Horváth A. László, Simon H. Katalin: Das Neolithikum und die Kupfzereit in Südwestdanubien. (Inventaria Praehistorica Hungariae 9; Budapest, 2003)

6. Die Kupferzeit - 6.2. Die frühe Kupferzeit

6.1.1. Diskussion Die Existenz des Begriffes „Kupferzeit" steht zur Debatte der Forscher seit mehr als einem Jahrhun­dert. In Ungarn wird dieser Begriff seit den Anfängen benutzt, 348 während er in anderen Län­dern durch die Benennungen „Aneolithikum" oder „Chalkolithikum" ersetzt wird. 349 In mehreren Län­dern, hauptsächlich in den deutschsprachigen Gebieten wird dieser Begriff und Terminus abge­lehnt. 350 Soviel ist für heute klar, daß das frühe Auf­treten des Kupfers an sich noch keine spürbaren Än­derungen im Leben der damaligen Gemeinschaften verursachte. 331 Über eine Kupferzeit im engeren Sin­ne können wir nur vom Auftreten der kupfernen Schwergeräte an sprechen. 352 In den meisten europä­ischen Ländern werden die Funde dieses Zeitalters zur Endphase des Neolithikums gerechnet. Die For­scher der verschiedenen Länder konnten sich in dieser Frage trotz der mehrmaligen Versuche nicht einigen. Obwohl viele Ergebnisse in den vorigen Jahrzehnten erzielt werden konnten, blieb die For­schung einen modernen, alle Ansprüche befriedi­genden Begriff der Kupferzeit noch schuldig. Die Dreistufengliederung der ungarischen Kupferzeit ist seit dem Anfang der 20er Jahre in Verwendung, die genaue Abfolge der einzelnen Kulturen blieb aber noch jahrzehntelang umstritten. 353 Als „kupferzeitlich" definierte Fundorte kennen wir zur Zeit in unserem Untersuchungsgebiet re­lativ viel, rund 40 Stellen gehören heute hierher (Karte 5). Diese Datierung bekamen Fundorte, auf denen wir auf der Oberfläche winzige, meistens dunkelgraue Gefäßscherben fanden, deren Beschaf­fenheiten darauf hinweisen, daß sie überwiegend zur Hoch- und Spätkupferzeit gehören können. 354 In diesen Fällen konnten auch die Ausdehnungen der Wohnplätze nicht bestimmt werden. Sie verteilen sich im Grunde genommen gleichmäßig auf dem genannten Gebiet, aber im nördlichen Teil kann man etwas mehr beobachten. Relativ viele Scherben liegen im Zala-Tal und nur wenige in den anderen Gebieten. Interessanterweise bilden diese Fund­plätze in einigen Fällen kleinere Gruppierungen, wofür man heute noch keine Erklärung hat. Solche sind in der Gegend von Bezeréd und Nagykapor­nak (Fundort VI /3-4, 8-10), Pakod und Zalaistvänd (Fundort VI/11-13, 30-32), Zalaegerszeg (Fundort VI /24-25, 27-28) und Pusztaszentlászló (Fundort VI/ 18-20) zu finden. Im günstigen Fall können sie später näher bestimmt werden. 6.2. DIE FRÜHE KUPFERZEIT 6.2.1. Die Spätphase der Lengyel-Kultur In Transdanubien ist die späte Lengyel-Kultur die erste Periode der in der ungarischen Terminologie „Kupferzeit" genannten Epoche. Die Bestimmung der Anzahl ihrer Fundstellen wird dadurch erschwert, daß die zum größten Teil aus Gelände­begehungen stammenden und in diese Zeit einreih­baren Fu nde —Kera mikbru chstücke —au f gru nd ihrer Charakterzüge schwer und darum nur selten von den klassischen Funden der Lengyel-Kultur zu scheiden sind. So entstand die widersprüchliche Lage, daß während die Fundorte noch im Kataster der neolithischen Lengyel-Kultur aufgezählt wer­den (Karte 4), ihre Auswertung hier, im kupferzeit­lichen Kapitel zu finden ist. Die Definierung der dritten Phase der Lengyel­Kultur ist in Ungarn eine relativ junge Erschei­nung. 1974 konnte solche Gegenstände P. Raczky aufgrund des Fundmaterials der Rettungsgrabung von Veszprém-Felszabadulás-Str. absondern. 355 Die ersten Spätlengyel-Funde wurden in unserem Komitat von Tekenye-Ocse publiziert. 35 '' Einen KALICZ 1982b, 120-121. ASLANIS 1992, 184; DOUSOUCLI 1992, 275; STRAHM 1981, 200; STRAMM 1982a, 19-20; STRAHM 1982b; LlCHARDUS 1976a, 202, 204; LICHARDUS 1991b; NEUSTUPNY 1969, 280-282; NEUSTUPNY 1991, 750; VAVRA 1989, Abb. 1; VÁVRA 1994, 246; ZÁPOTOCKY 1994, 261; RAKOVSKY 1989, 61; PAVÚK 1986a, 218; PA­VÚK-BÁTORA 1995, 135; TODOROVA 1978. RUTTKAY 1995, 108; PAPE 1982, 306-307; HACHMANN 1991, 699-700. Die frühesten Kupferfunde stammen im Nahen Osten aus den frühesten neolithischen Schichten vom 9. bis 8. Jahrtau­send (JESUS 1980, 145; MELLAART 1975, 52; ESIN 1976, 209 ff.; PERNICKA 1987; KALICZ 1992b, 3), als wir noch unzweifelhaft über keine Kupferzeit sprechen können. Die ersten Kupfer­funde des Karpatenbeckens und die von Südosteuropa treten aber schon ab dem 6. Jahrtausend v.u.Z. an auf (KA­LICZ 1992b, 11). 152 KALICZ 1982a, 10; KALICZ 1982b, 133; BOCNÁR-KUTZIÁN 1973, 300-301. 153 KALICZ 1982b, 120-122. Il4 Die Funde der Frühkupferzeit (der späten Lengyel-Kultur) sind aufgrund ihrer ziegelroten Farbe von den übrigen kupferzeitlichen Gefäßbruchstücken gut, von denen der vorangehenden Lengyelphasen dagegen schwer zu unter­scheiden. 155 RACZKY 1974. 156 SIMON 1987.

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