Szabó József: Früh- und Mittelbronzezeitliche Gräberfelder von Battonya. (Inventaria Praehistorica Hungariae 8; Budapest, 2000)

J. József Szabó: Früh- und mittelbronzezeitliche Gräberfelder von Battonya

menschlichen Schädels der Schädel eines Hundes be­funden hatte. Die Gefäße in den Gräbern beinhalteten ursprüng­lich aller Wahrscheinlichkeit nach Speisen und Ge­tränke. Ihre Lage in den Gräbern weist eine gewisse Regelhaftigkeit auf; dies haben bereits Gyula Gazda­pusztai und Annamária Gazdapusztai konstatiert. Man fand die Beigaben in den Körpergräbern im allgemei­nen an drei Positionen: in den meisten Fällen vor dem Gesichtsteil des Schädels, dann in Brusthöhe im Bereich der Hände, manchmal sogar direkt oberhalb der Hände, selten bei den Füßen. In manchen Fällen konnte man sie hinter dem Bestatteten dokumentieren, entweder beim Schädel, oder beim Becken. 26 Auch die Beobachtungen der Grabungen in den siebziger Jahren bestätigten diese Regel. Die Tierknochen, über­wiegend Rinderknochen, sind als echte Beigaben zu werten. Sie kamen im allgemeinen vor dem Schädel im Bereich der Hände, selten im Bereich der Füße vor. Auch für die damalige Trachtausstattung lieferten uns die Körpergräber Angaben. Bei den Frauengrä­bern ist besonders das Grab 110 erwähnenswert. Ähn­lich wie im Grab 68 kamen um den Schädel goldene Lockenringe mit übereinandergelegten Enden zum Vorschein. Sie sind aufgrund ihrer Lage in den Gräbern als Haarschmuck zu werten, ähnlich wie die Goldbleche in den Gräbern 38, 68 und HO. 27 Als Bestandteile von Halsketten gelten die Perlen aus Fayence, Schnecken, Muscheln und Bernstein. Auf diesen Ketten waren sicherlich auch die gegossenen, herz- oder halbmondförmigen Anhänger befestigt (Abb. 39 und 42), ähnlich wie in den Gräbern der Szöreg-Phase der Maros-Kultur. 28 Im Grab 28 kam auf dem rechten Arm ein Ösenreif aus Bronze zum Vorschein. Ein eigenartiges Tracht­stück ist der bronzene Fußreif mit Ösen. Ein solcher kam in den Gräbern 68, 96 und 105 paarweise, im Grab 90 vereinzelt zum Vorschein. Diese Trachtaus­stattung ist in den bronzezeitlichen Kulturen dieser Region bislang unbekannt, den bisherigen Kenntnis­sen nach sind diese die ersten, in den originalen Fund­lagen beobachteten Fälle. 29 In den Männergräbern konnte man Informationen über die Lage der Waffen gewinnen. Besonders das Grab 92 ist aus diesem Gesichtspunkt interessant. In der Nähe der linken Hand befand sich der Knaufteil 26 VARGA-GAZDAPUSZTAI 1967,32. 27 BONA 1975a, 99, 101. 28 BONA 1975a, 86 f, 100. * Nach freundlicher Mitteilung von Tibor Kovács konnte er drei solche Stücke im Füzesabonyéi" Gräberfeld von Tiszafüred beo­bachten. 30 SZABÓ 1994. 31 VARGA-GAZDAPUSZTAI 1967,32. 32 BONA 1975a, 110 f., 143. eines Dolches. In der rechten Hand sollte der Stiel einer Axt eingelegt sein, ähnlich wie im Falle von Grab 122. 30 Brandgräber Die Brandgräber wurden in vielen Fällen durch spätere Störungen stark beeinträchtigt, wobei die an­dauernde Pflugtätigkeit den größten Schaden verur­sachte. Diese Gräber wurden regelmäßig nur bis in etwa der Höhe des Überganges von der Humusschicht zum gewachsenen Boden eingetieft. Die Gefäße lagen im allgemeinen mit der Standfläche auf der Grab­sohle; die Grabgruben zeichneten sich bei diesen Gräbern nicht im Boden ab. Infolge der häufigen Störungen ist das Verhältnis der Urnen- zu den Brand­schüttungsgräbern zueinander nicht bestimmbar. Auf dem Gebiet der Grabungen der siebziger Jahre, mit Ausnahme von Grab 108, kam kein Grab zum Vor­schein, das eindeutig als Brandschüttungsgrab zu be­werten ist. In den Fällen, in denen diese Möglichkeit bestünde, waren die Gefäße immer vollständig zerbrochen. Auf diese Weise konnte man nicht ent­scheiden, welche Funktion diese Gefäße erfüllten. Sie könnten entweder als Urnen oder als Speichergefäße für Trank- und Speisebeigaben gedient haben. Gyula Gazdapusztai ist es gelungen, zwei Arten von Brand­schüttungsgräbern zu beobachten. Bei einer wurden die Beigaben auf den Leichenbrand gelegt, bei der anderen wurden sie rundherum deponiert. 31 Bei den Brandgräbern konnte lediglich ein einziges Mal ein Oberschenkelknochen eines Tieres beobachtet werden, welcher als Speisebeigabe zu werten ist (Grab 72). Im Falle der Gräberfelder von Battonya gehört die Anwesenheit der Brandgräber zu den wichtigsten As­pekten der Fragestellungen. Als einfachste Erklärung bietet sich dazu die Änderung der Grabriten wegen des Erscheinens einer neuen Population an. 32 Man kann damit einverstanden sein, daß man hinter den verschiedenen Bestattungsbräuchen „nicht unbedingt eine qualitative Wandlung suchen muß" 33 bzw. daß beide Bestattungsbräuche von Anfang an anwesend waren. 34 Auf alle Fälle muß man in der Ottomány­Kultur 35 die Analogien zum Grabritus der Brandbe­stattung suchen. Auch gewisse Aspekte der Keramik VARGA-GAZDAPUSZTAI 1967, 38. PRIMAS 1977, 16 f. Den Begriff „Ottomány-Kultur" brauchen wir nach der Auffas­sung der ungarischen Forscher: BONA 1975b, 284 f; KALICZ 1970, 26, 30. Die Meinungen der ausländischen Archäologen weichen grundlegend ab: KOVÁCS 1982a, 153 f.; KOVÁCS 1982b, 286. BONA 1992, 29 f. Der eponyme Fundort (ungarisch Ottomány) liegt heute in Rumänien in der Gemeinde Otomani.

Next

/
Oldalképek
Tartalom