Kalicz Nánor: Früchneolitische Siedlungsfunde aus Südwestungarn. (Inventaria Praehistorica Hungariae 4; Budapest, 1990)

EINLEITUNG - III. SIEDLUNGSGESCHICHTE

den Schluß zu, daß die Kleinfamilie die Einheit der Siedlungsgemeinschaften war. Eine hierarchische Gliederung beweisen die Bauten nicht. Sie drücken aber einen gewissen Grad von Organisiertheit aus, was in erster Linie in der Wahl des Siedlungsortes und in der Anordnung der Häuser und Nebenbauten zur Geltung kommt. Schon die bisher gewonnenen Anhaltspunkte schließen die Annahme von Siedlun­gen (Dorfgemeinschaften) mit einer großen Bevölke­rungszahl aus. Die Beobachtungen am Eisernen Tor zeigten, daß sich die Feuerstellen meist im Freien, neben den Häusern befanden. 150 Am Fundort Mala Vrbica Ajmana wurde auch eine Werkstatt für die Er­zeugung von Steinbeilen aufgefunden und in ihr eine Menge von Halbfertig- und Fertigprodukten, die den Bedarf einer Person oder einer Familie bei weiten überschritt. 151 Die Werkstatt bezeugt auch die Exis­tenz einer gewissen Arbeitsteilung und zugleich auch eine niedrige Stufe der Organisiertheit. Insgesamt muß man auf dem ganzen Gebiet der Starcevo-Kultur mit kleineren Schwankungen die Existenz kleiner, aus einigen Häusern bestehender Dörfer annehmen, wo man zu einer gegebenen Zeit kaum mit mehr als hundert Einwohnern rechnen kann. Mit Rücksicht auf die derzeitigen Zustände der Erschließung (aber auch auf die Oberflächenerscheinungen) haben statistische Schätzungen keine Gültigkeit, da wir die regelmäßig auftretenden Erscheinungen, die Lebensdauer der Siedlungen sowie deren Phasen nicht kennen. (Vor­läufig ist es uns z.B. nicht bekannt, wann man mit dem Verlassen der Siedlungen und mit der Rückkehr rechnen kann, wann mit dem Verfall oder mit der Zer­störung der Häuser, bzw. mit ihrem Wiederaufbau in einem anderen Teil der Siedlung.)

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