Korek József: Die Theiß-Kultur in der mittleren und nördlichen Theißgegend. (Inventaria Praehistorica Hungariae 3; Budapest, 1989)
József KOREK: Die Theiß-Kultur in der mittleren und nördlichen Theißgegend - 4. Verbreitung und Siedlung
erschlossenen und durchforschten Teilen geurteilt, war der Kern der Siedlung etwa 7000 m 2 groß und ging nach W zu in eine sich verschmälernde Nase aus. Durch den Bau der Böschung wurde die Hälfte der Siedlung vernichtet, die erhalten gebhebene andere Hälfte — von der Größe von etva 3000 m 2 — wurde von uns freigelegt. Der erschlossene Teil ergibt zwei zusammenhängende Flächen, von welchen das dem Ufer am nächsten gelegene 2500 m 2 große Gebiet geeignet ist, das sich auf die ganze Siedlung beziehende Büd umzureißen. Die Bauten der Siedlung von Kisköre sind sowohl der Form als auch der Bautechnik nach von den Siedlungen des südlichen Alföld abweichend. Hier ist die Wohngrube das charakteristischste Bauobjekt. In der Forschung des Neolithikums büdet die Voraussetzung der Benutzung der Grube als Wohnung von je an ein Thema, jedoch das Problem ist selbst bis heute noch immer nicht abgeschlossen. Die kleinen Ausmaße der früher freigelegten Gruben, die meistens tief waren, dürften vor allem durch das Fehlen der Feuerstehe in der Tat nicht zum menschlichen Aufenthalt geeignet gewesen sein. Im Laufe der Erschließungen kamen in einem größeren zusammenhängenden Gebiet 10 große Gruben zum Vorschein, die schon geeignet sind, als Stellen zum ständigen Aufenthalt für die Menschen betrachtet zu werden (Abb. 2). Die Gruben 2,3,6,8 halten wir für mittelgroß, ihre Größe bewegt sich zwischen 3X3, 3X4 m, mit einer Grundfläche von etwa 10— 12m 2 . Die großen Gruben (1,4,5,7,9, 10) haben eine Grundfläche von annähernd 20—22 m 2 , diese Größe entspricht den kleineren Häusern mit Satteldach in den Siedlungen des südlichen Alföld. Der Boden der Gruben ist flach, gleichmäßig, auch die eingegrabene Seitenwand ist ziemlich steil, was den Erfordernissen einer Hütte entspricht. Der wichtigste Faktor ist das Vorhandensein der Herdstehe, die fast ohne Ausnahme in einer jeden Behausung vorgefunden werden kann; und dort wo sie nicht von ständigem Charakter zu sein scheint, auch dort kann während der Ausgrabung überall die Spur der angebrannten Erde, die Stelle der gelegentlichen Befeuerung beobachtet werden. Die Feuerstelle wurde entweder am Boden der Grube oder in die Seitenwand eingetieft stets höher als das Fußbodenniveau errichtet. Sie sind halbkreisförmig und die hohe, schräge Wandausbildung weist darauf hin, daß sie mit der Technik der aus der Erde ausgehöhlten Öfen gemacht wurden. Eine neue Erscheinung ist die Bank, die sich am besten in der Grube Nr. 2 abgezeichnet (Abb. 6) und gegenüber dem Zugang fast die Hälfte der Grube umnommen hat. In kleineren Details fanden wir diese Erscheinung auch in der Grube 6 vor. Diese Beobachtung untermauert die Annahme, daß diese Gruben als Wohnungen benutzt wurden. Pfostenlöcher, die die Bedeckung der Gruben zweifehos beweisen würden, kamen nicht zum Vorschein. Auffallend ist auch das Fehlen des zusammenhängenden Lehmbewurfes; es waren überall nur kleine Lehmklumpen vorhanden, was die stellenweise Befestigung mit Lehm bzw. die dünne Verschmierung einer