Horváth A. László, Simon H. Katalin: Das Neolithikum und die Kupfzereit in Südwestdanubien. (Inventaria Praehistorica Hungariae 9; Budapest, 2003)

6. Die Kupferzeit - 6.4. Die späte Kupferzeit

Boleráz-Gruppe bzw. Badener Kultur) erwie­sen. 04 Die Ausdehnung der Boleráz-Siedlung wurde in keinem Fall beobachtet und sie ist heute nicht mehr bestimmbar. 7. Zalaszentiván-Nagyfalud-puszta, LPG-major 1973 inspizierte L. Vándor den nördlich der Gemeinde, auf der östlichen Hochterrasse des Sárvíz-Baches liegenden Fundort. Er beobach­tete dort ein durch die Bauarbeiten eines LPG­Stalles zerstörtes (Doppel?)Grab, aus dem er nur die Bruchstücke einer verzierten Schüssel der Boleráz-Gruppe retten konnte. Dieses Ge­fäß soll zwischen den Toten gelegen haben. GM Inv.Nr. 86.7.1 (RégFiiz Ser. 1. No. 27, 1974, 24). 835 8. Zalaszentiván Bei Bauarbeiten an der Eisenbahnlinie in der Nähe der auf der nördlichen Terrasse der Zala liegenden Haltestelle kamen 1967 (?) auch cha­rakteristische Gefäßbruchstücke der Boleráz­Gruppe und der Lengyel-Kultur zum Vor­schein. Aus Mangel an näheren Angaben konn­te die genaue topographische Lage der Funde und die Umstände der Bergung nicht bestimmt werden. Die Größe der Bruchstücke weist dar­auf hin, daß sie aus Siedlungsobjekten ans Tageslicht kamen. GM uninventarisiert. 6.4.1.3. Diskussion Die riesige Kultur der Spätkupferzeit Ungarns ist eine der bekanntesten Ausprägungen der euro­päischen Vorgeschichte. Ihr Verbreitungsgebiet ist von dem der Vorgängerkulturen gut abzuleiten, es entspricht den Gebieten der Theiß-Herpäly-Csosz­halom- bzw. der aus diesen stammenden Kulturen in der Ungarischen Tiefebene. Im Laufe des langen Vereinheitlichungsprozesses integrierte sie das kul­turelle Erbe und zum Teil die Bevölkerung der Balaton-Lasinja-, der Furchenstichkeramik- und der Bodrogkeresztür-Kultur. Ziehen wir noch die eng verwandten CoCofeni-Kultur in Siebenbürgen in Betracht, wird es klar, daß die Badener Kultur im ganzen Karpatenbecken heimisch war, wozu sich noch ähnliche Kulturen in einem Streifen westlich und nördlich der Karpaten gesellten. 81 " Im Gegensatz zu früher sind aus der SW-Ecke Transdanubiens Siedlungen der Badener Kultur nun bekannt, doch läßt sich noch nicht von einem zusam­menhängenden Siedlungsnetz sprechen. Wir haben acht Fundplätze in unserem Untersuchungsgebiet, die wir in die Boleráz-Gruppe einreihen können. Wegen der sich vermehrenden Zahl der spätkupfer­zeitlichen Fundplätze scheint es jedoch berechtigt zu sein, die neuen Daten kurz zusammenzufassen. Die ersten Funde der Boleráz-Gruppe kamen in der Südwestslowakei, in Niederösterreich und in West­ungarn zum Vorschein. Dies erweckte den Anschein, als ob diese Gruppe nur im westlichen Teil des Karpatenbeckens gelebt hätte. Heute ist es schon aber klar, daß Boleráz-Fundstellen auch in der Ungarischen Tiefebene vorhanden sind, also deckt das Verbrei­tungsgebiet der Gruppe das ganze Karpatenbecken. 8­7 Weitere Siedlungsareale sind noch in Mähren, in Schlesien, in Kleinpolen und in Böhmen bekannt. Ein bedeutender Teil Nordkroatiens blieb aber in der ganzen Zeit der Badener Kultur unbewohnt. 818 Unser Untersuchungsgebiet liegt offenbar am westlichen Rand des Verbreitungsgebietes/™ was zugleich die Ur­sache der niedrigen Anzahl der hiesigen Fundorte sein kann. Die Existenz dieser Fundstellen beweist aber, daß dieses Gebiet von den Trägern der spätkupferzeit­lichen Zivilisation doch bewohnt war. 81 " Obwohl die der Badener Entwicklung vorange­hende Furchenstichkeramikkultur auf dem ganzen Territorium unseres Untersuchungsgebietes lebte, finden wir die ältesten Fundplätze der Badener Entwicklung nur auf dem nördlichen Teil dessel­ben. Die sechs, in unserem Untersuchungsgebiet bisher bekannt gewordenen Fundstätten der klassi­schen Boleráz-Gruppe 8 " weisen auf eine dünnere Besiedlung als im mittleren Teil Transdanubiens hin. Nördlich vom Plattensee und in dem Kapos­Tal wurden im Laufe der Geländebegehungen viel mehr Fundorte dieser Zeit beobachtet, 842 ebenso im östlichen Teil Niederösterreichs. 811 J. HORVÁTH bezieht sich auf KOREK 1960a, 70, obwohl dieser Fundort a.a.O. gar nicht erwähnt wurde (J. HORVÁTH 1970,45). In der Wirklichkeit handelt es sich hier um ein großes, völ­lig zerbrochenes und dadurch unrekonstruierbares, aber die eindeutigen Charakterzüge der Boleráz-Gruppe tragendes Vorratsgefäß (?), das aber die Hypothese über das Doppelgrab nicht unterstützt. MAKKAY 1991, 247. KOREK 1985; KARMANSKI 1970. 18 MARKOVIC 1994, Karta 12. w S. die Verbreitungskarte der Boleráz-Gruppe in Ungarn bei TORMA 1969, Abb. 8. 1(1 Am Ende der 60er Jahre wurde unser Gebiet noch für ein unbewohntes Territorium gehalten (TORMA 1969, 104). " Die Protoboleräz-Fundstelle von Misefa-LPG-Ställe wurde hier nicht in Betracht genommen. 12 TORMA 1969, Abb. 8. 11 RUTTKAY 1995, Abb. 20b.

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