Kalicz Nánor: Früchneolitische Siedlungsfunde aus Südwestungarn. (Inventaria Praehistorica Hungariae 4; Budapest, 1990)

EINLEITUNG - IV. DIE BESTATTUNGEN

IV. DIE BESTATTUNGEN In Südtransdanubien sind bisher nur in Lány­csók zwei Bestattungen ans Tageslicht gekommen. Deshalb müssen auch die auf dem Gebiete der Starcevo-Kultur aufgefundenen weiteren Bestattungen untersucht werden, um ein Bild von der Bestattungs­weise dieser Kultur zu erhalten. Im südöstlichen Teil des Grubenkomplexes 2/9 fanden wir etwa 25 bis 30 cm über dem Boden des Grubenteils zwei Bestattungen (Grab 1 und 2: Taf. 7, 3; Taf. 8, 3, 5-6). Grab 1. Mittelgroßes Skelett einer am Rücken liegenden erwachsenen Person, in mittlerer Hockerla­ge, nach links geneigt. Die Beine waren an das Becken gezogen. Der linke Arm lag ausgestreckt neben dem Körper, der rechte Unterarm ruhte, im Ell­bogen gebeugt auf dem Brustkorb, NW-SO Richtung. Tiefe des Grabes 140 cm. Eine Beigabe war nicht vor­handen, es sei denn, daß man den neben dem linken Unterarm liegenden ein wenig ovalen, flachen Tonge­genstand als eine solche ansieht (Taf. 15, 7). Da aber das Grab in die Auffüllerde der Grube gegraben worden war, ist es nicht sicher, daß dieser Gegenstand zur Bestattung gehörte. Grab 2. Schlecht erhaltenes Skelett eines Klein­kindes in mittlerer Hockerstellung, auf der linken Seite liegend, 30 cm hinter Grab 1. (Taf. 7, 3; Taf. 8, 3). Tiefe des Grabes 140 cm. Seine Richtung ist O-W, also der Richtung des Skeletts in Grab 1 entgegenge­setzt. Die beiden Toten wurden vielleicht zugleich in ein gemeinsames Grab bestattet. Darauf kann man aus ihrer Nähe zu einander und aus der gleichen Grabes­tiefe schließen. Das gemeinsame Grab wahrscheinlich in die ganz oder zum Teil schon aufgefüllte Grube 2/9 gegraben. Wir halten es nicht für wahrscheinlich, daß die Bestattung in die Abfallgrube Absicht war, weil nicht nur neuere, sondern auch die Prüfung früherer Beobachtungen einer Verallgemeinerung solcher Ver­mutungen widerspricht. Die anthropologische Bearbeitung der Skelette wurde von Zs.K. Zoffmann vorgenommen. 152 Nach ihrer Feststellung handelt es sich bei dem erwach­senen Skelett um eine 53 bis 59 Jahre alte Frau, das Kind dürfte 2 Jahre alt gewesen sein. Da im Starcevo­Körös-Cri§-Komplex bisher wenig anthropologisches Material gefunden wurde, das untersucht werden kann, stellte sie eine starke taxonomische Hetero­genität fest, und führt diese auf den vermutlichen genetischen Abwechslungsreichtum des großen Kul­turkomplexes zurück. Vielleicht zeugt die anthropo­logische Vielfalt von der Vermischung der Einwan­derer aus dem Süden mit Volkselementen lokalen Ur­sprungs. V. Lekovic erwähnt auf dem Gebiete der Starcevo-Kultur von etwa zwanzig Fundorten herrüh­rende 110 Bestattungen, wobei er auch die in den Fundorten Donja Branjevina, Bogojevo. Bac, usw., also in der Berührungszone derr Starcevo- und der Körös-Kultur erschlossenen Bestattungen dazu­zählt. 153 Unter diesen haben wir aber nur in Bezug auf 69 Individuen eine Information. Von den 69 sind die Knochenüberreste von 22 in zerstobenem Zustand zum Vorschein gekommen. Die Struktur des Grabes kennen wir in 18 Fällen, und wir haben 20 Daten über ihre Ausrichtung. Es überrascht, daß Lekovic 15 Fälle kennt, in denen Beilagen gefunden worden waren. Die Angaben berichten über eine große Vielfalt der Be­stattungen. Es besteht kein Zweifel, daß alle Bestat­tungen auf dem Gebiet der Siedlungen zum Vorschein gekommen sind. In welchem Teil der Siedlungen die Gräber aber gefunden wurden, ist nur mit wenigen Informationen belegt. In Vinkovci entdeckte Dimit­rijevic die vier Gräber im südlichen Teil des erschlos­senen großen Gebietes. 154 Am Fundort Starcevo wurden auf dem mehrere hundert Quadratmeter unfas­senden Gebiet drei Bestattungen gefunden, auf zwei davon stieß man in einer Grube. 155 Am Fundort Obrez-Bastine gehörte zu dem nicht großen Gra­156 bungsgebiet nur eine einzige Kindesbestattung. In den in das Frühneolithikum gehörenden Schichten III a-b von Lepenski Vir waren die Gräber, wie Srejovié berichtet, auf dem 5000 m 2 großen, erschlossenen Gebiet, am Rande der Siedlung fast als Friedhof ange­ordnet und umgaben die Siedlungsobjekte in einer ovalen Linie. 15 Srejovic teilt keine Gräberzahl mit, datiert aber alle Hockerbestattungen ins Frühneolithi­kum. Die Zahl der Gräber kann mit den zerstöberten zusammen 50 betragen haben. Da die Gräber keine Beigaben enthielten und am Fundort auch frühere und spätere Perioden zugegen waren, kann man nicht mit Bestimmtheit entscheiden, wie viele der Gräber wirk­lieh frühneolithische Bestattungen waren. Fünfzig Gräber wären eine fast schon einen Friedhof bildende Einheit mit der höchsten Gräberzahl an einem Starcevo-Fundort. Am Fundort Zlatara in Ostsyrmien fand V. Lekovic im südöstlichen Teil der Siedlung zwei au­ßergewöhnliche Gräber mit drei Bestattungen. 159 Da auch in Transdanubien mit dem Vorkommen solcher Gräber zu rechnen ist, sollen sie hier eingehender be­sprochen werden. In beiden Fällen besteht das Grab

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