aus Ruten geflochtenen Wand wahrscheinlich macht. Diese Erscheinung läßt darauf schließen, daß auf eine dünne Holzkonstruktion Häute oder Schilf aufgehängt wurden, mit welchen man bloß einen kleinen Teil der Hütte bedeckt hat. Mit Vergleich mit den anderen Bauten der Siedlung kann die Funktion der Gruppen bestimmt werden. Die in ihnen gefundenen Muschelschichten, die zwischen ihnen sichtbaren Planierungsniveaus, die auf den Niveaus vorfindbaren Feuerstellen weisen auf eine längere Benutzung hin. Aufgrund all dieser können wir die Gruben als Arbeitsstellen zur Zubereitung der Speisen halten und wir irren uns vielleicht nicht, wenn wir diese als küchenartige Bauten bestimmen. In der Ernährung der Bewohner der Siedlung spielte die Unio-Muschel eine große Rolle, deren Schalen die Gruben bald auffüllten und dies erklärt, daß sich auf der Siedlung am meisten dieser Typ befindet. Diese Gruben haben im Alföld ihre bestimmten Vorläufer. Auf den Siedlungen der Alföld-Linearkeramik im mittleren und nördlichen Alföld wurden bisher nur diese Objekte erschlossen. Das Auffinden der für ein ausgesprochenes Haus haltbaren Objekte mit Pfostengerüst läßt noch auf sich warten. In Kisköre erschlossen wir ün W-Teil der Siedlung, in der Niederlassung der Linearkeramik des Alföld 3 völlig gleiche Wohngruben, 117 die der Größe und der Tiefe nach völlig entsprechende Vorläufer der Theiß-Wohngruben sind. Ähnliche Gruben erscheinen auch auf der Siedlung von Szerencs, wo der für die Siedlungen des südlichen Alföld charakteristische Haustyp ebenfalls fehlt. Seine Variante ist die Wohngrube mit Bank, aus der zwei ans Tageslicht gekommen sind. Dieser Typ ist nicht für die Siedlung von Kisköre, sondern für die Gegend der Mittleren und Oberen Theiß charakteristisch, obwohl auch im nördlichen Gebiet sich Daten vorfinden, wonach auf der Siedlung von Bodrogkeresztúr auch verschmierte Häuser mit eckigem Grundriß gestanden haben. 118 Der andere Bautyp der Siedlung ist das Haus mit Pfostengerüst. Es kommt in ovalen und eckigen Formen vor. Die Dachkonstruktion des ovalen Hauses ruhte auf vier senkrechten Pfosten. Zur Rekonstruierung der Dachkonstruktion boten sich mehrere Lösungen. Interessanterweise waren im Haus solchen Typs zwei Feuerstellen. Die eine war an das Bodenniveau angehaftet, die an der Seite errichtete in die Erde eingehöhlt und halbkreisförmig. Die zwei Feuerstellen versahen verschiedene Funktionen. Unserer Annahme nach diente die ofenartige Feuerstelle vor allem zum Kochen, die andere für die Heizung. Daß die Objekte als Wohnstätten dienten, wird durch das Vorhandensein der auf dem Fußbodenbelag liegenden Gerätfunde und des Vorratsgefäßes bewiesen. Der andere Typ ist die eckige, in der Mittelachse liegende Feuerstelle mit vier Pfostenstellen. Ihre Grundfläche beträgt 5 X 3,5 m, gehört also zu den mittelgroßen Typen. Auffallend groß sind die mehr eckig ausgebüdeten Pfostenstellen, die unter den im Laufe der neohthischen Forschung beobachteten Häusern eine neue Erscheinung sind. Seitdem sind in Herpály und Öcsöd auch solche Häuser mit Pfostenkonstruktion zum Vorschein gekommen, mit welchen wir aufgrund der zum Teü erhalten gebliebenen Pfostengruben auch in Kisköre rechnen können. 119 Die Errichtung von in den harten Wiesen-