultur gehörende Gebäude, die auch in sich je ein Unikum sind. Das eine ist das Apsidenhaus von Veszprém-Felszabadulás-Str., 36 " und das zweite die Wohngrube von unregelmäßiger Form in Já­nosháza-Fürdődomb (Komitat Vas). 370 Zusammen­fassend kann man feststellen, daß es in den letzten Phasen (lila und Illb) der transdanubischen Len­gyel-Kultur keine einheitlichen Hausbauten gab, man soll mit der Vielfältigkeit der Bauten —nicht unbedingt Wohnhäuser —rechnen. Von großer Be­deutung ist der ebenfalls im Komitat Zala, in Bala­tonmagyaród-Hídvégpuszta ausgegrabene, eben­falls aus dieser Zeit stammende doppelte Kreis­graben mit klarem Wehrcharakter, 371 der bis heute in unserem Untersuchungsgebiet ohne Parallele steht. Über ähnliche Baubefunde wurde aus der Slowakei —von den Fundorten Branc, Nitra und Budmerice —berichtet. 372 Zur gleichen Zeit (MBK II) steigt die Anzahl der Höhensiedlungen in Mähren und Böhmen. Die 4-5 ha großen Siedlungen scheinen mit den geschichtlichen und gesell­schaftlichen Veränderungen dieser Zeit in Verbin­dung gestanden zu haben. 373 Die IIIa Phase der Lengyel-Kultur ist im west­lichen Transdanubien, in den Komitaten Zala, Vas und Veszprém am besten vertreten, aber das 63 Um die weiteren Mißverständisse zu vermeiden, sei hier der ursprüngliche Text noch einmal zitiert: „Es ist darauf hinzuweisen, daß die Keramikbruchstücke der Balaton­Lasinja I-Kultur bei den Geländebegehungen in vielen Fällen mit den Funden der Lengyel-Kultur gemeinsam vorkommen. Eine feinere Chronologie der Scherben der Lengyel-Kultur aus den Geländebegehungen kann wegen der im allgemeinen atypischen Scherben nur selten be­stimmt werden." (SIMON 1990, 52). 64 PAVÚK-BÁTORÁ 1995, 127. 65 Fundort V/9 bzw. V/97. 66 SIMON 1987. 67 Auf der Fundstelle Tekenye-Öcse wurden vier Objekte (17, 18, 22, 34) als „Häuser" bestimmt. Davon wurde eines (wel­ches?) später irrtümlich unter den Häusern der Spätlcn­gyel Kultur behandelt (BÁNFFY 1995d, 166). Aus dem Text (SIMON 1987, 15, Anm. 2) stellt sich klar heraus, daß die Funde dieser Grabung wegen der starken Störung der Schichten, die eine große Vermischung der Funde verur­sachte, im Grunde genommen als Streufunde betrachtet werden können. So wird die Datierung der einzelnen Bauten in Tekenye recht unsicher (SIMON 1987, 7). 368 BÁNFFY 1995a, 12; BÁNFFY 1995b, 46; BÁNFFY 1995c, 72-74; BÁNFFY 1995d, 166. 3N " RACZKY 1974, 188, Abb. 2-3, und 200 ff. 3711 KÁROLYI 1992, 6-7, Taf. 3. 371 BÁNFFY 1996a, 21-22, 28. 372 LICHARDUS-VLADAR 1970, 375, Abb. 3; VLADÁR-KRUI'ICA 1970, 369; LlCHARDUS 1986, 32; PAVÚK-BÁTORÁ 1995, 31, 33. 373 KAZDOVÁ et al. 1994, 147; VÁVRA 1994, 244.

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